Eine Zusammenfassung der letzten 750 Jahre in Kladow

Die Dorfkirche Kladow. | Foto: Christian Hahn
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Kladow.

Spandaus südlicher Zipfel hat eine lange Geschichte. Viel passierte in den vergangenen Jahrhunderten. Schönes und Trauriges. Katastrophen und immer wieder Neubeginn. Es wurden Kriege überstanden und tödlichen Krankheiten getrotzt. Man sah Herrscher kommen und gehen. Doch eines war in Stein gemeißelt: Der Kladower hat alle Zeiten überstanden.

Nonnen, Pest und 30-jähriger Krieg. Es ist das Jahr 1267. Erstmals wird ein Ort namens Clodow, das heutige Kladow, urkundlich erwähnt. Ritter Arnold von Bredow macht eine Schenkung an das Benediktiner-Nonnenkloster zu Spandau. Für die nächsten gut 300 Jahre ist Kladows Geschichte eng mit der des Klosters verbunden. Im Zuge der Reformation durch Martin Luther wird das Kloster 1558 aufgelöst.

Kurfürstliche Domäne

Kladow ist von nun an kurfürstliche Domäne. Neuer Besitzer ist Kurfürst Joachim II. Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618-1648 erlebt der Ort schwere Zeiten. Nicht nur, dass Kladow geplündert wurde, auch die Pest trieb ihr Unwesen. Davon erholt sich Kladow nur sehr langsam. Im Jahre 1772 werden lediglich 85 Einwohner gezählt.

Brandkatastrophe und Wandel. Der 4. April 1808 ist ein schwarzer Montag. Ein Großbrand wütet in Kladow. Fast alle Gebäude, inklusive der Kirche und des Pfarrhauses, werden vernichtet. Erst zehn Jahre später wird die Dorfkirche im neogotischen Stil wieder aufgebaut.

Das Jahr 1894 sorgt für einen Bauboom. Denn Gutsbesitzer Ernst Schütze parzelliert einen Teil seiner Ländereien. Diese Grundstücke bietet er zum Kauf an. Es ist der Startschuss für die Villenbebauung am Havelufer. Die neuen Grundstücke führen auch zu einer kleinen Bevölkerungsexplosion. Im Jahre 1900 leben 662 in Kladow.
Kladow wird Teil von Groß-Berlin

Knapp 100 Jahre nach dem verheerenden Brand von 1808 bekommt das Örtchen 1904 seine eigene Feuerwehr. Ein weiterer Meilenstein folgt zwischen 1919 und 1920: Das elektrische Licht hält Einzug in die Kladower Häuser.

Vom Dorf zum Teil einer Weltmetropole. Am 27. April 1920 folgt die wohl größte Veränderung in der Kladower Geschichte. War man bisher doch immer recht selbstständig, ist dieser Status nun vorbei. Die Stadt Groß-Berlin wird gegründet und Kladow ist ein Teil davon. Im folgenden Jahrzehnt wird der Spandauer Süden fit gemacht für das Leben in der Großstadt. Es kommen Wasserleitungen und eine dauerhafte Busverbindung Richtung Spandau. Vor dem Zweiten Weltkrieg leben fast 3000 Menschen in Kladow.

Nachkriegsjahre und Todesstreifen. Nach Ende des 2. Weltkrieges wächst Kladow. Per alliiertem Kontrollratsbeschluss werden am 30. August 1945 Teile des Flughafens Gatow sowie die Siedlung Wochenend-West Kladow zugeordnet. Ab 1961 beginnt das Leben der Menschen von Kladow auf der "Insel" West-Berlin, denn der Todesstreifen ist nun fertiggestellt.

Mauerfall, Frieden und Jahrtausendwende. An den Heiligen Abend von 1989 werden sich die Menschen von Kladow bestimmt noch gerne erinnern. Wurde an diesem Tage doch der Grenzübergang nach Groß Glienicke geöffnet. Eine erneute Zeitenwende kündigte sich an. Kaum ein Jahr später ist die Deutsche Demokratische Republik Geschichte. Das Kladower Leben auf der Insel ist nach fast drei Jahrzehnten beendet.

Es beginnt eine erneute Phase des Wachstums und besonderer Feierlichkeiten. Bereits zwei Jahre nach Auflösung der DDR feiert Kladow 1992 sein 725. Geburtstag. Federführend bei den Feierlichkeiten ist das Kladower Forum.

Wohnen auf dem Flughafen

Der Flughafen Gatow wird mit Abzug der Alliierten stillgelegt. Kurz vor der Jahrtausendwende beginnen die Vorbereitungen zum Bau von 1200 Eigenheimen. Diese sollen auf der ehemaligen Landebahn des Militärflughafens entstehen. Später wird das Areal den Namen „Landstadt Gatow“ tragen. Dass Neubauten jedoch nicht überall entstehen dürfen, zeigt nur ein Jahr später der Einsatz der Bürger, die eine Bebauung des Gutsparks Neukladow verhindern. Luxuswohnungen sollten hier entstehen.

Die Zukunft liegt im 21. Jahrhundert. Das Jahr 2000 läutet nicht nur ein neues Jahrtausend ein, sondern bringt auch die Eröffnung des Hans-Carossa-Gymnasiums in der Landstadt Gatow. 2003 folgt der vorerst letzte Schub für den Ortsteil Kladow: Teile des ehemaligen Flugplatzes Gatow, der Golfplatz, Teile des dazugehörigen Kasernengeländes und die neu erbaute Landstadt Gatow gehören nun offiziell zu Kladow.

Jetzt ist die Gegenwart erreicht. Kladow, das früher mal Clodow hieß, wird 750 Jahre jung. Ein weiterer Meilenstein in der bewegten Geschichte des Spandauer Ortsteils im Süden. Und gewiss nicht der letzte. gw

Autor:

Georg Wolf aus Mitte

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