Wegweiser in neuer Lebenslage
Almuth Zieglschmid arbeitet als Babylotsin

Babylotsin Almuth Zieglschmid vor ihrem Büro im Krankenhaus Havelhöhe. | Foto:  Privat
  • Babylotsin Almuth Zieglschmid vor ihrem Büro im Krankenhaus Havelhöhe.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Thomas Frey

Seit 2018 gibt es in Berlin das Programm Babylotse. Es unterstützt Eltern nach einer Geburt. In allen Geburtskliniken gibt es eine solche Babylotsin. Eine von ihnen ist Erziehungswissenschaftlerin Almuth Zieglschmid im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Mit ihr sprach Spandauer-Volksblatt-Reporter Thomas Frey.

Was bedeutet der Begriff Babylotse?

Almuth Zieglschmid: Wir Babylotsinnen ermöglichen den Eltern, vor und nach der Geburt ihres Babys Ansprache und Hilfe für die neue Lebenssituation. Das betrifft natürlich alle Fragen rund um die Geburt, aber auch die Situation der Familie. Vielleicht gibt es aber auch Probleme mit Behörden. Das Ziel ist, frühzeitig Belastungen zu erkennen, die zu einer Krise führen könnten.

Wie erfahren die Eltern von diesem Angebot?

Almuth Zieglschmid: Da gibt es zum Beispiel das Internetportal der Senatsgesundheitsverwaltung auf https://bwurl.de/19j8 oder auch die Onlineportale der beteiligten Krankenhäuser in der Stadt. Wenn Hebammen während der Schwangerschaft ihre Erstgespräche führen, können sie auf uns hinweisen. Gleiches passiert bei den Informationsveranstaltungen in den Kliniken. In den meisten Fällen sprechen wir die Frauen dann aber erst nach der Geburt ihres Kindes an. Unsere Hilfe und Unterstützung wird in den Fällen besonders angeboten, wenn Risiko- oder Belastungsfaktoren ersichtlich werden.

Was bedeutet das konkret. Was sind das für Faktoren?

Almuth Zieglschmid: Wenn zum Beispiel die Vermutung besteht, dass Eltern oder Mütter die neue Situation überfordern könnte. Das kann Alleinerziehende betreffen. Oder auch, wenn die Partnerschaft belastet ist. Die wirtschaftliche Situation kann schwierig sein. Es können sich Unsicherheiten ergeben, wenn die Geburt anders verlaufen ist als gedacht, zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt. Es geht auch um Probleme, mit denen Familien von außen konfrontiert sind. Jemand ist neu in Berlin, muss sich hier einleben, im Behördendschungel zurechtfinden. Und das mit einem Baby.

Wie verläuft die Direktansprache?

Almuth Zieglschmid: In einem persönlichen Gespräch werden mögliche Belastungsfaktoren angesprochen. Wichtig ist, die Frauen erzählen zu lassen, ihnen Raum zu geben. Das Gespräch offenzuhalten. Und bei Problemlagen gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen. Was könnte helfen? Wird eine weitere Vermittlung gewünscht?

Das heißt, Babylotsinnen lotsen weiter?

Almuth Zieglschmid: Ja, vor allem zu entsprechenden Einrichtungen und Angeboten aus dem Bereich der frühen Hilfen wie etwa die Familienhebammen, die Stadtteilmütter oder zu wohnortnahen Beratungs- und vor allem Familienzentren. Hier auf dem Krankenhausgelände gibt es zum Beispiel das Familienforum Havelhöhe als Anlaufstelle. Wir sind sozusagen der Wegweiser für weitere Unterstützung, manchmal auch Tippgeber. Wir können beispielsweise keine Kitaplätze vermitteln ,aber Hinweise geben, was bei der Suche beachtet werden sollte.

Wie reagieren die Frauen oder Eltern beim Kontakt mit den Babylotsin?

Almuth Zieglschmid: Meine Erfahrungen sind hier größtenteils sehr gut. Es gibt wenige Ausnahmen, in denen das Gespräch abgelehnt wird. Generell sind die Menschen aufgeschlossen und interessiert.

Und was soll vor allem erreicht werden?

Almuth Zieglschmid: Im Mittelpunkt steht das Wohl des Kindes. Wenn den Eltern eine Entlastung durch Hilfe angeboten wird, kann das Neugeborene und seine Geschwister einen möglichst unbeschwerten Start im Familienalltag erleben. Eine wichtige Grundlage für einen gesunden weiteren Lebensverlauf. Wie gut das gelingt, hängt aber wesentlich von den Eltern ab.

Was wünschen Sie sich für das Programm Babylotse?

Almuth Zieglschmid: Es könnte ruhig noch etwas bekannter werden. Weitere Lotsinnen wären ebenfalls gut. Wir sind in Havelhöhe zu zweit. Vor allem darf es keine Abstriche an diesem Programm und insgesamt bei Hilfen für Kinder geben.

Babylotsinnen im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Sprechstunden: Mo, Mi und Fr jeweils von 10 bis 12 Uhr, Telefon 365 01 14 28, E-Mail: babylotse@havelhoehe.de. Mehr Informationen gibt es auf https://bwurl.de/19ja.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 677× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.343× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.000× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.441× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.344× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.