Kleines Museum erinnert an die Köpenickiade
Köpenick. Der 16. Oktober 1906 ist in der Geschichte der Gemeinde Köpenick ein ganz besonderes Datum. Damals überfiel ein gewisser Wilhelm Voigt (1849-1922) mit ein paar Soldaten das Rathaus am Berliner Stadtrand.
Durch die Köpenickiade wurde das damalige Cöpenick in der ganzen Welt bekannt. Obwohl der arbeitslose Schuhmacher ein Schwerverbrecher wahr, erinnern am Tatort ein Denkmal und eine Gedenktafel an ihn. Und im Rathaus selbst gibt es ein kleines Museum.
2016 wurde die Ausstellung im historischen Kassenraum komplett neu gestaltet. „Die kurz nach der Wiedervereinigung gestaltete Ausstellung war inhaltlich und technisch verschlissen. Wir haben mit Legenden, die vor allem durch den Roman von Carl Zuckmayer und dessen Verfilmungen verbreitet wurden, aufgeräumt. Dazu gehört vor allem das Märchen, dass sich Voigt in Köpenick einen Pass beschaffen wollte“, sagt Stefan Förster vom Heimatverein Köpenick, einer der Kuratoren.
Er und die anderen Autoren der Ausstellung haben Akten aus dem Jahr 1906 eingesehen und ausgewertet. Dabei wurde auch bekannt, warum sich der räuberische Möchtegern-Hauptmann mit relativ bescheidenen rund 3500 Mark zufrieden geben musste. Er kam schlicht nicht an den mächtigen Tresor, der noch immer am gleichen Ort steht und in der Ausstellung besichtigt werden kann. „Um die Tür zur Stahlkammer und dann den Tresor zu öffnen, brauchte man drei Schlüssel. Jeweils einen hatten der Bürgermeister und der Hauptkassierer der Gemeinde bei sich. Der dritte Schlüssel wurde vom Finanzvorstand der Stadtverordneten verwahrt und der war nicht im Rathaus und auch nicht in seiner Wohnung. So kam Voigt nur an das Bargeld, welches für die Tagesgeschäfte in der Kasse lag, heran“, erzählt Stefan Förster.
Besucher der Ausstellung erfahren Wissenswertes zur Zeit, in der die Köpenickiade geschah. So spielte der der große Respekt, den das Militär in Preußen genoss, bei der Umsetzung des Überfalls eine Rolle. Auch über das weitere Leben Wilhelm Voigts, der vier Jahre Gefängnis erhielt, von Kaiser Wilhelm II. nach zwei Jahren begnadigt und auf freien Fuß gesetzt wurde, wird informiert. Zeitgenössischen Berichten über die „Köpenickiade“ sowie deren Darstellung in Literatur und Film ist ebenfalls ein Teil der Ausstellung gewidmet.
„Es gibt jetzt Pläne, Besuchern die wichtigsten Informationen auch über QR-Code und Internet in weiteren Sprachen wie Englisch, Französisch oder Russisch zugänglich zu machen“, berichtet Kurator Stefan Förster.
Die Ausstellung im Tresorraum des Rathauses, Alt-Köpenick 21, ist bei freiem Eintritt wochentags von 8 bis 20 Uhr, sonnabends und sonntags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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