Kinderstube im Unterholz
Zwischen März und Juni brauchen die Wildtiere in Berlins Wäldern besonders viel Ruhe

In den Wäldern kann man derzeit Frischlinge erleben. Aber bitte nicht stören oder gar füttern. | Foto: Derk Ehlert
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  • In den Wäldern kann man derzeit Frischlinge erleben. Aber bitte nicht stören oder gar füttern.
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Berlins riesige Wälder sind auch die Heimat von über 140 Vogel- und 60 Säugetierarten. Zwischen März und Juni bekommen viele Wildtiere ihren Nachwuchs.

Babyalarm im Unterholz: In diesen Wochen sind die Wildtiere besonders empfindlich und wollen bei der Aufzucht nicht gestört werden. „Die Tiere brauchen ihre Rückzugsräume“, sagt Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert. Er bittet alle Waldbesucher, die Wildtiere in ihren Verstecken und Rückzugsgebieten nicht zu stören. Spaziergänger und Wanderer sollten deshalb die Wege nicht verlassen. Mit etwas Glück kann man auch von den Wegen die Ricken mit ihren Kitzen oder Wildschweinbachen mit Frischlingen durchs Unterholz ziehen sehen. Aber Vorsicht: Die Bachen verstehen keinen Spaß, wenn man ihrem Nachwuchs auf die Pelle rückt.

Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung ist Berlins Wildtierexperte. | Foto: Privat
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Immer wieder kommt es auch vor, dass Leute Jungtiere mitnehmen und zu den Förstern oder Tierarzt bringen. Sie glauben, dass die Tiere allein gelassen wurden und Hilfe brauchen. „Die Eltern sind aber immer in der Nähe“, sagt Ehlert. Niemals sollten die Tierkinder aus falsch verstandener Fürsorge angefasst oder gar mitgenommen werden. Weil sie dadurch ihre Eltern verlieren, müssen sie meistens eingeschläfert werden.

Artenreiche Berliner Wälder

Berlin hat einen „Riesenkomfort“, wie Naturexperte Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung sagt. 40 Prozent der Landesfläche sind Wälder, Wiesen, Parks, Wasserflächen und Sumpfgebiete. Es gibt sehr viele Arten wie Hirsche, Füchse, Steinmarder, Dachse, Biber, Fischotter und zahlreiche Vogelarten. Wie viele genau, weiß keiner. Ehlert schätzt, dass es zum Beispiel mindestens 3000 Wildschweine sind. Der Experte geht von 1400 Fuchsrevieren aus, in denen jeweils einer oder bis zu vier Füchse streifen. Es gibt auch zwei Seeadlerbrutpaare und mindestens sechs der streng geschützten Wespenbussardpärchen. In einigen Moorgebieten leben Kraniche. Gerade in Corona-Zeiten nutzen immer mehr Berliner die Wälder mit mehr als 1800 Kilometern Waldwegen, 14 Waldspielplätzen und kilometerlangen Uferwegen für Erholung und Sport. Für die Wildtiere ist das gerade jetzt purer Stress. Sportarten wie Querfeldeinfahren mit Mountainbikes oder GPS-Suchspiele ärgern die Naturschützer besonders.

Weil es in der Stadt viel zu essen gibt, kommen die Widschweine auch in die Wohngebiete. | Foto: Derk Ehlert
  • Weil es in der Stadt viel zu essen gibt, kommen die Widschweine auch in die Wohngebiete.
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Um die Tiere nicht unnötig zu stören und möglicherweise gefährliche Begegnungen zu vermeiden, bitten die Berliner Forsten darum, auf den Wegen zu bleiben und weisen auf die Leinenpflicht für Hunde hin. In den Frühjahrsmonaten empfiehlt sich das aus Rücksicht auf die Tierwelt sogar in den Hundeauslaufgebieten. Die Forstarbeiter nehmen bei ihrer Waldarbeit ebenfalls auf die „Reproduktions- und Ruhezeiten störungsempfindlicher Tierarten Rücksicht“, wie Forsten-Sprecher Peter Harbauer sagt. Das ist in der sogenannten Waldbaurichtlinie festgehalten. „Um die Nester von Greifvögeln und Eulen sowie von Kolkrabe und Kormoran werden zum Beispiel in einem Radius von 100 Metern vom 1. März bis 31. August alle Pflegearbeiten eingestellt“, so Harbauer. Im Umkreis von Brutstätten besonders seltener Arten wie Schwarzstorch, Seeadler, Fischadler oder Kranich darf erst ab 300 Meter Entfernung gearbeitet werden. Weitere Informationen gibt es auf www.berlin.de/forsten.

In einer Serie beschäftigen sich Berliner Woche und Spandauer Volksblatt mit dem Thema Wald und seiner Bedeutung als Lern-, Erholungs- und Wirtschaftsort. Alle Artikel lesen Sie auf www.berliner-woche.de/rettet-den-wald-2021.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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