Vom Durchgangstor zum Kieztreff
Mehringplatz gehört wieder den Anwohnern
Neue Stadtmöbel, neues Pflaster, neue Beleuchtung: Der Mehringplatz ist fertig saniert. Nur der Rasen muss noch wachsen. Sieben Millionen Euro hat die Modernisierung des einstigen königlichen Belle-Alliance-Platzes gekostet. Wieder begehbar ist auch der Pfad der Visionäre auf der Friedrichstraße.
Drei Jahre lang war der Mehringplatz eine umzäunte Dauerbaustelle. Jetzt gehört er wieder den Anwohnern. Das denkmalgeschützte Ensemble mit der Friedenssäule und dem Brunnen ist fertig saniert. In der Platzmitte und rund ums Rondell stehen neue Sitzmöbel und Laternen im Stil der 1960er Jahre. Die Wege und die Fußgängerzone am Mehringplatz bekamen einen neuen Belag aus Natursteinpflaster. Da Friedrichshain-Kreuzberg ein Fair-Trade-Bezirk ist, stammen die Steine aus fairem und nachhaltigem Handel. Und für die Radfahrer führt nun ein neuer Asphaltstreifen um den Ring herum. Was noch fehlt, ist die grüne Wiese im zentralen Rondell. Dort muss der Rasen erst noch wachsen. Damit keiner rüberlatscht, kehrt der Bauzaun solange zurück.
Die Grundsanierung des Mehringplatzes begann im Februar 2019 nach den Plänen der Landschaftsarchitekten Lavaland/Treibhaus. Stadtplaner hatten schon lange die städtebaulichen Mängel und unübersichtliche Situation am Mehringplatz kritisiert, die über die Jahre immer mehr Kriminalität anzog. Ziel war daher, den Platz als Eingangstor in die südliche Friedrichstadt und mit ihm das gesamte Wohnquartier wieder attraktiv zu machen. Als Treffpunkt für den Kiez. „Der Mehringplatz soll kein Durchgangsort mehr sein, sondern zum Verweilen einladen“, sagte Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne), die den Platz mit Baustaatssekretär Christian Gaebler eröffnete. Sieben Millionen Euro haben der Bund, das Land Berlin und der Bezirk dafür ausgegeben. Größte Herausforderung für die Landschaftsarchitekten war, den repräsentativen Charakter des historische Mehringplatzes zu erhalten und ihn gleichzeitig ansprechend für die Nachbarschaft herzurichten. „Das haben wir mit maximalem Grün, robusten Stadtmöbeln und dem Erhalt der Bestandsbäume geschafft“, erläuterte Laura Vahl von Lavaland/Treibhaus. Zugleich sei die offene Platzfläche bis hin zum angrenzenden Wohnring gestalterisch erweitert worden.
Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) dankte den Anwohnern dafür, „dass Sie hier nicht den Aufstand geprobt haben“. Immerhin hätte die Modernisierung des Platzes lange gedauert, auch weil die BVG einen neuen Fahrstuhl baute. Der steht am südlichen Mehringplatz Richtung Hallesches Ufer und fährt runter zur U6 (Bahnhof Hallesches Tor). Allerdings kündigte Florian Schmidt auch an: „Wir sind hier längst noch nicht fertig“. Was der Stadtrat meint, ist das Sanierungsgebiet „Südliche Friedrichstadt“, das sich im Norden gen Mitte erstreckt und im Süden die historischen Friedhöfe am Halleschen Tor umfasst.
Wohnraum, Gewerbe und Soziales
Dringender Handlungsbedarf besteht vor allem im Gebiet um den Mehringplatz, der in der Mitte liegt. Soziale Missstände und leer stehende Gewerberäume prägen die Wohngegend. Ambitionierte Projekte sollen den Kiez aufwerten. An der Franz-Klühs-Straße Ecke Wilhelmstraße etwa soll ein Haus mit gemischter Nutzung und Tiefgarage entstehen. Den mittigen Teil des Wohnblocks zwischen dem Parkplatz der AOK und der Franz-Klühs-Straße mit seinen vielen leeren Geschäften hat das Land Berlin laut Stadtrat inzwischen „von Spekulanten angekauft“. „Dort sichern wir bezahlbaren Wohnraum, Gewerbe und Soziales“, so Schmidt. Ein weiteres Projekt ist die Friedrichstraße 18 und 19. Das Grundstück soll laut einem Bezirksamtsbeschluss zu einem „Mehrfachnutzungs-standort“ entwickelt werden. Vorgesehen ist dort die Ansiedlung des Schwulen Museums Berlin und des Friedrichshain-Kreuzberg Museums (FHXB). Auch Wohnungen für Geflüchtete sind dort geplant. Und am Blücherplatz entsteht ein Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Der soll die Amerika-Gedenkbibliothek erweitern.
Zurück zum Mehringplatz. Ein Highlight seiner Modernisierung ist der „Pfad der Visionäre“. Der beginnt gleich hinter dem Platz in der Fußgängerzone der Friedrichstraße. Dort liegen im Pflaster 27 beleuchtete Bodenplatten, die für die EU-Mitgliedsländer stehen. Jede Tafel trägt ein Zitat großer Europäer. Für Deutschland „spricht“ der Philosoph Immanuel Kant. Den Pfad der Visionäre gibt es bereits seit 2006. Witterung, Vandalismus und die Schuhabdrücke von Passanten setzten ihm jedoch stark zu. Nun ist das Straßenkunstprojekt vom Verein Kunstwelt Berlin wieder begehbar.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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