Kanzlerdämmerung
Satirischer Jahresrückblick der Cartoonlobby in der ver.di Mediengalerie

"Merkel allein dort drauss" heißt dieser Cartoon von Jan Rieckhoff. | Foto:  Jan Rieckhoff
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  • "Merkel allein dort drauss" heißt dieser Cartoon von Jan Rieckhoff.
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Bereits zum dritten Mal präsentieren Mitglieder der Cartoonlobby in der ver.di Mediengalerie an der Dudenstraße eine Art "Best of" ihrer gezeichneten Werke aus dem vergangenen Jahr.

66 Zeichner mit mehr als 100 Karikaturen sind in der aktuellen Ausstellung vertreten, die bis 1. März zu sehen ist. Ihre Arbeiten reichen von feiner Ironie bis bissigem Sarkasmus und erinnern satirisch noch einmal an wichtige Ereignisse und Personen des Jahres 2018.

Kaum ein Thema oder Aufreger fehlt dabei. Von der Wohnungsnot bis zum heißen Sommer, der gleichzeitig auf den Klimawandel verweist. Kriege und Krisen zwischen Syrien und Dieselgate. Die Flüchtlingspolitik in verschiedenen Facetten. Und natürlich auch die Heimat-, Wut- und Radikalbürger, gipfelnd in ihren Auftritten im Spätsommer in Chemnitz. Erneut stark vertreten sind einige regelmäßig wiederkehrende Protagonisten von Erdogan über Putin bis Donald Trump. Weitere Haupt- beziehungsweise wichtige Nebenrollen gingen an SPD-Chefin Andrea Nahles sowie Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz – die Gewinnerin und der knappe Verlierer beim Kampf um den CDU-Vorsitz.

Womit wir dann auch bei Angela Merkel wären. Die Regierungschefin ist bei der Cartoonlobby immer stark vertreten. 2018 läuteten aber auch die Karikaturisten ihren Abschied ein. "Kanzlerdämmerung" heißt deshalb, nicht ganz genderkorrekt, der Titel der Ausstellung. In einem Cartoon reitet die Kanzlerin wie in einem Westernfinale dem Sonnenuntergang entgegen. Begleitet von der "alten Tante" SPD, ebenfalls zu Pferd. Deren Kommentar: "Ich kann sie doch nicht allein reiten lassen".

Neben der Frage, was nach Merkel kommt, beklagen die Zeichner das Fehlen von Visionen in einem Deutschland "im permanenten Wahlkampfmodus". Sie selbst liefern sie auf ihre Art. Auch um auf den eigenen Stellenwert hinzuweisen. Die Honorare und die Möglichkeit zur Veröffentlichung würden auch in diesem Genre tendenziell immer geringer, beklagt die Cartoonlobby. Es gehe deshalb um die Wertschätzung, die die Gesellschaft dem Schaffen der Karikaturistinnen und Karikaturisten entgegenbringe. Und es gibt noch eine weitere Vision: ein eigenes Cartoonmuseum in Berlin.

ver.di Mediengalerie, Dudenstraße 10. Öffnungszeiten: Montag und Freitag von 14 bis 16, Dienstag, 17 bis 19, Donnerstag, 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. www.mediengalerie.org.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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