Mehr als nur ein Prediger
Jürgen Quandt nimmt Abschied
Pfarrer Jürgen Quandt wurde früh durch einen Buchbestseller bekannt. In der Drogenbeichte "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" von Christiane F. findet er 1978 als Leiter eines Jugendclubs in der Gropiusstadt Erwähnung. Auch wenn das, von heute aus gesehen, nur eine kurze Episode seines Wirkens war.
Jürgen Quandt sei "mehr als nur ein Prediger gewesen", war eine Beschreibung bei seinem Abschied. Vielmehr Fürsprecher derer, die ansonsten oder zunächst wenig Gehör fanden. Auch in den vergangenen zehn Jahren als Geschäftsführer des evangelischen Friedhofsverbandes Berlin-Stadtmitte. Diese Aufgabe gab er am 1. Februar ab. Er wurde, wie das bei der evangelischen Kirche heißt "entpflichtet". Beim Friedhofsverband habe er so agiert, "wie wir ihn kennen", konnte man beim Abschied vernehmen. Streitbar, fordernd, kompetent. Immer im Interesse seiner "Klientel".
Jürgen Quandt betätigte sich Anfang der 1980er-Jahre als Vermittler zwischen Hausbesetzern und dem Senat und hatte seinen Anteil am Befrieden der Situation. Er bot als Pfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche Unterstützung und Unterkunft für von Abschiebung Bedrohte, inklusive Kirchenasyl. Daraus entstand eine Hilfs- und Beratungsstelle an diesem Ort.
Auch der Umbau und damit Weiterbestand des Gotteshauses war federführend sein Werk. Erhalt des Vergangenen mit Blick in die Zukunft, damit war schon damals auch seine spätere Tätigkeit beim Friedhofsverband gut beschrieben.
Jürgen Quandt hat zwar jetzt kein Amt mehr, aber er soll sich weiter engagieren. So die Bitte bei seinem Abschied. Zum Beispiel bei dem geplanten Mahnmal für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge auf einem der Kreuzberger Friedhöfe.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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