Spaß an der Sprache: Adzovi Adjogah aus Togo vermittelt als Lesepatin Lust auf Literatur

Spannende Lesegeschichten vermittelt Adzovi Adjogah hier Zehra und Sude (jeweils 8). | Foto: Thomas Frey
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Mein Name ist Adzovi Adjogah. Ich bin 37 Jahre alt und seit 2015 Lesepatin in der Nürtingen-Grundschule am Mariannenplatz. Über einen Vorlesetag bin ich zu dieser Arbeit gekommen.

Ein Mal die Woche vermittle ich den Schülern Kenntnisse in deutscher Sprache und Literatur. Ich komme aus dem afrikanischen Staat Togo. Dort bin ich aber schon früh mit der deutschen Sprache in Berührung gekommen.

Togo war einst eine deutsche Kolonie. Das ist zwar jetzt fast 100 Jahre her, aber das eine oder andere erinnert bis heute daran. Deutsch wird in vielen Schulen nach Englisch als zweite Fremdsprache gelernt. Dazu kam bei mir, dass mein Großvater einst Vorsitzender der Togo-deutschen-Gesellschaft war.

Am meisten für diese Sprache begeistert hat mich aber meine Lehrerin. Das war eine tolle Frau, die mich schon durch ihren Auftritt faszinierte. Und solche Vorbilder können oft sehr prägend sein. Ich habe dann in Togo Literatur studiert, auch unterrichtet und kam 2010 nach Berlin. Hier schreibe ich gerade an der Humboldt-Universität meine Doktorarbeit über das Thema Gender und Mythen in der Frauenliteratur. Sie sollte eigentlich schon fertig sein, aber durch die Geburt meiner Tochter hat sich das etwas verzögert. Die Arbeit als Lesepatin ist deshalb eine Ergänzung meines beruflichen und persönlichen Schwerpunkts. Und ich finde es wichtig, Kinder für das Lesen zu interessieren. Ich mache das auf unterschiedliche Weise. Oft gibt es zu Beginn eine Runde Bingo. Auch da können Worte und ihre Bedeutung nahe gebracht werden. Ich finde ohnehin, dass sich eine Sprache gerade mit Spielelementen gut lernen lässt. Dann geht es weiter mit lesen oder vorlesen, Geschichten nacherzählen, auf den Ausdruck hinweisen und den Inhalt besprechen. Wichtig finde ich, dass dabei das Selbstvertrauen gestärkt wird. Auch Korrekturen sollten deshalb positiv verpackt sein. Das gilt erst recht bei einem ganz unterschiedlichen Leistungsniveau.

Chancen für die Zukunft eröffnen

Ich unterrichte in einer sogenannten Jül-Klasse, also altersübergreifendes Lernen vom ersten bis zum dritten Schuljahrgang. Selbst bei Gleichaltrigen gibt es dabei eine große Bandbreite. Sie reicht von völlig begeisterten Kindern, die ohne Punkt und Komma aus einem Buch vortragen, das sie fasziniert, bis zu solchen, die dazu erst auf manchen Umwegen motiviert werden müssen.

Es gibt viele Gründe, warum das Lesen die einen mehr, andere weniger begeistert. So konkurriert es bei meinen Schülern mit Internet und Social Media. Wichtig ist auch, welchen Hintergrund das Elternhaus bietet. Gibt es dort Bücher und werden die Kinder animiert, sich mit ihnen zu beschäftigen? Wobei sich eine sogenannte Bildungsnähe oder Bildungsferne nicht allein an der Herkunft oder den Lebensumständen festmachen lässt. Durch meine Biografie, so denke ich, gebe ich ein Beispiel dafür, dass jemand Deutsch perfekt beherrschen kann, auch wenn das nicht die Muttersprache ist. Insgesamt geht es darum, den Kindern die besten Chancen für ihre Zukunft zu vermitteln.

Für mein Engagement als Lesepatin bin ich mit dem "Stern des Monats November" der Freiwilligenzentrums "Sternenfischer" ausgezeichnet worden. Das hat mich sehr gefreut. Und ganz egal, was ich nach meiner beendeten Doktorarbeit machen werde, die Arbeit an der Nürtingen-Schule möchte ich gerne fortsetzen. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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