Feiern statt Krawall: Der 1. Mai in diesem Jahr war so friedlich wie nie
Partygänger dominierten. Wer auf Randale aus war, hatte schlechte Karten. Der 1. Mai in Kreuzberg scheint seinen Schrecken verloren zu haben.
Nicht nur die Polizei zog danach ein insgesamt positives Fazit. Sie war in der gesamten Stadt mit 5170 Beamten im Einsatz, davon knapp 1600 aus anderen Bundesländern. Im Verlauf des Tages wurden 103 Personen festgenommen. Dazu knapp 200 Strafanzeigen gefertigt sowie weitere gewerberechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Diese Zahlen könnten sich noch erhöhen. Etwa im Zusammenhang mit der Revolutionären 1. Mai-Demonstration. Die ließ die Polizei auch in diesem Jahr durch die Oranienstraße und damit das MyFest ziehen. Beim Start wurde Pyrotechnik abgebrannt, auch kam es zu mehreren Böller- und Flaschenwürfen in Richtung der Einsatzkräfte. Außerdem wurde eine Fahne mit dem Bild von Abdullah Öcalan, Führer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK mitgeführt. In diesem Fall seien "Beweissichere Aufnahmen" gefertigt worden.
Nach der Revolutions-Demo wären mehrere wiedererkannte Straftäter dingfest gemacht worden, teilte die Polizei ebenfalls mit. Die Abend- und Nachtstunden seien aber ansonsten ruhig verlaufen. Gewaltexzesse, wie noch vor einigen Jahren, blieben aus.
Auch an der Zahl der verletzten Beamten lässt sich das ablesen. Sie wird mit 20 angegeben, alle als leicht eingestuft. Zwei mussten ihren Dienst beenden. In einem Fall wegen einer Handverletzung ohne Fremdeinwirkung. Zu Hochzeiten der Maikrawalle gab es teilweise mehrere hundert verletzte Polizisten.
Das alles bei gleichzeitig großem Andrang des Feierpublikums. Das traditionelle MyFest zwischen Oranienstraße und Mariannenplatz wurden von mehreren zehntausend Menschen besucht. Trotzdem kam kaum ein Gefühl von beängstigendem Gedränge auf. Vielleicht auch, weil mit dem sogenannten "MaiGörli" im Görlitzer Park eine weitere Feten-Alternative bestand. Dort gab es bis zum späten Abend ein Musikprogramm auf zwei Bühnen. Die Veranstaltung war vom Bezirksamt angemeldet worden. Der Görli konnte nur durch bestimmte Zugänge betreten werden.
Woran sich im Vorfeld Kritik entzündete. Sie konterte der stellvertretende Bürgermeister Knut Mildner-Spindler (Linke) mit Fotos von Müllbergen, aufgenommen am 2. Mai 2017. Hinterlassenschaften von wilden Partys, die in den vergangenen Jahren zum Maibeginn im Görli stattgefunden haben. Deshalb werde der Zugang reguliert. Aber er sei frei und offen für alle.
Was wegen des großen Andrangs allerdings nicht durchgehend galt. Gegen 17 Uhr mussten die Eingänge für etwa eineinhalb Stunden wegen Überfüllung geschlossen werden. Maximal durften 12 500 Besucher gleichzeitig im Görli sein.
Außerdem verwies die Polizei 160 Personen des Ortes und leitete auch hier mehrere Strafermittlungsverfahren ein. Etwa wegen Delikten wie Taschendiebstähle, die fast immer zu den negativen Begleitumständen größerer Menschenansammlungen gehören.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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