Vor 75 Jahren baute Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Computer

Horst Zuse erklärt seine Nachbildung des Z3-Rechners. | Foto: Thomas Frey
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Kreuzberg. "Was ist ein Computer?", fragt Horst Zuse. Eigentlich ein komischer Einstieg, am Tag, an dem sozusagen die Geburtsstunde dieses Begriffs gefeiert wird.

Mit seiner Frage will Zuse aber auf zweierlei hinleiten. Zum einen, dass jenes riesige Gerät, das sein Vater Konrad Zuse (1910-1995) am 12. Mai 1941 präsentierte, noch gar nicht diesen Namen trug, sondern als Rechenmaschine konstruiert wurde. Dass aber alle seine Zutaten bis heute die Bestandteile der IT-Technologie sind. Ob Tablet oder Smartphone – sie basieren auf jener bahnbrechenden Erfindung des sogenannten Z3, der deshalb als weltweit erster funktionsfähiger Computer gilt.

Konstruiert hat Konrad Zuse seinen Riesenrechner in einem Büroraum in der Methfesselstraße 7. Das Haus wurde ebenso wie die Urversion des Z3 bei einem Bombenangriff im November 1943 zerstört. Vom einstigen Gebäude ist heute nur noch eine rote Mauer übrig, an der sich eine Gedenktafel befindet, die an das epochale Ereignis erinnert. Genau hinter dieser Mauer, so hat es Horst Zuse von einem Zeitzeugen erfahren, habe der Vater seine Maschine zusammengebaut.

Zuhause einen Nachbau gefertigt

Horst Zuse, 70 Jahre alt und Professor für Informatik, erzählt diese und andere Geschichten auf den Tag genau 75 Jahre nach jenem 12. Mai 1941, der den Beginn des interaktiven Zeitalters markiert. Sein Auftritt findet im Deutschen Technikmuseum statt, wo sich seit 2010 eine Nachbildung des ersten Computers befindet. Den hat Horst Zuse in seiner Wilmersdorfer Wohnung gebaut. Auf einem Beamer zeigt er Bilder, wie Paketboten und Packer das Equipement in den fünften Stock schleppen und sich dort Kabel und Relais auf dem Fußboden verteilen. Die fertige Coverversion, bestehend aus mehreren Schrank großen Teilen und einem Schaltpult, musste von Klavierträgern aus der Wohnung gebracht werden.

Ähnlich muss man sich die Szenerie auch ein Dreivierteljahrhundert zuvor vorstellen, als Konrad Zuse an seiner Z3 hantierte. Die Bezeichnung deutet schon darauf hin, dass es sich dabei nicht um die erste Konstruktion gehandelt hat. Bereits 1936 entwickelte er die Z1, die erste, damals noch mechanische programmgesteuerte Rechenmaschine. Sie arbeitete allerdings noch nicht durchgehend erfolgreich. Das gelang erst ihrer Weiterentwicklung fünf Jahre später mit der elektromechanischen Maschine. Denn hier nutzte Zuse Telefonrelais als Schalter. Und damit gelang ihm der Sprung in ein Zeitalter, das unser Leben veränderte.

Es klackt und blinkt

"Wie heutige Computer bestand die Z3 aus einem Rechenwerk, einem Steuerwerk, einem Speicher, einer Ein- und Ausgabeeinheit", fasst das Horst Zuse zusammen. Und das demonstriert er regelmäßig an seinem Nachbau im Technikmuseum. Drückt er auf die Knöpfe an seinem Pult, gehen irgendwo in den meterhohen Schränken Lichter an. Das Ganze erinnert an den Schaltraum eines großen Werks. Es klackt und blinkt und im Normalfall müsste dann die eingegebene Zahl aufleuchten. Was bei dieser Demonstration, typisch Vorführeffekt, nicht immer gelingt.

Seine Erfindung habe er vor allem deshalb gemacht, weil er zu faul zum Rechnen gewesen sei, hat Konrad Zuse einmal gesagt. Dem Ingenieur wollte es nicht in den Kopf, dass die menschliche Arbeitskraft für das Ermitteln von Zahlenreihen aufgewendet werden muss. Wie viele Pioniere war er nicht nur überzeugt von seiner Idee, sondern verschrieb sich ihr auch vollständig. Er kündigte seinen Job bei den Henschel-Flugzeugwerken und baute die Z1 im elterlichen Wohnzimmer, damals noch in der Wrangelstraße. Dass er zum "Daniel Düsentrieb des Informationszeitalters" werden konnte, verdankt er aber auch manchen Gönnern, die selbst während der Kriegsjahre seine Arbeit unterstützten. Nach dem Krieg gründete er seine eigene Firma im hessischen Hünfeld. Die trägt heute den Beinamen "Konrad Zuse Stadt".

Nicht nur mit dem Nachbau der Z3 kümmert sich Horst Zuse um die Erinnerung an seinen Vater. Regelmäßig erklärt er die Konstruktion im Deutschen Technikmuseum, wo sich außerdem eine Ausstellung über Zuse und sein Werk findet. Auch hier geht es zunächst um die Frage: "Was ist ein Computer?" tf

Die nächsten Veranstaltungen mit Horst Zuse im Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, finden am 22. Mai und 12. Juni, jeweils um 11 Uhr statt. Am 22. Mai, dem Internationalen Museumstag, ist der Eintritt frei. Er kostet ansonsten acht, ermäßigt vier Euro.
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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