„kiezküchen gmbh“ bietet Aus- und Weiterbildung sowie Orientierungskurse an
Lichtenberg. Wie praxisnah Lernen sein kann, beweist die „kiezküchen gmbh“ mit ihrem Ausbildungsrestaurant Alte Mensa in der Atzpodienstraße. Was dort auf den Tisch kommt, haben Jugendliche zubereitet, die noch mitten in der Lehre stecken.
Um die Mittagszeit herrscht im roten Backsteinbau unweit der Frankfurter Allee ein ständiges Kommen und Gehen. Ein Grüppchen Anzugträger hier, dort ein paar Kollegen im Blaumann, drei Frauen in Bahnuniform – alle haben die Alte Mensa zu ihrer Kantine erkoren.
Unter denen Hungrigen, die an diesem Dezembertag durch die Eingangstür spazieren, ist auch der Lichtenberger Bundestagsabgeordnete Martin Pätzold (CDU). Bevor er sich für sein Mittagsmahl entscheidet – zur Auswahl stehen vegetarische Pasta, Putengulasch mit Reis oder ein Salatteller –, will der Politiker erst einmal seinen Wissensdurst stillen. „Ich war zuletzt vor acht Jahren hier und möchte schauen, was sich verändert hat“, sagt er. Von der Geschäftsführerin der „kiezküchen gmbh“, Imke Tomschegg, und Stellvertreterin Uta Barth lässt sich Pätzold also zunächst durch die Alte Mensa führen, die nicht nur ein Restaurant, sondern vor allem Ausbildungsstätte ist.
Seit zehn Jahren sitzt der Bildungsträger im Gebäude der ehemaligen katholischen Gemeindeschule in der Atzpodienstraße 45/56. Aktuell beschäftig er dort 25 Mitarbeiter, die mit fünf freiberuflichen Dozenten insgesamt 70 Teilnehmer der unterschiedlichsten Bildungsmaßnahmen schulen – in Theorie und Praxis.
Eine Kooperation mit der Agentur für Arbeit etwa ist die dreijährige Reha-Ausbildung zum Fachpraktiker in der Küche, in der Hauswirtschaft oder im Gastgewerbe. „Unsere Jugendlichen kommen überwiegend von Förderschulen, eine reguläre Ausbildung in der freien Wirtschaft wäre für die meisten unmöglich“, sagt Imke Tomschegg. „Bei uns besuchen sie nicht nur die Berufsschule. Sie bekommen auch Stütz- und Förderunterricht, werden sozialpädagogisch betreut, und ihnen steht eine Psychologin zur Seite.“ Immerhin zwei Drittel der Mädchen und Jungen schaffen so trotz schwieriger persönlicher Lebenslage den Abschluss, und mehr als die Hälfte bekommt direkt danach einen festen Arbeitsvertrag.
Im Untergeschoss, wo die a-la-card-Küche fürs Restaurant täglich zwischen 80 und 120 Essen nach oben schickt, häuft Lisa Ulferts gerade Reis auf einen Teller; ein paar Kellen Putengulasch drum herum, fertig. Das Mädchen aus Hohenschönhausen schnuppert bei den „kiezküchen“ ins Gastrogewerbe hinein. Berufsorientierung nennt sich der Kurs. „Das Projekt bieten wir mit dem Jobcenter an“, erzählt Uta Barth. „Jugendliche aus Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf lernen bei uns diverse Berufe in Küche und Service kennen. Anschließend können sie erste praktische Erfahrungen sammeln – und dann helfen wir bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.“ Lisa Ulferts kann sich einen Job in der Küche inzwischen sehr gut vorstellen.
Weiterbildungen, Umschulkurse und solche, die Langzeiterwerbslosen zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt verhelfen, zählen außerdem zum Angebot des Bildungsträgers. Nicht zuletzt kümmern sich die „kiezküchen“ um Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien. In einer Lichtenberger Gemeinschaftsunterkunft geben Mitarbeiter Nachhilfeunterricht.
Martin Pätzold, der sich im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Bundestags engagiert, überzeugt vor allem der praxisnahe Unterricht in der Alten Mensa. „Eine gute Ausbildung ist Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und persönliche Entwicklung“, sagt der Abgeordnete. „Schön, dass es in Lichtenberg so hervorragende Angebote der Aus- und Weiterbildung gibt.“ bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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