Rückblick
Bürgerbeteiligung, Bauvorhaben, Bärennachwuchs: Das war das Jahr 2018 in Lichtenberg

Protestzug durch die Treskowallee. Eltern, Schüler und Pägagogen machten im Mai ihrem Ärger über die Schulsituation im Ortsteil Luft. | Foto: Berit Müller
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  • Protestzug durch die Treskowallee. Eltern, Schüler und Pägagogen machten im Mai ihrem Ärger über die Schulsituation im Ortsteil Luft.
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Bürgerbeteiligung und Bürgerproteste, Bauvorhaben und Verkehrsprobleme prägten das Jahr 2018 in Lichtenberg. Doch es gibt auch Anlass zu Freude. Wir blicken auf einige Ereignisse und Nachrichten zurück.

Januar

In Karlshorst beginnen kurz nach Neujahr umfangreiche Bauarbeiten rund um den S-Bahnhof. Die Berliner Wasserbetriebe erneuern Rohre, verlegen Kanäle und investieren rund 24 Millionen Euro. Für Anwohner und Durchreisende bedeutet das massive Einschränkungen. Erst Ende 2020 soll in die Treskowallee Normalität einkehren.

Traurige Nachrichten aus dem Tierpark: Das neue Eisbären-Baby wird nicht einmal einen Monat alt. Am 2. Januar finden Tierpfleger den Nachwuchs von Mutter Tonja und Vater Wolodja leblos in der Wurfbox.

Februar 

Der Discounter Aldi Nord kündigt an, in Berlin mehr als 2000 Wohnungen zu bauen. Zwei Pilotprojekte sind in Lichtenberg geplant, eines in der Sewanstraße 259. Auf einer Fläche von 1200 Quadratmeter soll ein neuer Markt entstehen, rund 130 Wohnungen in den Etagen darüber.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung sorgt für Aufsehen. Innerhalb weniger Tage treten drei von fünf Mitgliedern aus – der Fraktionsstatus ist dahin. Daniela Ehlers und Robert Pohle sitzen nun zu zweit im Bezirksparlament.

Die Lichtenberger CDU übt massive öffentliche Kritik an der Verkehrspolitik des Senats. Mit Blick auf die Kappung der S-Bahn-Linie S75, die Schließung der Vorortzug-Station Karlshorst und die Bauarbeiten im selben Ortsteil spricht die Union von einem „Verkehrskollaps im Osten“.


März

Mit einem Konfettiregen überrascht das Theater an der Parkaue am 15. März seinen achteinhalbmillionsten Besucher. Der Berliner Oliver Kalies bekommt einen Gutschein für mehrfachen kostenlosen Theatergenuss.

Das Bündnis für Wohnen in Lichtenberg geht in die nächste Runde. Zum zweiten Mal nach 2012 unterzeichnen das Bezirksamt und diverse Wohnungsunternehmen eine Vereinbarung; sie wollen in den kommenden vier Jahren für sozial verträgliches, bezahlbares Wohnen und eine angemessene Infrastruktur sorgen.

Eine Arbeitsgruppe, die sich für Alleinerziehende engagiert, bekommt den Lichtenberger Frauenpreis 2018. Sie heißt Fachtag Alleinerziehende und ist Mitglied des bezirklichen Netzwerkes für Ein-Eltern-Familien.


April

Mit einer eigenen Kampagne beteiligen sich die Lichtenberger Grünen an den berlinweiten Aktionstagen gegen explodierende Mieten, die das Bündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn veranstaltet. Der Kreisverband sammelt im Weitlingkiez Erfahrungsberichte zum Thema Mieten, Wohnen und Verdrängung.

Für das seit Langem brachliegende Grundstück an der Ecke Weißenseer Weg und Konrad-Wolf-Straße zeichnet sich eine Lösung ab. Die Immonen Group, der die Brache samt Ruinen von Kongresszentrum und ehemaligem Sporthotel gehört, plant dort eine Mischung aus Gewerbe, Büros, Hotel und Wohnen. Circa 340 Wohnungen sind vorgesehen. Mit einem Baubeginn ist aber nicht vor 2020 zu rechnen.


Mai

Die Lichtenberger Seniorenvertretung hat eine neue Spitze. Gunar Klapp übernimmt den Vorsitz, sein Stellvertreter heißt Georg Wichmann.

Großdemo in Karlshorst: An die 1000 Demonstranten machen am 3. Mai ihrem Ärger über die Schulsituation im Ortsteil Luft. Eltern, Kinder und Pädagogen ziehen durch die Treskowallee zum Johannes-Fest-Platz, wo sie in einer Kundgebung zügige und umfangreiche Investitionen in Schulneubau und -sanierung fordern.

Nach langem Hin und Her kommt er doch – der Milieuschutz für den Weitlingkiez. Die sogenannte Erhaltungssatzung soll Luxussanierungen und die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum verhindern. Ziel ist es, alteingesessene Anwohner vor unbezahlbaren Mieten zu schützen.

Juni 

Das Bezirksamt startet ein neues Format der Bürgerbeteiligung. In den Stadtteildialogen kommen Politiker, Mitarbeiter der Verwaltung und Lichtenberger ins Gespräch. Die Veranstaltungsreihe setzt auf Informationsaustausch, aber auch auf Spaß und Unterhaltung.

Knapp ein Jahr nach der Grundsteinlegung feiert die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge das Richtfest für ihr bis dato größtes Neubauprojekt, den Lindenhof an der Gotlindestraße. Rund 600 Wohnungen und eine Kita entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Kinderkrankenhauses.

Auch im Tierpark in Friedrichsfelde fällt der Startschuss für ein Großprojekt: Das denkmalgeschützte Brehm-Haus aus dem Jahr 1963 wird in ein modernes Regenwaldhaus verwandelt. Die Wiedereröffnung ist für 2019 geplant.

Am 21. Juni eröffnet in Karlshorst die „Theatergasse für Alle“. Die Initiative zweier Karlshorster hat einen vernachlässigten Laubengang nahe dem S-Bahnhof in einen schmucken Begegnungsort verwandelt. Ende des Jahres bekommen Mario Rietz und Merten Mordhorst für ihren Einsatz die Bürgermedaille.


Juli

Lichtenberg hat wieder einen Frauenbeirat – zum ersten Mal seit 2001. Mit dem Gremium können Frauen ihre Interessen gegenüber Politik und Verwaltung besser vertreten. 20 Lichtenbergerinnen sitzen im Beirat.

Das Bezirksamt Lichtenberg und die AOK Nordost schließen eine Gesundheitspartnerschaft ab. Ziel soll es sein, die Lebensverhältnisse und damit die Gesundheit der Menschen zu verbessern, die in Lichtenberg zu Hause sind.

Zum ersten Mal gibt das Bezirksamt einen Toiletten-Plan für Lichtenberg heraus. Die Broschüre listet auf, wo es öffentliche WCs im Bezirk gibt.


August

Die Postbank zieht sich aus Karlshorst zurück. Die Filiale in der Ehrenfelsstraße 42-44 schließt am 10. August. Für Finanzdienstleistungen müssen sich Kunden nun nach Friedrichsfelde oder Oberschöneweide begeben.

Drei neue Touristen-Broschüren sollen dazu beitragen, dass Berlinbesucher „Lichtenberg entdecken“. Entstanden ist die Veröffentlichung unter Federführung des Museums Lichtenberg. Die Routen darin vermitteln historisches Wissen über die Stadtentwicklung und Geschichte einzelner Kommunal-, Wohn- und Industriebauten.

Der extrem trockene und heiße Sommer will kein Ende nehmen und setzt den Stadtbäumen zu. Das Bezirksamt bittet die Lichtenberger um Hilfe beim Bewässern. Ob es etwas genutzt hat, wird sich erst im kommenden Sommer zeigen.


September

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag feiert Grundsteinlegung für das neue Dolgensee-Center. Bis Ende 2020 entstehen in Friedrichsfelde 678 Wohnungen. Außerdem im Projektpaket: 6000 Quadratmeter Gewerbefläche für Einzelhändler und Dienstleister, eine Kita, eine gestaltete Promenade. 127 Millionen Euro kostet das Ganze.

Der langjährige Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, muss seinen Posten räumen. Damit zieht der Stiftungsrat Konsequenzen nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gegen den stellvertretenden Leiter. Marianne Birthler, langjährige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, wird als Beraterin für die Mitarbeiter eingesetzt.


Oktober

Mit einem eigenen Beitrag beteiligt sich der Bezirk am Lichterspektakel „Berlin leuchtet“. Die Illumination am Prerower Platz umrahmt den Auftakt der Stadtteildialoge in Hohenschönhausen-Nord.

Das Bezirksamt beschließt seinen neuen Kindertagesstätten-Entwicklungsplan. In Lichtenberg gibt es zu diesem Zeitpunkt 15207 Kita-Plätze, circa 1770 fehlen. Rund 3700 Plätze sollen laut Plan entstehen, um den wachsenden Bedarf zu decken.

Das „Lichtenberger Unternehmen des Jahres“ wird gekürt. Die Abacus Tierpark Hotel GmbH bekommt die begehrte Auszeichnung. Das Unternehmen feierte 2018 sein 25-jähriges Firmenjubiläum.

An der Trabrennbahn in der Treskowallee wird Richtfest gefeiert: Dort entsteht bis 2019 ein berlinweit einzigartiges Pferdesport- und Reittherapiezentrum – ein Vorzeigeprojekt in Sachen Inklusion.


November

Ungewöhnlich viele junge Leute bevölkern am 10. November das Rathaus Lichtenberg. In Form eines Barcamps findet die erste Jugend-Bezirksverordnetenversammlung statt. Der Nachwuchs hat viele Ideen für die Politik der Erwachsenen.

Die CDU-Fraktion möchte den Google-Campus, der in Kreuzberg nicht erwünscht ist, nach Lichtenberg holen. Unter den Standort-Vorschlägen: das ehemalige Stasi-Gelände an der Normannenstraße. Der Online-Riese hält sich nach den Kreuzberger Erfahrungen mit neuen Plänen für einen Ideen- und Mentoring-Zentrum in Berlin aber zurück.


Dezember

Am 1. Dezember bringt Eisbärin Tonja im Tierpark erneut ein Jungtier auf die Welt. Es hat in etwa die Größe eines Meerschweinchens. Die Hoffnung, dass dieser kleine Bär überlebt, ist groß.

Die Entlassung des langjährigen Leiters der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, durch den Stiftungsrat beschäftigt nicht nur die Gerichte. 40 Persönlichkeiten fordern in einer Stellungnahme ein Ende der Debatte, weil sie die Aufarbeitungsarbeit gefährdet sehen.

Der U-Bahnhof Lichtenberg bleibt in diesem Winter nachts offen – er ist einer von zwei sogenannten Kältebahnhöfen für Obdachlose in Berlin. Streetworker-Teams sind vor Ort, mobile Toiletten aufgestellt. In einem Modellprojekt werden außerdem Wärmehallen eingesetzt.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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