Zille-Giebelbild wird von Hausanbau verdeckt

Ein Wandbild mit gleich zwei Zille-Motiven nach Originalbildern ließ Frank Szullo an der Fischerstraße 4 aufbringen. | Foto: Wrobel
  • Ein Wandbild mit gleich zwei Zille-Motiven nach Originalbildern ließ Frank Szullo an der Fischerstraße 4 aufbringen.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Ende der 1980er Jahre wurde der private Hausgiebel in der Robert-Uhrig-Straße 6a nach einem Motiv des Malers Heinrich Zille künstlerisch verschönert. Das Bildkunstwerk schlummert jetzt hinter einem Anbau.

"Man muss sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet", sagte einst der Maler Paul Cézanne. Das gilt heute besonders für Bildkunstwerke im Stadtbild, denn viele dieser öffentlichen Werke sind nicht denkmalgeschützt. Wie etwa das kunstvolle Bild am Hausgiebel in der Robert-Uhrig-Straße 6a. Künstler schufen es nach dem Lithographie-Motiv "Singende Kinder" aus dem Jahr 1919 des Künstlers Heinrich Zille (1858-1929). Es entstand Ende der 1980er Jahre - und ist heute verschwunden. Es wird jetzt durch einen Hausanbau verdeckt. Eine Rechtsgrundlage, die das Verbauen des Bildes verboten hätte, gebe es nicht, heißt es aus dem Wohnungsaufsichtsamt im Bezirk. "Das Bild ist verdeckt, aber nicht zerstört", versichert der Stadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU). Es habe Absprachen mit der Bauleitung gegeben.

"Das Bild hat zwar keine große kunstgeschichtliche Bedeutung für Lichtenberg", erklärt der Leiter des Museums Lichtenberg, Thomas Thiele. "Es ist jedoch ein zeitgeschichtliches Zeugnis." Der Bezirk hatte in der Vergangenheit viele Bildkunstwerke im öffentlichen Raum registriert, auch das Zille-Bild in der Robert-Uhrig-Straße ist dem Museumsleiter bekannt. Thomas Thiele bedauert, dass gerade dieses Motiv nicht sichtbar erhalten geblieben ist. Denn tatsächlich ist der Bezirk Lichtenberg mit der Biografie und dem Schaffen des legendären "Pinselheinrichs" verbunden. "Das wird zuwenig gewürdigt." Bislang wird Heinrich Zille mit einer Gedenktafel am Tuchollaplatz gedacht.

"Seine Wohnstätten in der Victoriastadt und der näheren Umgebung haben zur Reifung des Künstlers beigetragen", weiß Thomas Thiele. Zusammen mit seiner Familie zog der Künstler erst 1892 nach Charlottenburg, wo er fast vierzig Jahre verbrachte. Seine Werke sind heute ein Zeugnis der damaligen gesellschaftlichen Milieus. Die Arbeiterviertel und Straßen Berlins boten Zille viele Motive. An fünf Adressen war Heinrich Zille in Lichtenberg und Umgebung beheimatet, unter anderem in der Lückstraße, der Pfarr- und der Türrschmidtstraße.

Umso mehr freut sich der Leiter des Museums Lichtenberg, dass gerade Anwohner die Geschichte ihres Stadtteils aufgreifen. "Auf unserem Grundstück war Zille einst beheimatet und so lag die Idee mit dem Wandbild nahe", erklärt Frank Szullo, der an der Fischerstraße 4 einen Reparaturservice betreibt. Er ließ auf einer langgezogenen Mauer gleich zwei Zille-Motive nach echten Vorbildern von professionellen Sprayern aufbringen. Auf dem Grundstück befand sich das einstige Wohnhaus, in das Heinrich Zille 15-jährig einzog.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 345× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 306× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 684× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.255× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.