Kein Schutz für den Schulnotdienst?
Lehrer und Erzieher beklagen fehlende Desinfektionsmittel

In der Corona-Krise bleiben die Schulen geschlossen. Nur für Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, ist eine Notbetreuung ihrer Kinder im Angebot. | Foto: Berit Müller
  • In der Corona-Krise bleiben die Schulen geschlossen. Nur für Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, ist eine Notbetreuung ihrer Kinder im Angebot.
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Ärzte und Pfleger, Kraftfahrer und Kassierer, Polizei und Rettungskräfte – wenn den Helden der Corona-Krise zu Recht Dank und Anerkennung gezollt wird, fehlt in der Aufzählung häufig eine Berufsgruppe: die Erzieher und Lehrer, die für die Notbetreuung sorgen. Dabei leisten sie nicht nur einen wichtigen Dienst. Auch sie setzen sich der Ansteckungsgefahr mit Covid-19 aus – vor allem, weil Desinfektionsmittel und Schutzkleidung fehlen.

Regina Schneider (Name von der Redaktion geändert) macht sich große Sorgen. Die Grundschullehrerin ist zwar noch nicht für die Notbetreuung eingeteilt worden – einige ihrer Kolleginnen und Kollegen hingegen schon. Bei ihnen ist sie in Gedanken. Seit über zwei Wochen betreuen die Pädagogen im Rotationsprinzip Kinder, deren Eltern in „systemrelevanten“ Berufen beschäftigt sind: Ärzte, Pflegekräfte, Verkäufer, Polizisten.

Ihre Arbeit ist zurzeit wertvoller denn je. Zugleich kommen viele wohl unvermeidlich in Kontakt mit Corona-Patienten. Dass manche das Virus – möglicherweise unbemerkt – in ihre Familien und damit in die Schulen tragen, ist nicht auszuschließen. Was nicht ganz so schlimm wäre, wenn es wenigstens Desinfektionsmittel und Schutzkleidung gäbe, sagt Regina Schneider. Doch die knappen Reserven waren in ihrer Schule schon in den ersten Tagen der Krise aufgebraucht.

Kein Einzelfall

Die Lehrerin weiß, dass sie für viele Kollegen spricht. Und auch den zuständigen Stellen ist das Problem bekannt. So schreibt Lichtenbergs Schulstadtrat Martin Schaefer (CDU) auf Anfrage der Berliner Woche, dass „in der Wirtschaftsstelle des Schul- und Sportamtes umfangreiche Anfragen für Desinfektionsmittel durch die Schulen eingegangen sind.“ Diese würden mit hoher Priorität behandelt. Bereits vor dem Beginn des reduzierten Notdienstes an den Schulen sei eine Großbestellung herausgegangen. Ferner seien die Lichtenberger Schulen mit einer Erstversorgung an Masken und Handschuhen ausgestattet worden.

Die Bestände an Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung genügen landesweit aber nicht annähernd. Selbst Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime schlagen Alarm, weil die lebenswichtige Ausrüstung fehlt. So räumt auch der Lichtenberger Schulstadtrat ein, dass sich die Großhändler von Desinfektionsmitteln gegenwärtig auf die Belieferung von medizinischen Einrichtungen und das Gesundheitswesen generell konzentrieren. „Bislang konnte uns kein Liefertermin genannt werden.“ Sobald sie da seien, würden die bestellten Utensilien natürlich direkt und ohne Umweg an die Schulen geschickt.


Händewaschen mit einer Uhr

Das Amt hat die Lichtenberger Schulen zudem angehalten, die bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vorliegenden Poster mit kindgerechten Tipps zur Handhygiene anzuschaffen. Eine Sammelbestellung sei dort nicht möglich gewesen. Dafür habe man eine größere Menge Uhren für die Sanitärräume geordert. So könnten die Kinder besser einschätzen, wie lange sie ihre Hände waschen müssen.

Ob Hinweise zum Händewaschen und Abstandsregeln genügen, um die Pädagogen vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen, ist mehr als fraglich. Regina Schneider wird sich also weiterhin um ihre Kollegen sorgen müssen.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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