Mehr Infos über ehemaliges Lager
Bezirksamt stellt Tafel am Gedenkort Bornhagenweg auf

Neben dem alten Gedenkort steht die neue Infotafel. | Foto:  Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
2Bilder
  • Neben dem alten Gedenkort steht die neue Infotafel.
  • Foto: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Eine neue Informationstafel ergänzt die Anlage im Bornhagenweg 55, die an das Außenlager des KZ Sachsenhausen erinnert. Der stellvertretende Bürgermeister Matthias Steuckardt (CDU) weihte sie am 11. November ein.

Seit 1987 gibt es am Bornhagenweg ein Mahnmal aus Eisenbahnschienen, Granit und Marmor. Auf dem Marmorblock befindet sich eine nur kurze Gedenkinschrift. Schon vor Jahren haben die Bezirksverordneten deshalb beschlossen, ausführlicher über das Außenlager zu informieren, das sich zwischen Bornhagenweg und Pechsteinstraße befand.

Das ist nun geschehen. Auf der großen Tafel ist eine alte Aufnahme des Lager zu sehen, außerdem ein Luftbild, auf dem die Baracken projiziert wurden, und vier Fotografien ehemaliger Häftlinge. Der Text informiert über die Geschichte des Lagers, in dem ab 1941 Kriegsgefangene lebten und von 1943 bis Kriegsende Gefangene des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die Außenlager – es gab rund 100 von ihnen – hatten den Zweck, die Häftlinge zu verteilen und sie vor Ort möglichst effizient auszubeuten.

Die neue Tafel bietet ausführliche Informationen über das Außenlager. | Foto: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
  • Die neue Tafel bietet ausführliche Informationen über das Außenlager.
  • Foto: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Etwa 500 Männer hausten in neun Baracken. Sie stammten aus Deutschland, der Sowjetunion, Polen, Norwegen, der Tschechoslowakei, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, der Ukraine und Luxemburg. Das Gelände war mit Stacheldraht umzäunt und von Wachtürmen umgeben.

Die Zwangsarbeiter mussten jeden Tag schwer schuften. Sie beseitigten Trümmer nach Luftangriffen, bauten Luftschutzunterstände und legten Feuerlöschteiche an. Besonders bei der Entschärfung von Fliegerbomben riskierten sie ihr Leben. Das Lager war für die Zivilbevölkerung kein Geheimnis. Auf dem Weg zu ihren Einsätzen zogen die Gefangenen mit gestreiften Anzügen durch die Straßen, bewacht von Polizei und SS. Auch bei Arbeiten an bombengeschädigten Häusern kamen sie in Kontakt mit der Bewohnerschaft.

Im Lichtenrader Lager kam es zu Misshandlungen und Hinrichtungen, wenn die Insassen gegen Regeln verstießen. Dennoch berichteten ehemalige Häftlinge von einer relativ guten Behandlung, verglichen mit anderen Zwangsarbeiter- und Straflagern.

Am 23. April 1945 befreite die Rote Armee die Zwangsarbeiter in Lichtenrade. Nach dem Krieg wurden die Baracken weiter genutzt. Dort waren öffentliche Ämter untergebracht, die örtliche Oberschule und später Menschen, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geflüchtet waren. Die Bauten verschwanden in den 1960er-Jahren, als die heutige Hochhaussiedlung errichtet wurde.

Der stellvertretende Bürgermeister Steuckardt sagte, es gebe kaum noch Zeitzeugen, die die Verbrechen und Unmenschlichkeiten der Konzentrationslager eindrücklich beschreiben könnten. „Umso wichtiger ist es, dass auch die nachfolgenden Generationen ihre Stimmen gegen jede Form von Antisemitismus und Menschenverachtung erheben. Mit der Gedenktafel erinnern wir an genau diese Verbrechen.“

Neben dem alten Gedenkort steht die neue Infotafel. | Foto:  Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Die neue Tafel bietet ausführliche Informationen über das Außenlager. | Foto: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 247× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 212× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 597× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.