Mehr Infos über ehemaliges Lager
Bezirksamt stellt Tafel am Gedenkort Bornhagenweg auf
Eine neue Informationstafel ergänzt die Anlage im Bornhagenweg 55, die an das Außenlager des KZ Sachsenhausen erinnert. Der stellvertretende Bürgermeister Matthias Steuckardt (CDU) weihte sie am 11. November ein.
Seit 1987 gibt es am Bornhagenweg ein Mahnmal aus Eisenbahnschienen, Granit und Marmor. Auf dem Marmorblock befindet sich eine nur kurze Gedenkinschrift. Schon vor Jahren haben die Bezirksverordneten deshalb beschlossen, ausführlicher über das Außenlager zu informieren, das sich zwischen Bornhagenweg und Pechsteinstraße befand.
Das ist nun geschehen. Auf der großen Tafel ist eine alte Aufnahme des Lager zu sehen, außerdem ein Luftbild, auf dem die Baracken projiziert wurden, und vier Fotografien ehemaliger Häftlinge. Der Text informiert über die Geschichte des Lagers, in dem ab 1941 Kriegsgefangene lebten und von 1943 bis Kriegsende Gefangene des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die Außenlager – es gab rund 100 von ihnen – hatten den Zweck, die Häftlinge zu verteilen und sie vor Ort möglichst effizient auszubeuten.
Etwa 500 Männer hausten in neun Baracken. Sie stammten aus Deutschland, der Sowjetunion, Polen, Norwegen, der Tschechoslowakei, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, der Ukraine und Luxemburg. Das Gelände war mit Stacheldraht umzäunt und von Wachtürmen umgeben.
Die Zwangsarbeiter mussten jeden Tag schwer schuften. Sie beseitigten Trümmer nach Luftangriffen, bauten Luftschutzunterstände und legten Feuerlöschteiche an. Besonders bei der Entschärfung von Fliegerbomben riskierten sie ihr Leben. Das Lager war für die Zivilbevölkerung kein Geheimnis. Auf dem Weg zu ihren Einsätzen zogen die Gefangenen mit gestreiften Anzügen durch die Straßen, bewacht von Polizei und SS. Auch bei Arbeiten an bombengeschädigten Häusern kamen sie in Kontakt mit der Bewohnerschaft.
Im Lichtenrader Lager kam es zu Misshandlungen und Hinrichtungen, wenn die Insassen gegen Regeln verstießen. Dennoch berichteten ehemalige Häftlinge von einer relativ guten Behandlung, verglichen mit anderen Zwangsarbeiter- und Straflagern.
Am 23. April 1945 befreite die Rote Armee die Zwangsarbeiter in Lichtenrade. Nach dem Krieg wurden die Baracken weiter genutzt. Dort waren öffentliche Ämter untergebracht, die örtliche Oberschule und später Menschen, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geflüchtet waren. Die Bauten verschwanden in den 1960er-Jahren, als die heutige Hochhaussiedlung errichtet wurde.
Der stellvertretende Bürgermeister Steuckardt sagte, es gebe kaum noch Zeitzeugen, die die Verbrechen und Unmenschlichkeiten der Konzentrationslager eindrücklich beschreiben könnten. „Umso wichtiger ist es, dass auch die nachfolgenden Generationen ihre Stimmen gegen jede Form von Antisemitismus und Menschenverachtung erheben. Mit der Gedenktafel erinnern wir an genau diese Verbrechen.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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