Zurück zum Regelbetrieb
Stadtrat Gordon Lemm über die Herausforderungen des neuen Schuljahrs

Stadtrat Gordon Lemm (SPD) hofft auf ein halbwegs normales Schuljahr. Dieses Kunstwerk in seinem Büro haben Jugendliche aus einem Kinderheim angefertigt. | Foto: Philipp Hartmann
  • Stadtrat Gordon Lemm (SPD) hofft auf ein halbwegs normales Schuljahr. Dieses Kunstwerk in seinem Büro haben Jugendliche aus einem Kinderheim angefertigt.
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Das Schuljahr 2020/2021 dürfte ein ganz spezielles werden. Seit Montag sind überall in Berlin die Mädchen und Jungen in die Schulen zurückgekehrt. Gordon Lemm (43), Schulstadtrat in Marzahn-Hellersdorf, hofft auf einen reibungslosen Ablauf und trotz der weiter grassierenden Pandemie auf normalen Unterricht in den kommenden Monaten.

Das bedeutet auch, dass der Mindestabstand, der den Schulen Ende des vergangenen Schuljahrs so viele Schwierigkeiten bereitet hat, entfällt. Hygieneregeln bestehen jedoch weiterhin. Zwei Tage vor den Sommerferien sei der neue Musterhygieneplan der Senatsbildungsverwaltung an die Schulen verschickt worden, so Lemm. Danach habe es nur noch die Zeugnisausgabe gegeben, bevor sich die Lehrer in ihren Urlaub verabschiedeten. Eine Woche hätten die Schulen vor dem Start Zeit gehabt, um die organisatorischen Prozesse miteinander abzustimmen. Dazu zählt unter anderem, dass sich Lehrer mit relevanten Vorerkrankungen wie Asthma, wodurch sie zur Risikogruppe gehören, ein Attest von ihrem Arzt besorgen mussten. Damit werden sie von der Anwesenheitspflicht befreit und können weiterhin aus dem Homeoffice arbeiten, von dort beispielsweise Hausaufgabenhilfe anbieten oder Unterrichtsstunden vorbereiten und begleiten. Das Alter allein reicht nicht mehr, um automatisch zur Risikogruppe zu gehören. Gordon Lemm schätzt, dass etwa jede vierte bis fünfte Lehrkraft im Bezirk älter als 60 Jahre ist. Ohne sie wäre ein normaler Unterricht undenkbar.

Viel putzen und
möglichst selten die Räume wechseln

Reinigungen häufig genutzter Kontaktflächen wie Lichtschalter, Türklinken, Treppen- und Handläufe gehören inzwischen genauso zum neuen Schulalltag wie das regelmäßige Lüften der Klassenzimmer. Die Schüler sollen nun zu unterschiedlichen Zeiten in die Schule kommen, damit sich vor und im Gebäude keine großen Ansammlungen bilden. Ebenfalls zeitlich gestaffelt werden Hofpausen und Essenausgaben. Einzelne Klassen sollen in ihrem Verbund bleiben und möglichst in einem festen Raum unterrichtet werden. Außerdem gibt es jetzt eine Maskenpflicht für Schüler und Lehrer im Gebäude, die nur während des Unterrichts ausgesetzt ist. Bereits vor dieser Entscheidung wurden die Lehrer, so erzählt Gordon Lemm, darum gebeten, im Lehrerzimmer eine Maske zu tragen. Sollte ein Corona-Fall auftreten, könnten sich so nicht gleich große Teile des Kollegiums auf einmal infizieren. „Man wird Ausbrüche nicht komplett verhindern können. Wir versuchen aber, die Ausbruchscluster so klein wie möglich zu halten“, sagt der Stadtrat.

Lehrer kamen mit Homeschooling
unterschiedlich gut klar

Die Rückkehr des Regelbetriebs bleibe ein Risiko, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber vertretbar. „Dass die Abstandsregeln während des Unterrichts aufgehoben wurden, war eine logische Konsequenz, weil die Infektionszahlen zurückgegangen und die sozialen Nachteile durch das Homeschooling gewachsen sind.“ Besonders gut ausgestattet und schon vor Corona gut auf den Fernunterricht vorbereitet gewesen seien das Victor-Klemperer-Kolleg in Marzahn und das Otto-Nagel-Gymnasium in Biesdorf. Insgesamt aber seien die Erfahrungen des Heimunterrichts sehr unterschiedlich ausgefallen. „Das ganze Land Berlin und die Bildungsverwaltung haben in dieser Situation viel gelernt.“ Ein Problem war, dass nicht in jeder Familie die Kinder zu Hause an einem Computer mit guter Internetverbindung lernen konnten. Manche Lehrkräfte hätten sich als „Digital Natives“ bewiesen, die problemlos den Unterricht in die digitale Welt transportieren konnten. Andere Lehrer wiederum hätten lediglich pdf-Dateien zum Herunterladen zur Verfügung gestellt, wodurch anschließend Eltern gefordert waren, ihre Kinder beim Bearbeiten zu unterstützen. Das habe für viel Unzufriedenheit gesorgt.

Plätze in der Sommerschule
reichten nicht für alle

Rund 700 Schüler im Bezirk hätten die Ferienzeit genutzt, um in der Sommerschule, die in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch angeboten wurde, Lernrückstände aufzuholen. Leider seien manche Bildungsträger jedoch so kurz vor dem Ferienbeginn noch abgesprungen, dass längst nicht alle Schüler Zugang zu diesem Angebot hatten. Einige seien definitiv auf der Strecke geblieben, schätzt Gordon Lemm. Diese Schüler wieder heranzuführen, dürfte eine der vielen Herausforderungen dieses außergewöhnlichen Schuljahrs werden. Der Stadtrat blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. „Ich freue mich schon, dass die Schule jetzt wieder losgeht, denn wir wollen keine Corona-Generation.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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