Kabarett-Ensemble eröffnet Theater
Ab jetzt "scharfe Kost" in der Springpfuhl-Passage am Helene-Weigel-Platz
„Unsere Bühne ist kleiner als die Weltzeituhr, die Lacher sind aber größer als der Fernsehturm“, beschreibt Schauspieler Martin Lalis das Theater, das seit Anfang Dezember 2024 in Marzahn am Helene-Weigel-Platz 14 und damit direkt in der Springpfuhl-Passage residiert.
Weiß man, dass dieses Theater „Die Chilischoten“ beheimatet, wird eigentlich sofort klar: Hier wird Scharfes serviert – hier gibt es Kabarett. „Das zweitwichtigste im Osten nach der Distel“, sagt Lalis in seiner Rolle als Sprachrohr und Pressesprecher der Chilischoten, um sogleich nachzuschieben, dass es seines Wissens nach hier auch nur zwei gäbe.
Begonnen hat alles 2022 im Steglitzer Zimmertheater, wo Martin Lalis eine Veranstaltung besuchte. Bei einem Gespräch entwickelte sich die Idee, ein eigenes Ensemble zu gründen. Und Kabarett zu machen. Die damals fünf Gleichgesinnten mussten dann auch nicht lange nach einem passenden Namen suchen und so spielen „Die Chilischoten“ seither ein "Scharfes Kabarett mit süßlich-humoristischer Note", wie der Pressesprecher das Programm bezeichnet, und bereichern so das kulturelle Leben Berlins.
Wer auftreten will und dies möglichst ganzjährig, braucht ein Programm und eine Bühne, am besten in einem festen und beheizbaren Raum, um das Programm zu allen Jahreszeiten zeigen zu können. Mit Texten von Tanja Arensberg, der bis heute einzigen Frau in der Truppe, Martin Lalis und Thiemo Wüstenberg und der Musik von Norbert Beschke entstand als erstes Programm „Affären, Cannabis und Rock'n‘Roll“, das in das politische Chaos des Jahres 2055 führt, als die Vereinigten Staaten von Europa heftig bedroht werden durch Cannabis aus den USA, die inzwischen von Präsidentin Ivanka Trump regiert werden.
Aufführungsort war damals das Zimmertheater Steglitz. Doch weil man eigentlich nicht ständig Gastspieler sein wollte, wurde der Wunsch nach einer eigenen Spielstätte immer größer. In der Schöneberger Martin-Luther-Straße schien er dann gefunden. Alles schien perfekt an diesem Auftrittsort für maximal 40 Zuschauer, wären da nicht die Auflagen der Bauaufsicht gewesen, die sich als unüberbrückbares Hindernis auftürmten.
So fand das Ensemble schließlich in der Springpfuhl-Passage seine Bühne. Mit der Wohnungsbaugesellschaft Degewo wurde ein Mietvertrag über drei Jahre geschlossen. Der Zuschauerraum fasst 50 Personen. Wer hier in dem früheren Textilladen Kabarett genießen will, sitzt übrigens auf den Originalstühlen des Cafés der Bundespressekonferenz. Ins Auge gefasst wird dabei ein Publikum, das weniger mobil und keineswegs mit Theaterangeboten in der Nachbarschaft verwöhnt ist.
Derweil warten die Schoten auf den Ausgang der kommenden Bundestagswahl am 23. Februar für ihr neues Programm, das wohl im März Premiere haben wird. Doch nicht nur selbst spielen will das Ensemble in seinem Theater, „das in eine Gefängniszelle passt“, wie es bei den Theatermachern etwas untertreibend heißt: Man öffnet die Bühne auch für Gastauftritte befreundeter Kabarettisten und Comedians, darunter auch solche von der Distel. So tritt Martina Bells mit ihrem „Lang‘ mach ich’s nicht mehr“ am Sonntag, 19. Januar, um 15 Uhr sowie Donnerstag, 6. Februar, und Freitag, 21. Februar, jeweils um 18 Uhr auf. Tilman Lucke, Olaf Michael Ostertag, Gerald Wolf, Tom Ehrlich, Henning Ruwe und Martin Valenske sind weitere Künstler, die hier bereits aufgetreten sind oder die es demnächst werden. Außerdem soll es mit der „Chilistage“ Ausbildungsmöglichkeiten für den Nachwuchs geben.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen beträgt 18 Euro, Studenten, Schüler, Senioren, Schwerbehinderte und Bürgergeldempfänger zahlen 16 Euro. Kartenreservierung ist unter Telefon 0176/23 32 92 37 oder per E-mail an martin.lalis@aol.de möglich.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf kabarett-chilischoten.de.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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