Neue Attraktion in den Gärten der Welt
Der Jüdische Garten wurde eröffnet und bleibt den Winter über zugänglich
Knapp zwei Jahre nach der Grundsteinlegung ist am 19. Oktober der Jüdische Garten eröffnet worden. Der jüngste und wohl auch letzte Themengarten in den Gärten der Welt wurde im vergangenen Winter gepflanzt. Coronabedingt wurde die für das Frühjahr geplante feierliche Eröffnung aber erst jetzt nachgeholt.
Es handelt sich um den weltweit ersten Jüdischen Garten in einem Park. Als landschaftsarchitektonisch-künstlerischer Beitrag soll er Kulturen, Religionen und Weltanschauungen in den Gärten der Welt komplettieren. „Gemeinsam repräsentieren der Jüdische Garten, der in direkter Blickrichtung gelegene Christliche Garten und der Orientalische Garten nun die drei großen monotheistischen Religionen“, wie die Grün Berlin GmbH erläuterte. „Es gibt keine jüdische Gartenkunst, die als Vorbild hätte dienen können. Der Jüdische Garten orientiert sich deshalb an dem ethisch fundierten jüdischen Naturverständnis“, ergänzte deren Geschäftsführer Christoph Schmidt. Die Planer konzentrierten sich auf Pflanzen, die ihren Ursprung in literarischen Werken unterschiedlicher Epochen und Sprachen finden „und damit die Komplexität jüdischer Erfahrung widerspiegeln“. Von besonderer Bedeutung im Judentum sind Weizen, Wein und Feigen, die zu den „sieben Arten“ der hebräischen Bibel gehören. Diese und dutzende weitere Nutz- sowie Zierpflanzen wie Mispel, Petersilie, Mais und Kartoffeln können die Besucher auf der knapp 2000 Quadratmeter großen Fläche betrachten. Darüber hinaus macht die Pflanzenauswahl auf Werke jüdischer Autoren aufmerksam. Das Wegenetz stehe für die Verflechtungen der jüdischen Kultur und ihre internationalen Bezüge, heißt es. Zwei skulpturale Pavillons des Künstlers Manfred Pernice mit Sitzgelegenheiten sollen zum Verweilen einladen.
„Der Jüdische Garten ist ein sehr lebendiger und vielfältiger Ort in den Gärten der Welt geworden. Ihn zu realisieren, war ein Herzensanliegen des Landes Berlin“, erklärte Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne). Im Juni 2018 hatte Berlin einen Gestaltungswettbewerb ausgelobt. Gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten und Künstlern Manfred Pernice und Wilfried Kuehn ging das in Mitte ansässige Büro „atelier le balto“ daraus als Sieger hervor. Initiator für die Errichtung des Themengartens war die Allianz Umweltstiftung, die bereits 2005 den Bau des Orientalischen Gartens und 2011 den Bau des Christlichen Gartens unterstützt hat. Die Baukosten für den Jüdischen Garten, dessen Grundstein am 24. Oktober 2019 gelegte wurde, betrugen rund zwei Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgte durch Mittel der Axel Springer Stiftung, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Allianz Umweltstiftung.
Das Ergebnis begeisterte bei der Eröffnung alle Beteiligten, die dem Garten zugleich große Bedeutung zumessen. „Der Jüdische Garten ist keine Visitenkarte eines fernen Landes, sondern Ausdruck dessen, dass jüdisches Leben, jüdische Kultur Alltag in Berlin und Deutschland sind. Mögen viele Menschen den Garten genießen und zum Anlass nehmen, sich mit jüdischer Kunst und jüdischem Leben zu befassen“, sagte Stadträtin Juliane Witt (Linke). „Die Gärten der Welt stehen für kulturelle und religiöse Vielfalt. Ich freue mich sehr, dass mit dem Jüdischen Garten diese Vielfalt erweitert wurde“, meinte Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland. Und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium sowie Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Rita Schwarzelühr-Sutter, sagte: „Der Jüdische Garten ist ein Zeichen gegen den Antisemitismus in unserem Land. Von dieser Eröffnung soll auch ein starkes Signal gegen Judenhass und gegen Gewalt ausgehen.“
Im Gegensatz zu anderen Themengärten bleibt der Jüdische Garten auch den Winter über zugänglich. Von November bis Ende Februar sind die Gärten der Welt täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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