Spielzeug, Insektenhotels, Vogelhäuser
Unikate aus Marzahner Holzwerkstatt bringen Kindern Freude
Von außen betrachtet ist das Gebäude in der Bitterfelder Straße 15 lediglich ein trister Zweckbau. Mit wie viel Kreativität drinnen gearbeitet wird, offenbart sich erst beim Betreten der Werkstatt im Erdgeschoss. Hier gestalten Frank (59), Werner (59) und Detlef (65) alte Holzbretter, Bett- und Fahrgestelle zu Kinderspielzeug.
In den Regalen an der Wand sind die Ergebnisse ihrer Arbeit zu bewundern: Autos, Bau- und Landwirtschaftsfahrzeuge, Loks, Schiffe und Helikopter. Gebaut werden außerdem Spieleklassiker wie „Mensch ärgere Dich nicht“ und Lernbaukästen mit handgesägten und -geschliffenen Buchstaben zum Wörterlegen.
Über das Jobcenter wurden die drei Männer an den gemeinnützigen Bildungsträger „Jahresringe Gesellschaft für Arbeit und Bildung“ vermittelt, zu dem die Holzwerkstatt in Marzahn gehört. Als „Zwei-Euro-Jobber“ sind sie 20 bis 30 Stunden pro Woche vor Ort.
Mit Kreissägen, elektrischen Schleifmaschinen, Akkuschraubern, Sägen, Feilen und Hämmern lassen sie ihrer Kreativität freien Lauf. Die daraus gefertigten Unikate werden an Kitas im gesamten Bezirk verschenkt. Auch der Jugendverkehrsgarten Marzahn zählt zu den dankbaren Abnehmern.
Dabei werden längst nicht nur Spielzeuge zusammengebaut. Es entstehen auch Insektenhotels, Vogelhäuser, Hochbeete und Kompostierer mit Glasscheibe. Für die Kleingärtenanlage am Kienberg wurden Holzumrahmungen für Hinweisschilder gefertigt. Besonders stolz ist Frank, der früher als Schiffbauer gearbeitet hat und von der Ostseeküste stammt, auf den selbstgebauten Sonnenherd, der mithilfe von reflektiertem Sonnenlicht auf bis zu 80 Grad aufheizen soll. „Wenn man auf dem Dorf aufwächst, muss man handwerklich ein bisschen mehr können“, sagt er. Auch sein Kollege Werner bringt handwerkliche Begabung mit. Der frühere Rundfunktechniker bezeichnet Modellbau als sein Hobby. Zu Hause habe er ein zwei Meter großes Modell eines Airwolf-Helikopters stehen.
Für Kinder zum Hineinsetzen
Immer wieder fallen ihnen neue Ideen ein. So haben sie beispielsweise ein Insektenhotel auf ein Lkw-Modell als fahrbaren Untersatz gesetzt. Manche Holzautos werden an der Werkbank so groß, dass sich problemlos ein Kind hineinsetzen kann.
Das Schönste an der Arbeit in der Holzwerkstatt seien die Komplimente. „Als wir mal für eine Kita Hochbeete gebaut haben, waren die Kinder ganz begeistert“, erinnert sich Frank. Es wirkt fasst so, als mache die Arbeit den Männern, die allesamt so langsam aufs Rentenalter zugehen, auch deshalb so viel Freude, weil sie hier vorübergehend selbst wieder ein bisschen zum Kind werden.
„Verwendet wird nur naturbelassenes Holz ohne Farbstoffe“, erklärt Jahresringe-Geschäftsführerin Birgit Starostzik. Das Material erhält der Verein über Spenden von Privatpersonen, einer befreundeten Tischlerei und von Baumärkten. Was sonst als Abfall ungenutzt bliebe, bekommt in der Holzwerkstatt eine neue Bestimmung.
Wer dem Verein Jahresringe mit Spenden helfen möchte, Holz oder Werkzeug abgeben kann, erreicht die Geschäftsstelle unter Telefon 29 34 18 13 oder per Mail an gesellschaft@jahresringe-ev.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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