Pendeln bis zum Ende der Sommerferien
Berliner Fahrgastverband befürchtet Worst-Case-Szenario für U2
Der Pendelbetrieb der U2 soll mindestens noch bis zum Ende der Sommerferien andauern. Ein Neubau des U-Bahntunnels am Alexanderplatz ist offenbar nicht nötig. Doch Beobachter wie der Berliner Fahrgastverband Igeb warnen vor einem möglichen Worst-Case-Szenario.
Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) erwartet laut Medienberichten zeitnah ein Baukonzept zur Behebung der schweren Schäden am U-Bahntunnel der Linie U2 am Alexanderplatz. Das soll der Bauherr Covivio zugesagt haben. Die Unterlagen will man dann zügig prüfen, teilte die Senatorin im Abgeordnetenhaus mit. Die nötigen Bauarbeiten am beschädigten Tunnelbauwerk sollen demnach während des fortgesetzten Pendelbetriebs der U2 erfolgen.
Der Verkehr der U2 am Alexanderplatz ist wie berichtet seit vergangenem Oktober eingeschränkt. Während der Bauarbeiten für das benachbarte Hochhaus des französischen Immobilienunternehmens Covivio waren im Bereich der U-Bahn eine Tunnelröhre um einige Zentimeter abgesackt. In der Tunnelsohle wurden Risse festgestellt, Grundwasser drang ein. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Technische Aufsichtsbehörde des Senats zogen die Reißleine. Am 7. Oktober wurde das Gleis nach Pankow gesperrt, auf dem anderen Gleis herrscht seitdem Pendelverkehr im 15-Minuten-Takt. Erste Stabilisierungsmaßnahmen am Tunnel folgten. Für die komplexen technischen Herausforderungen braucht es aber ein genehmigungsfähiges Instandsetzungskonzept, das laut Senat Covivio als Schadensverursacher mit allen nötigen Unterlagen vorlegen muss.
Kürzlich hatte es nun mit allen Beteiligten einen Runden Tisch gegeben. Im Ergebnis soll der Pendelbetrieb noch mindestens bis zum Ende der Sommerferien, also bis Ende August andauern. Außerdem wird überlegt, die U2 noch eine Station weiter bis zum Rosa-Luxemburg-Platz fahren zu lassen. Bisher müssen die Fahrgäste aus Richtung Pankow am Senefelderplatz das Gleis wechseln.
Reicht Tunnelsanierung aus?
Externe Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die Schäden weitaus größer sind und möglicherweise ein kompletter Tunnelneubau notwendig ist. Die Senatsmobilitätsverwaltung beantwortete eine Anfrage der Berliner Woche dazu nicht. „Es gibt begründete Zweifel daran, dass die vorgeschlagenen Varianten zur Tunnelsanierung ausreichend sind“, sagt Max Landero. Der SPD-Abgeordnete aus Mitte weiß das aus Expertengesprächen. Auch sei das Ausmaß der Schäden seines Wissens nach gar nicht Thema des Runden Tisches gewesen. „Ich bin noch nicht überzeugt davon, dass der Schadensumfang hinreichend begutachtet wurde“, so Landero. Er fordere daher Transparenz von der Senatsverwaltung und dass sie die nötigen Gutachten einhole, die dann unabhängig geprüft werden sollten.
Auch der Berliner Fahrgastverband Igeb übt Kritik. „Zurzeit ist das Ausmaß des Schadens nicht ansatzweise zu überblicken“, heißt es in einer Mitteilung von Igeb-Chef Christfried Tschepe und seinen zwei Vizevorsitzenden Jens Wieseke und Matthias Gibtner. „Muss und kann der über 100 Jahre alte abgesackte Tunnel angehoben werden? Kann die Tunnelwand entlang der privaten Baugrube saniert oder muss sie neu aufgebaut werden?“ Es sei nicht abwegig zu befürchten, „dass ein Worst-Case-Szenario eintritt und der U-Bahnhof teilweise oder ganz neu gebaut werden muss“.
Längere Fahrzeiten müssen die Berliner aber nicht nur auf der U2 in Kauf nehmen. Seit Ende Januar sind die U1 und U3 zwischen den Bahnhöfen Schlesisches Tor und Görlitzer Bahnhof unterbrochen. Die BVG will dort an der Hochbahn bis Anfang März Schallschutzelemente verbauen und neuen Schotter verlegen. Zwischen Warschauer Straße und Kottbusser Tor fahren ersatzweise Busse.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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