Grüne Inseln, rote Laternen
Siegerentwurf für Freiflächen am Haus der Statistik gekürt
Das Werkstattverfahren zur temporären Gestaltung der Freiflächen rund um das Haus der Statistik ist entschieden. Den Zuschlag bekam die Landschaftsarchitektin Robin Winogrond aus Zürich.
Das Haus der Statistik ist eines der Vorzeigeprojekte Berlins. Das brachliegende Areal rund um die Büroruinen an der Otto-Braun-Straße soll bis 2028 zum gemeinwohlorientierten Modellquartier in Mitte werden. Direkt am Alex entsteht ein Gemeinschaftsprojekt aus Verwaltung, Wohnungsbaugesellschaft und Initiativen. Die Bauarbeiten sind, wie berichtet, auch bereits in vollem Gange. Doch vor dem DDR-Plattenbau sieht es nach wie vor trostlos aus.
Ein kürzlich abgeschlossenes Werkstattverfahren soll das ändern. Die größtenteils versiegelten Freiflächen werden temporär umgestaltet. Der Siegerentwurf stammt von Robin Winogrond mit Violeta Burckhardt (beide Zürich), dem Studio Erde (Berlin) und der „BeL Sozietät für Architektur“ aus Köln. Das Team hatte das Werkstattverfahren der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gewonnen. Laut Jury überzeugte der Gestaltungsentwurf mit einer Vielzahl räumlicher Eingriffe. Dazu gehören Bauminseln und ein größerer Baumhain, zwei alte, rot gestrichene Lichtmasten aus DDR-Zeiten, eine blaue Lkw-Attrappe, die an improvisierte Bühnen von früheren DDR-Oppositionellen erinnern soll, und eine Aussichtsplattform.
Undine Giseke, Landschaftsarchitektin und Vorsitzende des Obergutachtergremiums, lobte den Entwurf für seinen "besonders sensiblen Umgang mit der Historie und dem Geist des Ortes" und wegen seiner äußerst robusten und anpassungsfähigen Kleinteiligkeit, die für eine temporäre Umsetzung besonders geeignet sei. "Interessant sind auch die Impulse zur aktiven Beteiligung der Nachbarschaft sowie die konkreten Vorschläge für ein umfassendes Materialrecycling.“
Laut Senatsverwaltung soll das Siegerteam nun mit der Umsetzung beauftragt werden. Getestet wird die Freiraumgestaltung bis 2028, also bis zum Ende der geplanten Bauarbeiten für das Quartier Haus der Statistik. „Die Realisierung auf Zeit gibt uns die Möglichkeit, Dinge auszutesten, die für die langfristige Gestaltung am Haus der Statistik übernommen werden können“, sagte Manfred Kühne von der Senatsverwaltung. Rund eine Million Euro sieht der Senat für die Planung und Realisierung der temporären Gestaltung vor. Dazu gehören neben den Freiflächen vor dem Haus der Statistik auch die Bereiche vor dem denkmalgeschützten Haus des Reisens. Bauherrin ist die gemeinnützige Gesellschaft Anders Bauen. Sie wurde Ende 2022 von der Genossenschaft „ZUsammenKUNFT Berlin“ gegründet, die wiederum das gesamte Modellprojekt am Haus der Statistik entwickelt.
Das ausgelobte Werkstattverfahren basiert auf dem städtebaulichen Werkstattverfahren von 2019 für das Quartier. Zwischendurch wurden die Erdgeschosse im Haus der Statistik mit Pioniernutzungen erfolgreich getestet. Diese Bauten werden gerade saniert. 2024 sollen die Flächen für die Berliner Verwaltung bezugsfertig sein. Der Bezirk Mitte bekommt dazu ein neues Rathaus, das bis 2031 stehen soll. Und die städtische WBM Mitte baut an der Berolinastraße auf drei Baufeldern 290 Mietwohnungen.
Einziehen sollen in die sanierten Räume aber auch Kultur und Soziales. Wer rein darf, entscheidet ein Gremium, das sich vorrangig aus den fünf Kooperationspartnern (Koop5) für das Modellprojekt Haus der Statistik zusammensetzt. Die ersten Räume wurden bereits langfristig vergeben und zwar im siebenstöckigen prominenten Kopfbau „Haus A“ am Alexanderplatz. Dort sollen demnach ab Ende 2025 soziale Einrichtungen, Werkstätten, Ateliers, Bildungs- und Beratungsangebote, Proberäume, Bühnen, Workshops, Orte der Begegnung und Kulinarik Platz finden. Außerdem ziehen eine offene Nähwerkstatt und ein Mobilitätsdienst für Senioren mit ein. Weitere Flächen im Quartier sollen schrittweise ab Ende dieses Jahres vergeben werden.
Das Haus der Statistik war zu DDR-Zeiten Sitz der Zentralverwaltung für Statistik. Nach der Wende zogen das Bundesamt für Statistik (Außenstelle) und die Stasi-Unterlagenbehörde ein. Seit 2008 steht die Immobilie leer. 2017 kaufte dann das Land Berlin den Komplex nahe Alexanderplatz. Einzelne Pioniernutzungen folgten. Seit Januar 2018 arbeiten die fünf Kooperationspartner an der „gemeinwohlorientierten Entwicklung“ des Hauses der Statistik. Für das nötige Planungsrecht der Neubauten lief von September 2018 bis Februar 2019 das städtebauliche Werkstattverfahren. Die Genossenschaft „ZusammenKUNFT“ ist Teil der Koop5. Sie ging 2016 ging sie aus der Bürgerinitiative „Haus der Statistik“ hervor.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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