Indiana Jones in Aktion
Ausstellung mit Live-Ausgrabungen im Neuen Museum
Wie Archäologen arbeiten und was sie gefunden haben, können Besucher noch bis zum 19. April in der interaktiven Ausstellung im Neuen Museum über Berlins größte Grabung in Biesdorf erleben.
15 Jahre lang haben Archäologen in Biesdorf von 1999 bis 2014 gut 22 Hektar Fläche umgegraben. Bevor neue Häuser in Biesdorf-Habichtshorst gebaut werden durften, konnten die Wissenschaftler 10 000 Jahre Siedlungsgeschichte an der Wuhle dokumentieren.
Seit der Steinzeit gab es immer wieder Spuren menschlicher Besiedlung am kleinen Fluss Wuhle. Was die Archäologen gefunden haben und wie die Grabungen auf dem „Forschungsareal Biesdorf“ abliefen, zeigt die Ausstellung im Neuen Museum. Das Erlebnisprojekt entstand in einer Kooperation vom Museum für Vor- und Frühgeschichte, dem Landesdenkmalamt, dem Museumsdorf Düppel und Archäologiestudenten der Freien Universität (FU).
Selbst aktiv werden
Schwerpunkt der Sonderausstellung ist die Rekonstruktion archäologischer Funde und Befunde. Wie die Archäologen ausgraben und ihre Funde den verschiedenen Zeiten zuordnen, wird im Hauptteil der Ausstellung gezeigt. An interaktiven Stationen können die Besucher selbst aktiv werden.
Spektakulärster Fund aus Biesdorf ist eine steinzeitliche Hirschmaske, die vermutlich einem Schamanen für Rituale diente. Die um 9000 v. Chr. datierte Maske ist aus dem Geweih eines Rothirsches geschnitzt und zählt zu den ältesten Funden Berlins. In Kooperation mit dem Museumsdorf Düppel wurde eigens für die Sonderausstellung mittels selbst hergestellter Feuersteinwerkzeuge eine Replik der Hirschmaske angefertigt. Die Replik können die Besucher aufsetzen und erleben, wie schwer sich solch ein Geweih auf dem eigenen Kopf anfühlt.
In der Ausstellung kann man auch live miterleben, wie Archäologen arbeiten. Studenten vom FU-Institut für Prähistorische Archäologie zeigen jeden Donnerstag und Freitag von 14 bis 17 Uhr, wie sie mit Picke und Pinsel vorgehen. Sie legen bei der sogenannten Blockbergung archäologische Objekte frei, die noch in Erdblöcken stecken. Mit diesem Verfahren können die Wissenschaftler ihre Ausgrabung später im Labor detaillierter dokumentieren als unter freiem Himmel.
50 Urnen aus Flatow
Die Objekte stammen von den Ausgrabungen des eiszeitlichen Fundplatzes in Biesdorf-Habichtshorst. Außerdem werden Blockbergungen zerlegt, die bei einer Lehrgrabung bei der brandenburgischen Ortschaft Flatow 2018 ausgebuddelt wurden. In diesen Blöcken befinden sich mehr als 50 Urnen eines Urnengräberfeldes. „Die Bestattungen aus dem 6. bis 1. Jahrhundert v. Chr. erfolgten in Keramikgefäßen. Die Verstorbenen wurden verbrannt, die verbliebenen Knochenreste aufgelesen, in alltägliche Siedlungsgefäße oder organische Leichenbrandbehältnisse wie Beutel und Holzkästchen gefüllt und schließlich im Boden und weitestgehend ungeschützt auf Geröllpflaster beigesetzt", erklärt Dr. Morten Hegewisch, der die Ausgrabungen bei Flatow geleitet hat. Durch Landwirtschaft und zum Beispiel Pflügen wurden viele Keramikgefäße zerstört. „Diese kärglichen, dennoch aussagekräftigen Reste wurden unter großem Zeitdruck freigelegt, mit Folien umwickelt und schließlich als intakte Blöcke geborgen", sagt der Archäologe.
Die Ausstellung im Neuen Museum in der Bodestraße 1-3 ist montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Live-Ausgrabungen finden immer donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr statt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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