Österreicherin leitet Virchows Sammlung
Die Professorin Monika Ankele ist die neue Chefin des Berliner Medizinhistorischen Museums

Die Professorin Monika Ankele will das Berliner Medizinhistorische Museum mehr als Lernort für Studierende öffnen. | Foto:  Artur Krutsch
  • Die Professorin Monika Ankele will das Berliner Medizinhistorische Museum mehr als Lernort für Studierende öffnen.
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Die Präparatesammlung im sanierten Berliner Medizinhistorischen Museum (BMM) der Charité hat eine neue Chefin. Professorin Monika Ankele von der Medizinischen Universität Wien hat die Leitung von Professor Thomas Schnalke übernommen, der jetzt im Ruhestand ist. Schnalke war 23 Jahre lang Herr der bizarren Virchow-Sammlung.

Dieses Museum ist nicht jedermanns Sache. Wegen der pathologisch-anatomischen Präparate empfiehlt die Charité den Besuch erst ab 16 Jahren. Denn in der Dauerausstellung sind menschliche Präparate zu sehen, darunter auch etliche Fehlbildungen. Die Sammlungen von Organen, Knochen, Schädeln und vor allem Missbildungen und kranken Innereien sind alle echt. In Gläsern und Vitrinen sind Präparate unterschiedlicher Erkrankungen und Krankheitsverläufe zu sehen. Darunter ein extrem aufgeblähter Darm in einem Riesenglaskolben.

Der Pathologe Rudolf Virchow hatte die Sammlung 1899 als Pathologisches Museum eröffnet. Sein dreidimensionales Lehrbuch der Pathologie war schon 1901 ein Renner und Publikumsmagnet. Das BMM in dem Backsteinbau auf dem Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 (campusinterne Adresse: Virchowweg 17), wurde in den vergangenen drei Jahren komplett umgebaut und modernisiert. Markant sind die riesigen Vitrinenfenster in der Fassade, durch die man schon von außen in die Ausstellung schauen kann und Lust auf einen Besuch bekommen soll.

Drei Jahrhunderte Medizingeschichte

Das Pathologische Museum von Rudolf Virchow wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Auch die Präparatesammlung bekam einiges ab. 1998 wurden die Ausstellung auf drei Ebenen sowie die Hörsaalruine daneben wiedereröffnet. Seit 2007 gibt es die Dauerausstellung. Das BMM gewährt faszinierende Einblicke in die Entwicklung der Medizin der vergangenen 300 Jahre. In der Dauerausstellung „Dem Leben auf der Spur“ werden etwa 750 pathologisch-anatomische Feucht- und Trockenpräparate sowie Modelle und Abbildungen gezeigt. Der Rundgang beginnt im frühen 18. Jahrhundert im Berliner Anatomischen Theater. Über das Anatomische Museum gelangt man in den Seziersaal des Pathologen, in die Präparate-Sammlung Rudolf Virchows, in die spezialisierte Klinik, in die Labore der medizinischen Forschung und an das Bett des Kranken. Darüber hinaus gibt es im BMM wechselnde Sonderausstellungen: Bis 8. September sind „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“ sowie die Ausstellung „Da ist etwas. Krebs und Emotionen“ zu sehen.

Die neue Chefin Monika Ankele ist Historikerin und hat zuletzt Medizingeschichte an der Medizinischen Universität Wien gelehrt. Die gebürtige Österreicherin will das neue BMM „als Schnittstelle zwischen Klinik und Öffentlichkeit stärken und zu einem Haus weiterentwickeln, das sich für kritische Reflexionen durch Forscher:innen, Mediziner:in-nen, Künstler:innen, Studierende und die Zivilgesellschaft öffnet“, sagt sie. Zudem werde sie „in den Ausstellungen und der Forschung einen Schwerpunkt auf die Verbindungen zwischen Kunst und Medizin legen“. Monika Ankele will dazu die Kunstsammlung der Charité nutzen.

Lernort für Studierende

Neben ihrem Job als Museumschefin lehrt Professorin Ankele auch Medizingeschichte mit Fokus auf das 18. bis 21. Jahrhundert für Medizinstudenten. „Das Museum mit seinen medizinhistorischen Sammlungen und Ausstellungen bietet einen idealen Ausgangspunkt für eine Lehre, die von den Objekten ausgeht und die sich, in Anlehnung an den Pathologen und Museumsgründer Rudolf Virchow, an einer Schulung des Sehens orientiert“, sagt Monika Ankele. Sie möchte bei den Studenten „das Bewusstsein für die materielle Dimension der Medizin und die ihr eingeschriebenen kulturellen, sozialen und ethischen Aspekte schaffen“, wie sie sagt. Die BMM-Chefin will das Museum mit seinen Präparaten „als Lernort für Studierende öffnen“.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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