Größe, Farbe, Stoff, Kosten - Tipps zum Anzugkauf
- Die Farbe: Der Alleskönner unter den Anzügen sei der anthrazitfarbene, sagt Michael Seiler, Leiter der Berliner Niederlassung des Herrenausstatters SØR. So ein Modell sollte jeder Mann im Schrank haben. "Ein anthrazitfarbener Anzug kann sportlich wirken, aber auch als Abendgarderobe dienen - zum Beispiel für den Theaterbesuch." Der Klassiker und die Nummer Zwei sei ein Modell in Dunkelblau. "Der dunkelblaue Anzug ist korrekt und eignet sich gut für das Büro, ist aber eine Nuance sportlicher als der anthrazitfarbene", erläutert Seiler. "Schwarz ist weniger verbreitet, als mancher denkt", sagt Volkmar Arnulf vom Bundesverband des Maßschneiderhandwerks. Die meisten greifen zu Variationen von Blau - der ihm zufolge meistverkauften Farbe - sowie zu Anthrazit.
- Der Stoff: Ein Anzug ist in der Regel aus Schurwolle. "Je feiner, desto förmlicher", sagt der Stilberater Bernhard Roetzel aus Berlin. Dickere Stoffe wie Flanell oder Tweed wirken rustikal. "Diese Materialien sind faseriger. Sie haben mehr Griff und wirken durch ihre Tradition als Stoff der britischen Jäger-Anzüge ländlich - für das Büro ist das nichts." Weil sein Material besonders auffällig ist, vermittelt ein Cordanzug auch immer eine besondere Ausstrahlung. "Cord wirkt sportlich", erklärt Roetzel. "Er passt in Situationen, in denen ich keinen Anzug tragen muss, aber einen tragen möchte, um gut angezogen auszusehen." Anzüge aus Baumwolle sind laut Roetzel nur im Sommer angemessen.
- Die Kosten: Mehrere Hundert Euro müssen Männer für einen Anzug, an dem sie eine Weile Freude haben wollen, einplanen. "Wer Glück hat, kann bei den großen Modeketten durchaus einen passenden Anzug für 199 Euro finden", sagt Roetzel. Hochwertigere Stücke gibt es seiner Erfahrung nach in der Preisspanne zwischen 500 und 700 Euro. Er rät dazu, eher mehr Geld auszugeben: "Sie müssen sich fragen: Wo drin will ich den Großteil meines Berufslebens verbringen?" Auch Seiler rät zu Anzügen "ab 499 Euro". Wer weniger ausgibt, nehme unter anderem Einbußen beim Obermaterial und der Qualität der Nähte in Kauf. Und er fügt hinzu: "Das Wichtigste ist: Ein Anzug muss passen, ob er nun 499 oder 2499 Euro kostet."
- Das Sakko: Ob ein Sakko wirklich passt oder nicht, erkennen Fachleute an mehreren Punkten. Ein kurzer Hals führt oft zu "Nackenstau", erklärt Seiler. Das bedeutet, dass der Stoff im Nacken eine Falte wirft und nach hinten ab- oder hochsteht. Auch die Breite der Schultern ist oft problematisch: Ist das Sakko obenherum zu eng, spannt der Stoff. Der Träger wirkt dem Experten zufolge in einer zu schmalen Form wie ein "Preisboxer". Sakkos seien zuletzt etwas kürzer geworden, sagt Arnulf. Klassisch misst ein Maßschneider die Länge vom höchsten Punkt am Nacken bis zum Fußboden, teilt den Wert durch zwei und zieht zwei Zentimeter ab, um die optimale Länge des Sakkos herauszufinden. Eine Grundregel lautet: "Das Sakko muss das Gesäß bedecken", sagt Roetzel.
- Die Hose: Bei klassischen Schnitten lautet die Regel: Die Hose falle im Stehen hinten bis zur Oberkante des Schuhabsatzes, sagt Seiler. Für Arnulf endet sie einen Zentimeter oberhalb der Absatzkante. Vorne seien sie beim Maßanzug kürzer. Bei der aktuellen Mode seien die Fußweiten häufig schmaler, erklärt Seiler. Hier könne die Hose nicht bis zur Oberkante des Absatzes fallen, denn sie setze vorher auf - im Idealfall auf halber Schuhhöhe. Beim Gehen sollte die Hose den Schuh nie ganz freigeben, so dass die Socken zu sehen sind.
Literatur: Bernhard Roetzel: "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode", Tandem Verlag, 359 Seiten, 24,99 Euro, ISBN 978-3848001972.
dpa-Magazin / mag
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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