Reversible Demenzen
Heilbare Ursachen für Demenzsymptome und praktikable Therapieansätze
Wenn Gedächtnisprobleme häufiger auftreten, machen sich Betroffene und Angehörige oft Sorgen, denn es könnte sich um eine Demenzerkrankung wie Alzheimer handeln. Was viele nicht wissen: Typische Symptome einer Demenz können Ursachen haben, die behandelbar und oft sogar vollständig heilbar („reversibel“) sind. Man spricht auch von „reversiblen Demenzen“.
Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative empfiehlt, die Symptome einer Demenzerkrankung nicht zu ignorieren, sondern immer abklären zu lassen. Dann können heilbare Grunderkrankungen erkannt und behandelt werden.
1. Altershirndruck
Beim Altershirndruck (Normaldruckhydrozephalus) ist der Abfluss des Nervenwassers im Kopf gestört. Die Folge: Zu viel Nervenwasser drückt auf das Gehirn und kann es auf Dauer schädigen. Typisch für Menschen mit Altershirndruck sind Gedächtnisprobleme, weshalb bei Erkrankten häufig eine beginnende Demenz vermutet wird. Hinzu kommen Blasenschwäche sowie Unsicherheit beim Gehen. Altershirndruck kann durch eine Operation behoben werden – und somit auch die Gedächtnisstörungen. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser die Ergebnisse.
2. Delir(ium)
Ein Delir (oder Delirium) ist ein vorübergehender, akuter Verwirrtheitszustand mit vielfältigen Symptomen, wie Störungen des Bewusstseins, der Aufmerksamkeit oder des Gedächtnisses. Der Hauptunterschied zwischen Delir und Demenz besteht darin, dass das Delir plötzlich auftritt und zeitlich begrenzt ist, während sich die Demenz langsam entwickelt und sich nicht mehr bessert. Auslöser für ein Delir können sein:
• körperliche Stressfaktoren, wie ein schwerer operativer Eingriff, falsche Medikamente, Dehydrierung, Infektionen, Schlaganfall, Herzinfarkt oder
• emotionale Stressfaktoren (Schmerzen oder Schocker).
Wichtig: Da ein Delir lebensbedrohlich verlaufen kann, sollte bei Verdacht immer sofort der notärztliche Dienst gerufen werden. Grundsätzlich kann ein Delir gut behandelt werden, sodass Betroffene sich wieder vollständig erholen können.
3. Hirntumore
Ein Hirntumor ist eine Geschwulst im Gehirn, deren Zellen sich unkontrolliert teilen und vermehren. Hirntumore können das Hirngewebe, die Hirnhäute und die Hirnnerven befallen und je nach Lage unterschiedlichste Symptome hervorrufen. Symptome, die sowohl bei Hirntumoren, als auch bei Demenzerkrankungen auftreten können, sind Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen. Auch Apathie und Depressionen können Folgen eines Hirntumors sein. Hirntumore sind behandelbar. Viele können durch eine vollständige operative Entfernung sogar geheilt werden, sodass die Menschen danach wieder beschwerdefrei leben können.
4. Vitaminmangel
Auch Vitaminmangelkrankheiten, insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, können Symptome hervorrufen, die denen einer Demenzerkrankung sehr ähnlich sind – wie Gedächtnisstörungen, Verhaltensänderungen oder Unruhe. Gerade ältere Menschen essen oft zu wenig oder zu vitaminarm, sodass Mangelerscheinungen bei ihnen häufiger auftreten. Vitaminmangel lässt sich durch einen Bluttest leicht feststellen und durch eine Anpassung der Ernährung, Tabletten oder Infusionen sehr gut behandeln. Ist der Mangel behoben, lassen auch die Demenzsymptome nach.
5. Depressionen
Eine weitere Erkrankung, deren Symptome denen der Demenz sehr ähnlich sind, ist die Depression. Zu den bekanntesten Anzeichen gehören eine gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit, doch es sind vor allem die unauffälligeren Signale, die bei einem depressiven Menschen den Verdacht auf eine Demenz aufkommen lassen – zum Beispiel:
• Konzentrationsschwäche,
• Vergesslichkeit,
• regelmäßige Entscheidungsschwierigkeiten oder
• Rastlosigkeit und Unruhe.
Depressionen sind heute mit Medikamenten und/oder Psychotherapie erfolgreich behandelbar, sodass die Symptome gelindert und die Lebensqualität wieder verbessert werden kann.
6. Andere Ursachen
Die möglichen Ursachen für Demenzsymptome sind vielfältig. So können zum Beispiel auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten Verwirrtheit auslösen, ebenso Dehydrierung, also ein Flüssigkeitsmangel im Körper durch zu wenig Trinken. Auch Erkrankungen der Schilddrüse, Nieren oder Leber sowie Hirnschädigungen durch Vergiftungen können demenzähnliche Symptome hervorrufen.
Wichtig ist bei jeglichem Verdacht auf eine Demenzerkrankung, immer die Symptome abklären zu lassen. Sowohl bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer, als auch bei reversiblen Demenzen bringt frühzeitiges Handeln schnell Klarheit und verbessert die Behandlungsmöglichkeiten. RR
Weitere Informationen zum Thema unter www.alzheimer-forschung.de mit Tipps für Betroffene und ihre Angehörigen.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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