Gambrinus zieht nach über 100 Jahren um

Gambrinus-Wirt Gerhard Schroeder hat aus der Kneipe ein kleines Museum gemacht. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Das legendäre Gambrinus schloss am 26. Juli. Am 1. August öffnet die deutsche Kneipe in der Krausnickstraße 1.

Zum Schluss wurde es immer enger. Kebap Baba prangt groß und grün neben dem altdeutschen Schriftzug Gambrinus. Gerhard Schroeder hatte nur noch fünf Tische draußen, an denen er seinen Gästen wie seit über 100 Jahren deftige deutsche Hausmannskost servieren konnte. Rechts Döner, links Pizza, und mittendrin die Gambrinus-Kneipenlegende mit Buletten, Eisbein, Molle und Korn. "Das hat nicht mehr gepasst, abends war keine Atmosphäre mehr da", sagt Wirt Gerhard Schroeder. 1996 hatte der gelernte Barkeeper und Kellner, zu DDR-Zeiten Gastrochef im Bowlingzentrum am Alex, die Kultkneipe in der Linienstraße 133 übernommen. Das Haus wurde mehrfach verkauft. Jetzt muss Schroeder gehen, weil der Hauseigentümer mehr Miete will. Einen halbierten Schankgarten und immer steigende Kosten - das ging nicht mehr.

Die 1896 eröffnete Restauration hier am Oranienburger Tor von der Familie Deutschbein ist damit Geschichte. Die kleine Gaststube, eingerichtet im Stil der 1920-er Jahre mit weißen Tischdecken, war immer privat und zu DDR-Zeiten beliebter Treffpunkt für Schauspieler vom Berliner Ensemble und Deutschen Theater oder den Lehrern der benachbarten Artistenschule.

Etliche Fotos zeugen von unvergesslichen Gambrinus-Nächten. Die Kneipe ist eigentlich ein kleines Museum, mit über 200 Fotos aus dem Kiez in der Spandauer Vorstadt aus der Jahrhundertwende, dem gewaltigen Holztresen mit der imposanten Gründerzeit-Rückwand oder der alten Registrierkasse.

Sechs Tischler werden die wertvollen Möbel auseinanderbauen und am neuen Standort zusammensetzen. Schroeder versucht einen Neustart ein paar Meter weiter in der Krausnickstraße Ecke Oranienburger Straße gegenüber vom Monbijoupark. Über 40 Helfer schleppen alles rüber.

Das neue Restaurant im Souterrain ist mit 130 Quadratmetern sogar etwas größer, auf den Gehweg passen zehn Vierertische. Die Kneipe wird wie das Gambrinus eingerichtet und altbewährte Berliner und Brandenburger Küche anbieten. Doch sie bekommt einen etwas geänderten Namen. "Gambrinus trifft Bacchus" wird sie heißen. Bacchus ist der Gott des Weines und des Rausches in der griechischen Mythologie, und Gerhard Schroeder legt seit eh und je Wert auf gute Weine. "Es soll auch etwas Neues sein", sagt der Wirt zur Namenserweiterung.

Schon immer bietet er Wein von den pfälzischen Weingütern Gerhard Schröder und Helmut Kohl. Beide Winzer sind mit den früheren Bundeskanzlern weder verwandt noch verschwägert. Aber der Satz, "Hier verkauft Gerhard Schroeder Riesling von Helmut Kohl aus der Pfalz", den der Gambrinus-Wirt lange handschriftlich draußen stehen hatte, sorgte immer für interessierte Nachfragen. Bei allem Mietärger der letzten Zeit treibt dem Kneipenchef diese Anekdote ein kleines Lächeln ins Gesicht. Das neue Gambrinus eröffnet am 1. August.

Dirk Jericho / DJ
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Dirk Jericho aus Mitte

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