Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer
Wissenschaftliches Institut der AOK analysiert Spätfolgen von Covid-19-Erkrankungen
In Berlin sind Beschäftigte in der Sozialverwaltung und Sozialversicherung von allen Berufsgruppen am stärksten von den Spätfolgen einer Corona-Infektion betroffen.
Dicht danach folgen Erzieherinnen und Erzieher, die unter Long-Covid leiden. Das geht aus einer Datenanalyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Demnach waren seit Pandemiebeginn 2020 rund 3,6 Prozent aller bei der AOK versicherten Sozialverwaltungs- und Sozialversicherungsangestellten sowie rund 3,3 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher von Long-Covid, Post-Covid oder dem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) betroffen.
Besonders häufig von den Spätfolgen einer Covid-19-Infektion betroffen sind laut AOK-Studie auch Beschäftigte in der Pflege und in pädagogischen Berufen sowie Bus- und Straßenbahnfahrer. Über alle drei Diagnosen hinweg sind in Berlin Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. An CFS erkrankten fast doppelt so viele Frauen wie Männer. Long-Covid hat Folgen: Knapp jeder und jede fünfte Betroffene fiel aufgrund der Erkrankung länger als sechs Wochen im Job aus. Von den Beschäftigten mit einer Post-Covid- oder einer CFS-Diagnose fehlten jeweils rund 14 Prozent länger als 42 Tage.
Mit 35,6 Prozent war die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen mit Abstand am häufigsten von Long-Covid betroffen. Bei den über 60-Jährigen waren es noch rund 18 Prozent. In der Altersgruppe der unter 29-Jährigen waren etwas mehr als drei Prozent von Long-Covid betroffen. Post-Covid wurde am häufigsten in der Altersgruppe zwischen 30 bis 59 diagnostiziert. Auch das Chronische Fatigue-Syndrom trat in dieser Altersgruppe am häufigsten auf, wobei die 40- bis 49-Jährigen mit rund 25 Prozent etwas seltener betroffen waren als die 30- bis 39-Jährigen und die 50- bis 59-Jährigen mit jeweils rund 30 Prozent.
Für die Studie zu den Corona-Spätfolgen hat das Institut zu den Analysen der Krankschreibungen zusätzlich zur expliziten Diagnose „Post-Covid-Zustand“ die Diagnosen Long-Covid und CFS berücksichtigt. Von einer Long-Covid-Erkrankung spricht man, wenn die Beschwerden länger als 28 Tage andauern und im Zusammenhang mit einer Corona-Diagnose stehen. Da Long-Covid-Erkrankungen in den Arztpraxen nicht eigenständig in der Abrechnungsdiagnose dokumentiert werden, haben die AOK-Wissenschaftler in ihrer Studie bei der Berechnung der Falldauer von Long-Covid-Erkrankungen jeweils 28 Tage pro Fall abgezogen.
Die Corona-Spätfolgen können sich in organischen Erkrankungen sowie unterschiedlichen psychosomatischen und psychiatrischen Beschwerden äußern. Da jedoch nicht alle Erkrankungen im Zusammenhang mit Corona stehen müssen, kann man den Anteil der Betroffenen nicht erfassen. Für Menschen mit Long- oder Post-Covid hat die AOK zusammen mit der Uniklinik Heidelberg den Long-Covid-Coach entwickelt. „Betroffene erfahren mit Schaubildern, Texten und Videos, an wen sie sich bei Long-Covid-Symptomen wenden können, welche Übungen gegen die typischen Symptome helfen können und wie eine schrittweise Rückkehr in den Alltag gelingen kann“, sagt AOK-Sprecher Dirk Becker.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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