Sternenhimmel unterm Spreekanal
Am 9. Juli wird der letzte Bahnhof der neu gebauten U-Bahnlinie U5 an der Museumsinsel eröffnet

U5-Bauchef Jörg Seegers vor dem Eingang Ost des Bahnhofs Museumsinsel vor dem Humboldt Forum. | Foto: Dirk Jericho
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Mit der Eröffnung des 175. U-Bahnhofs am 9. Juli vor dem Humboldt Forum endet das BVG-Großprojekt „Lückenschluss U5“. Die Züge fahren schon seit Anfang Dezember auf der neuen Strecke zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Nur am Bahnhof Museumsinsel konnten sie bisher noch nicht halten.

Es hat schon was, wenn die gelben U-Bahnen unter dem strahlend blauen Sternenhimmel vorbeirauschen. Und vielleicht wird der künstlerische U-Bahnhof ja wirklich „eine weitere Touristenattraktion“, wie BVG-Chefin Eva Kreienkamp sagt. Fotografieren im noch verschlossenen Bahnhof hat die BVG vor der Eröffnung strengstens verboten. Etwas merkwürdig ist das schon. Denn die Fahrgäste können seit Monaten den Bahnhof mit dem schinkelblauen Sternenhimmel und den mit blaugrauem Granit aus dem Fichtelgebirge verkleideten Säulen und Lichtkästen sehen, wenn die U5 dort durchfährt.

Von Schinkel inspiriert

Architekt Max Dudler ließ sich dafür von einem Bühnenbild Schinkels inspirieren. Er wollte den Bezug zu den von dem preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gebauten Gebäuden der Umgebung herstellen. Schinkel hatte 1816 für Mozarts „Die Zauberflöte“ einen Sternenhimmel als Bühnenbild geschaffen. Im Bahnhof leuchten jetzt an den Gewölbedecken 6662 Lichtpunkte auf aquamarinblauem Grund. Die spezielle Farbe könnten nur zwei Firmen herstellen, wie Jörg Seegers, Chef der von der BVG für das Großprojekt U5-Verlängerung gegründeten Projektgesellschaft, sagt. Die gelben Züge gleiten unterm Sternenhimmel, der sich unter dem Spreekanal auftut. Denn ein großer Teil des insgesamt 180 Meter langen Bahnhofs liegt unter dem Kupfergraben.

Der U-Bahnhof Museumsinsel. Mit gelber U-Bahn sieht das knallbunt aus. | Foto: BVG
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Der dritte Bahnhof auf der 2,2 Kilometer langen Neubaustrecke war auch der aufwendigste. Die Tunnelbohrmaschine Bärlinde musste sich bis zu 22 Meter tief unter dem Spreekanal durchwühlen. Im Schutze eines etwa drei Meter dicken Eispanzers wurde der Boden für den Bahnhof herausgebrochen. Für die Vereisung mussten die Ingenieure der Baufirma Implenia Präzisionsarbeit leisten. 95 Bohrungen mussten auf einer Länge von 105 Metern exakt auf einem Trefferkreis von 50 Zentimeter Durchmesser ankommen. Damit das klappt, wurde neben Lasertechnik auch ein militärisches Vermessungssystem eingesetzt, das U-Boote nutzen. Durch die verlegten 95 Rohre wurde eine minus 37 Grad kalte Calciumchloridlösung gepumpt. Über 2000 Sensoren überwachten die ganze Zeit den Eiskörper. Nach Fertigstellung des Rohbaus musste der Eismantel um den Bahnhof wieder abgetaut werden. Statt Kühlmittel wurde monatelang heißes Wasser durch die Rohre gepumpt.

An den Gleiswänden des neuen Themenbahnhofs Museumsinsel hängen 14 großformatige Fotografien mit Detailaufnahmen von Gebäuden auf der Museumsinsel der Künstler Stefan Müller und Philipp Arnold. Obwohl erst am 9. Juli mittags die ersten Züge unterm Sternenhimmel halten werden, ein erster Fahrgast hat bereits den Granitboden betreten. „Eine Frau ist hier schon mal ausgestiegen“, sagt Bauchef Jörg Seegers. Als eine Bahn vor ein paar Monaten kurz halten musste, hat die Dame auf den Türknopf gedrückt, den der Fahrer wohl versehentlich entriegelt hatte. „Wir haben sie dann sicher über die Baustelle nach oben gebracht“, so Seegers.

Bahnsteige 16 Meter tief

Die drei neuen Bahnhöfe zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor wurden von mehreren Architekten entworfen. Auch der Bahnhof Rotes Rathaus vom Berliner Büro Collignon Architektur mit 3000 anthrazitfarbenen Steinplatten und sieben markanten, pilzförmigen Deckenstützen ist ein Hingucker. Der größte ist der Bahnhof Unter den Linden. Der Umsteigebahnhof zwischen U5 und U6 unter der Kreuzung Friedrichstraße und Unter den Linden stammt aus der Feder der Architekten Ingrid Hentschel und Axel Oestreich. Die neue U5 kreuzt dort die U6 zwölf Meter unter der Erde. Die Bahnsteige im Bahnhof Museumsinsel sind mit 16 Metern die tiefsten. Passagiere, die zukünftig unterm blauen Sternenhimmel zu den drei Hauptausgängen laufen und die Rolltreppen hochfahren, stehen in der historischen Mitte vor dem Schlossnachbau, dem Dom und dem Zeughaus.

Weitere Informationen zur U5, zur Baugeschichte und zu den neuen Bahnhöfen unter www.projekt-u5.de.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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