Verkehr ist zu schwer
Mühlendammbrücke ächzt unter der täglichen Last

Absperrgitter sollen verhindern, dass zu viele Schaulustige gleichzeitig in der Brückenmitte stehen bleiben. | Foto: Dirk Jericho
  • Absperrgitter sollen verhindern, dass zu viele Schaulustige gleichzeitig in der Brückenmitte stehen bleiben.
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Über die achtspurige Mühlendammbrücke dürfen nicht mehr so viele Autos rollen. Auch der Gehweg wurde teilweise abgesperrt, damit weniger Menschen gleichzeitig über die wichtige Verkehrsader zwischen Alexanderplatz und Leipziger Platz gehen.

Was sind das für gelbe Absperrgitter mitten auf dem breiten Gehweg? In der Mitte der Mühlendammbrücke hat die Senatsverkehrsverwaltung die Barrieren anschrauben lassen. Sie sollen dafür sorgen, dass auf dem Gehweg keine Touristengruppen mehr genau in der Brückenmitte herumstehen und Schiffe beobachten. Denn Brückeningenieure haben berechnet, dass die Mühlendammbrücke unter der täglichen Last ächzt. „Die Absperrungen auf dem Gehweg stehen in Verbindung mit den statischen Berechnungen und den rein rechnerisch vorhandenen Schwachstellen bei theoretischen Überbelastungen“, so Derk Ehlert von der Senatsverkehrsverwaltung. Die sei „zur weiteren Nutzung der Brücke zwingend erforderlich“.

„Jüngste Routineberechnungen laut Nachrechnungsrichtlinie“ hatten ergeben, dass die Brücke vor allem den Autoverkehr nicht mehr schafft. Um die Last von der Stahlbetonbrücke zu nehmen, gibt es jetzt nur noch drei Fahrspuren pro Richtung statt bisher vier. Auch der Parkstreifen in der Mitte ist jetzt weg. „Grund sind Mehrbelastungen durch höheres Verkehrsaufkommen sowie steigende Fahrzeuggewichte“, heißt es aus der Senatsverkehrsverwaltung. Radfahrer können die bisherigen Busspuren weiterhin nutzen. Die Absperrungen bleiben bis zum Beginn eines Brückenneubaus bestehen.

Die Senatsverkehrsverwaltung will die in den 1960er-Jahren gebaute Mühlendammbrücke nach derzeitigem Stand ab 2022 abreißen. Der Verkehr soll dabei jeweils weiter über eine Seite rollen. Dass die Mühlendammbrücke saniert werden muss, war schon länger klar. Der Senat will im Zuge der Neugestaltung des Gebietes rund um den Molkenmarkt eine Straßenbahn vom Alex zum Potsdamer Platz einbauen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung für die Tram-Verlängerung läuft gerade. Die alte Brücke würde den Belastungen nicht standhalten.

Von einem Komplettabriss war bisher nicht die Rede. Doch nachdem Ingenieure bei einer Überprüfung der 185 Meter langen Elsenbrücke in Treptow Mitte 2018 einen 25 Meter langen Riss im Beton festgestellt hatten, entschied man sich auch für den kompletten Brückenneubau über der Spree am Mühlendamm. Die Mühlendammbrücke ist exakt die gleiche Baukonstruktion wie die marode Elsenbrücke. Die beiden Stahlbetonbrücken sind die einzigen in der Stadt mit dieser Konstruktion. Bevor es zu Rissen kommt, soll die Spreebrücke weg.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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