Richtfest für Bahnhof Rotes Rathaus / Ausstellung zu archäologischen Funden
Mitte. Der erste der drei neuen Bahnhöfe für die U5-Verlängerung zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor ist im Rohbau fertig. Themenschwerpunkt der Innengestaltung sollen die archäologischen Grabungen und Funde sein.
Wenn die U5 wie geplant ab 2020 direkt neben dem Roten Rathaus vorbeifährt, lohnt sich auf jeden Fall ein Ausstieg am gleichnamigen Bahnhof. Der spektakuläre Bahnhof mit den markanten sieben Pilzkopfstützen in der Mitte der Gleise wird wie ein kleines Museum gestaltet. Thematisch soll es um Archäologie gehen. Bevor die Bauarbeiten losgehen konnten, hatten Archäologen von 2010 bis 2013 vor dem Rathaus gebuddelt und Wände und Gewölbe des mittelalterlichen Rathauses aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Eine Wand von Berlins erstem Rathaus wurde spektakulär verschoben, damit der Bahnhof gebaut werden konnte. In einem archäologischen Fenster soll man später von der Bahnhofsgalerie aus in den ehemaligen Rathauskeller gucken können. Im Ratskeller des jetzigen Rathauses wird es eine Ausstellung geben zu den mittelalterlichen Funden. Von dort aus kann man in den Keller des alten Rathauses gehen, das vor dem jetzigen stand. Die U-Bahngäste gucken durch eine Glaswand in die mittelalterlichen Gewölbe.
Noch fehlt das Geld
Die Glaswand wird aber erst eingebaut, wenn die Finanzierung für das archäologische Fenster steht. Die Gemäuer mit Säulen wurden erst mal wieder mit Flüssigsand zugeschüttet, wie Bausenator Andreas Geisel (SPD) beim Richtfest sagte. Die eingeplanten Kosten von acht Millionen Euro reichen nicht; es wird 14 Millionen Euro kosten. „Das muss das Abgeordnetenhaus entscheiden“, so Geisel. Um den Bahnhofsbau nicht zu stoppen, wurde das Projekt zunächst zurückgestellt. Es sei aber kein Problem, den Blick ins Mittelalter später zu öffnen. Wie der Bahnhof Rotes Rathaus gestaltet werden soll, ist noch nicht klar. Derzeit laufen Ausschreibungen für den Innenausbau. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher könnte sich Vitrinen an der Wand vorstellen, in denen Fundstücke wie Münzen oder Gefäße ausgestellt werden, die hier gefunden wurden. Berlins Landesarchäologe Matthias Wemhoff denkt eher an Medienterminals, auf der Grabungsszenen unter Berlins damals wichtigster Straße, der Königsstraße, gezeigt werden. „Es muss etwas sein, das man schnell erfassen kann“, so Wemhoff. Vitrinen mit winzigen Münzen an der Wand würden sich bestimmt wenige der 150 000 Fahrgäste anschauen, die hier täglich durchfahren.
Wie ein gotisches Gewölbe
Beim Richtfest betonte BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta die ingenieurtechnische Meisterleistung der Pilzkopfstützen des Architekten Oliver Collignon. Er hatte sich für den Entwurf der Bahnhofshalle vom Gewölbe des mittelalterlichen Rathauses inspirieren lassen. Die sieben Säulen mit den ausladenden Pilzköpfen erwecken den Endruck eines gotischen Gewölbes.
2017 soll der Bahnhof Unter den Linden, der als Umsteigebahnhof zur U6 entsteht, im Rohbau fertig sein. Der technisch anspruchsvollste Bahnhof Museumsinsel soll als letzter 2019 im Rohbau stehen. Er wird mit bergmännischen Verfahren und Vereisungstechniken unterirdisch unter der Spree und dem Bertelsmann-Konzernsitz Unter den Linden gebaut. Die U5-Verlängerung kostet 525 Millionen Euro. Wenn 2020 die Züge rollen, muss der Regierende Bürgermeister nicht mehr mit seinen Gästen wegen der Baustelle vorm Balkon des Bürgermeisterbüros und des Lärms in die hinteren Zimmer, wie Michael Müller beim Richtfest sagte, sondern kann mit seinem Besuch in den neuen U-Bahnhof Rotes Rathaus gehen. Da gibt es ja dann viel über Berlins Gründungsgeschichte zu sehen. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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