Die Kunst, zu überleben
Coronavirus-Shutdown – Einzigartiges Kunsthotel Luise muss dichtmachen

Hotelchef Mike Buller in seinem Kunsthotel Luise. | Foto: Dirk Jericho
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Das Leben in Deutschland und natürlich auch in Berlin wird heruntergefahren, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bremsen. Das Gastgewerbe ist davon extrem betroffen.

Mike Buller sitzt an der Rezeption des Arte Luise Kunsthotels in der Luisenstraße 19. Es ist extrem selten, dass der Chef persönlich an der Front die Anrufe entgegennimmt. Immer wieder klingelt das Telefon. Touristen und Geschäftsleute stornieren ihre Buchungen, weil es Einreiseverbote gibt und alle Veranstaltungen abgesagt wurden. In Zeiten der weltweiten Corona-Welle braucht fast niemand ein Hotel. Etwa 100 Stornierungen nimmt Mike Buller pro Tag für sein Kunsthotel entgegen. „Ansonsten sitze ich nur meine Zeit ab“, sagt der 52-jährige Gründer der besonderen Herberge direkt neben dem Regierungsviertel, 300 Meter vom Reichstag entfernt.

Mit einer Kollegin hält er noch die Stellung, bis er das Haus voraussichtlich schließen muss. Zurzeit ist Buller der Direktor eines Geisterhotels ohne Gäste. 15 Mitarbeiter hat er schon nach Hause geschickt und Kurzarbeitergeld beantragt. Von den 50 Zimmern waren beim Besuch der Berliner Woche am 17. März gerade noch fünf belegt. Eins von einem „versprengten Amerikaner, der auf Europareise ist und eigentlich nach Prag weiter wollte“, wie Buller sagt. Jetzt hängt er hier erstmal fest. Mike Buller hat trotz der schwierigen Lage seinen Humor noch nicht verloren. „Bisher haben sich alle die Finger nach unseren Zimmern geleckt, jetzt waschen sie sich die Hände“, sagt er und desinifiziert den Tresen.

Im Luise Kunsthotel können die Gäste in Kunstwerken übernachten. Jedes der 50 Zimmer ist von jeweils einem Künstler gestaltet worden. Bullers Hotel ist eine Galerie zum Übernachten. Die Wahl reicht vom Comiczimmer über das Berlin-City-Puzzle bis zum Fliegerzimmer, in dem alles aus Flugzeugteilen hergestellt ist. Der Spy Room versetzt den Hotelgast in die Zeit des Kalten Krieges, als in Berlin Spione aus Ost und West ständig auf Observationstour waren. Es gibt auch eine S-Bahn-Lounge für Gäste, die gern mal in einem Zugabteil schlafen möchten.

Jetzt ist aber erstmal Schluss. Im Moment geht es nicht um die Kunst in den Zimmern, sondern um die Kunst, zu überleben. Hotelchef Mike Buller hofft, dass er die schwierige Zeit irgendwie übersteht. „Einen Monat können wir vielleicht durchhalten“, sagt er. Der Vermieter hat die Miete erstmal gestundet. Er ist als Teilhaber am Kunsthotel daran interessiert, dass das Geschäft hoffentlich bald wieder Fahrt aufnimmt. „Die Auswirkungen werden lange zu spüren sein“, weiß Buller. Die verlorenen Einnahmen kann er später nicht mehr aufholen. „Ich kann die Zimmer ja nicht doppelt belegen“, sagt er. Die von der Bundesregierung angekündigten Hilfskredite nützen ihm nichts.

Um 15 Uhr wird Mike Buller von der Spätschicht abgelöst. Die Kollegin hat auch nicht viel zu tun. Außer die Anrufe entgegenzunehmen und die Stornos zu bestätigen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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