Strahlentherapie-Praxis auf Moabiter Krankenhausgelände
Hanno Koppe hat seinen modernen Strahlenapparat samt der Praxis nicht zufällig auf das ehemaligen Krankenhausgelände an der Turmstraße gestellt. Neben der guten Verkehrsanbindung und der zentralen Lage war für ihn vor allem auch die Tradition des Areals entscheidend. "Hier wurde seit gut 100 Jahren zum Thema Bestrahlung geforscht und in diesem Feld behandelt", sagt der Facharzt. In den 20er-Jahren habe das Krankenhaus gemeinsam mit der Firma Siemens Versuche zur Bestrahlung durchgeführt. In den 60er-Jahren ist ein ehemaliger Operationsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg für die Strahlentherapie umgebaut worden. Hier wurde sogar nach der Schließung des Krankenhauses vor zwölf Jahren weiter behandelt. Betrieben wurde das Bestrahlungszentrum von Vivantes, Koppe arbeitete hier als angestellter Arzt. Vor zwei Jahren schließlich habe der Klinikkonzern beschlossen, die Behandlung in Moabit aufzugeben. "Es gab hier einen großen Innovations- und Investitionsstau", so Koppe. Er habe sich schließlich getraut, die Praxis zu übernehmen und hat ordentlich investiert. "Ein paar Millionen Euro" seien es gewesen. Der kleinste Teil davon sei in die Umbauten geflossen. Denn die Behandlungsräume, die die Klinik vor einigen Jahren auf den ehemaligen Bunker gebaut hat, hat er modernisiert und erweitert. Der Großteil des Geldes verbirgt sich allerdings gut gesichert unter einer zwei Meter dicken Betondecke und ebenso dicken Mauern im Untergeschoss der jetzt wieder eröffneten Praxis. Denn Koppe hat den modernsten Linearbeschleuniger für die Strahlenbehandlung gekauft, den man derzeit bekommen kann. "Da sind sogar die Kollegen von den Unikliniken neidisch", freut er sich. Das Gerät, das besonders präzise und gewebeschonend Tumore attackiert, sei das modernste seiner Art in ganz Ostdeutschland.
Für die Patienten verspricht der Arzt damit nicht nur bessere und verträglichere Behandlungsmöglichkeiten, sondern weniger Unannehmlichkeiten während der Behandlung. In der Regel müssten Krebspatienten verteilt über einen Zeitraum von zwei bis acht Wochen täglich zur Bestrahlung kommen und dabei absolut still liegen. Bei den herkömmlichen Geräten dauere das rund eine Viertelstunde. "Hier sind es oft nur fünf Minuten", betont Koppe. Denn dass trotz der modernen Technik keiner länger im Strahlenbunker bleiben will als unbedingt nötig, das steht auch für den Fachmann fest. "Für die meisten sind wir die Kellerkinder", sagt er. Umso mehr Wert habe er auf eine freundliche Gestaltung der übrigen Räume geachtet. Die versprühen Optimismus. Nicht nur für die Besucher der Praxis, sondern auch für die Entwicklung des - noch immer ziemlich abgeschotteten - Krankenhausgeländes mitten in Moabit.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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