Eduard-Mörike-Grundschule hat eine neue Bibliothek und eine Mitarbeiterin
Lesen kann neue Welten eröffnen, die Liebe zur Sprache wecken oder einfach Spaß machen. Doch viele Kinder hören zu Hause weder Gute-Nacht-Geschichten noch haben sie eigene Bücher. Umso wichtiger, dass sie in der Schule in Kontakt mit Literatur kommen – so wie an der Eduard-Mörike-Grundschule am Hertzbergplatz.
Seit kurzem lädt dort eine nagelneue Bibliothek ein. Ein ehemaliger, rund 40 Quadratmeter großer Klassenraum wurde von Grund auf renoviert und hat sich in einen gemütlichen Lese- und Rückzugsort verwandelt. Möglich machte es das Quartiersmanagement Ganghoferstraße. Es hat das Projekt mit 20 000 Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert.
Zwar gab es schon zuvor eine Bibliothek an der Ganztagsschule, aber die Bücher waren völlig veraltet, die Einrichtung ramponiert. Und die ganze Arbeit lag in den Händen von Brigitte Reichel, die seit einigen Jahren an der Schule ehrenamtlich hilft.
Deshalb war es Schulleiterin Beatrice Westphal wichtig, dass mit dem neuen Raum auch eine Stelle geschaffen wurde. Als Bibliotheksleiterin verantwortlich ist nun Gardaia Wiehler. Weil die Fördermittel aber nur für 17 Wochenstunden reichen, ist sie dankbar, weiter auf die Unterstützung von Brigitte Reichel zählen zu dürfen.
„Wir haben für mehr als 4000 Euro neue Bücher angeschafft“, erzählt sie. Rund 800 Schmöker stehen jetzt in den Regalen. Für viele Mädchen und Jungen ein völlig ungewohntes Bild. „Manche waren ganz aufgeregt, als sie den Raum betreten haben, flitzten herum und brauchten erst einmal Zeit.“ Eine Grundidee: Die Kinder werden über Bekanntes, das sie aus ihrem Alltag kennen, zum Lesen gebracht, zum Beispiel über Filme.
Star Wars sei bei allen beliebt, Prinzessin Elsa vor allem bei den Mädchen, so Wiehler. Die Comicroman-Reihen „Gregs Tagebuch“ und „Lotta-Leben“ finden ebenfalls viele Interessenten, wie auch Harry Potter, Ronja Räubertocher oder die Olchis, die auf einer Müllkippe leben und alles lieben, was Menschen eklig finden. Im Fundus sind auch jede Menge (Bilder-)Bücher für die Kleinsten, die noch lernen müssen, sich die Welt zusammenzubuchstabieren.
An zwei Vormittagen in der Woche organisiert Gardaia Wiehler Veranstaltungen für Schulklassen. „Ich lese nicht nur vor, sondern benutze Requisiten, mache Geräusche, zeige Bilder, breche an spannenden Stellen ab, komme mit den Kindern ins Gespräch.“ Manchmal ist das nicht einfach. Nicht nur, weil die allermeisten Schüler ausländische Wurzeln haben. „Auch in deutschen Familien wird oft sehr wenig geredet“, sagt Wiehler. An den Nachmittagen können Mädchen und Jungen in ihren Freistunden selbstständig in den Lese-Raum kommen und es sich auf den roten Sitzsäcken gemütlich machen. Selbst gebastelte, laminierte Lesezeichen markieren die Stelle, an der es dann in den nächsten Tagen weitergehen kann. Eine Ausleihe ist derzeit nicht möglich, die Katalogisierung läuft noch, ist aber in Planung. Genau wie Computer-Lesespiele.
Einmal in der Woche gibt es zudem ein Angebot für Willkommensklassen, die von Kindern besucht werden, die geflüchtet sind und die Sprache noch nicht oder nur schlecht sprechen. Ehrenamtliche der Berliner Bürgerstiftung kommen mit dem Bilderbuchkino vorbei: Mit einem Beamer zeigen sie kleine Szenen und entwickeln mit den Kindern Geschichten dazu.
Umgesetzt wurde der Aufbau der Bibliothek von der Agentur „Eventilator“, die sich der Leseförderung widmet. Die Mitarbeiter kümmerten sich um Raumplanung, die Anschaffung der richtigen Literatur und veranstalteten Vorbereitungsworkshops für die Bibliotheksleitung. Dort ging es auch um Organisation und Management, aber auch um Lese- und Bastelspiele.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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