Besondere Tradition
Ein Chor aus der Zeit der Friedensbewegung
Der Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln hat neue Proberäume bekommen. Am 16. Januar treffen sich die Sängerinnen und Sänger zum ersten Mal im Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt. An jedem Mittwoch kommen dort dann Sänger aus ganz Berlin um 18 Uhr zur gemeinsamen Probe zusammen. Das ist schon Tradition.
Bisher haben sie immer in unterschiedlichen Senioreneinrichtungen in Rudow geprobt. Aber wegen der Bauarbeiten dort musste sich der Chor neue Räume suchen. „Gegründet wurde der Chor 1986", berichtet Vereinsvorsitzende Angelika Buttkau. „In dem Jahr wurden viele Musikgruppen gegründet. Es war das internationale Jahr des Friedens.“
Lieder für den Frieden
Die Gruppen entstanden oft aus einer Protesthaltung gegenüber dem Kalten Krieg heraus. Den Gedanken an den Frieden haben auch die Sänger aus Neukölln symbolisch in ihrem Logo festgehalten – es ist die Friedenstaube mit einer Note im Schnabel. „Das symbolisiert den Gründungsgedanken für den Chor.“
Anfangs waren es 40 Sänger, heute kommen regelmäßig 18 Chormitglieder zu den Proben und Auftritten. Buttkau wünscht sich für den Chor wieder mehr jüngere Mitstreiter. Die Mitglieder kommen aus allen Bezirken. „Wir hatten mal eine Sängerin, die reiste aus Hellersdorf an“, erinnert sich die Vereinsvorsitzende. „Heute kommt eine Mitstreiterin aus Marzahn-Süd. Karin Dalhus ist unser Chormitglied mit dem längsten Anfahrtsweg.“ Die älteste Sängerin im Chor ist 92 Jahre alt und immer noch aktiv dabei. Vor zwei Jahren hat sie zum 30. Jubiläum die Vereinsgeschichte in einem Gedicht zusammengefasst. Die meisten Mitstreiter sind um die 60 Jahre alt.
Im Bezirk verwurzelt
Der Chor singt vor allem die traditionellen Arbeiterlieder. Friedenslieder und Antikriegslieder gehören ebenfalls zu Programm. Aber auch die internationale Folklore wird gepflegt. Im Heimatbezirk beteiligt er sich an Volksfesten. Einer der wichtigsten Auftritte ist in jedem Jahr die Gedenkveranstaltung am Grab des Arbeitersportlers Werner Seelenbinder am Sportstadion in der Oderstraße. Seit 2004 trägt das Stadion wieder den Namen des Sportlers und Antifaschisten. Er war im Oktober 1944 von den Nationalsozialisten ermordet worden. „Der Chor nimmt in jedem Jahr an der Gedenkveranstaltung am 24. Oktober teil, um daran zu erinnern.“
Bei den großen Berliner Chortreffen, in der Gartenschau in Marzahn-Hellersdorf, beim Chorfest in der Wuhlheide und bei Festen der Volkssolidarität und den Chorfesten auf den Hinterhöfen an der Karl-Marx-Straße war die Gruppe schon präsent. Eine Station ist auch dieses Jahr der Britzer Garten – das gehört schon zur Tradition.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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