Exklave in der Spree: Insel der Jugend gehörte einst der Stadt Neukölln
Die Insel der Jugend liegt in Treptow, ganz klar. Was hat dann aber das Neuköllner Wappen auf dem Brückenhäuschen zu suchen?
Tatsächlich war das Eiland einst im Besitz von Neukölln. 1913 erwarb die damals noch eigenständige Stadt den Grund und Boden für eine halbe Million Mark. Damit wurde ein Streit zwischen Treptow und Stralau beendet. Der hatte folgenden Hintergrund: Zur Berliner Gewerbeausstellung 1896 im Treptower Park war auf dem Eiland ein Restaurant im Stile einer schottischen Klosterruine errichtetet worden, seitdem trug es den Namen „Abteiinsel“. Die Besucher ließen sich mit einer Fähre übersetzen.
Bald gab es Pläne, mehr Gäste anzulocken und eine Brücke zu bauen. Doch das erboste nicht nur die Treptower Gastronomen auf dem Festland, die die Konkurrenz fürchteten. Auch die Stralauer waren verstimmt. Sie waren der Ansicht, die Insel gehöre ihnen und damit auch die Gewerbesteuer-Einnahmen. Eine Brücke nach Treptow hätte da ein falsches Zeichen gesetzt. Also mischte sich Neukölln als lachender Dritter ein. Es kaufte die Insel, baute dort einen Jugendspielplatz und – nachdem das Abtei-Restaurant einem Brand zum Opfer gefallen war – eine neue Gaststätte. Hier wurde beispielsweise am 24. Mai 1914 die Einweihung des Neuköllner Schiffahrtskanals und des Neuköllner Hafens groß gefeiert.
Nun, da Treptow und Stralau nichts mehr zu sagen hatten, stand auch einer Brücke nichts mehr im Wege. Und sie ist etwas ganz Besonderes, nämlich die erste Stahlverbundbrücke Deutschlands. Weil es für eine derartige Konstruktion noch kein Baurecht gab, wurden an den Technischen Hochschulen in Berlin und Dresden erst einmal Versuche gemacht, bis 1916 eine Ausnahmegenehmigung für den 78 Meter langen Bogen erteilt wurde.
Doch die Neuköllner Spuren führen noch weiter in die Vergangenheit zurück. Bereits 1860 kaufte der Rixdorfer Emil Heinicke die herrenlose Insel, die auf alten Karten „Treppbruch“ oder „Treptower Bruch“ genannt wird. Damals war sie nur eine kleine Erhebung in der Spree. Der neue Eigentümer ließ sie mit Müll und Erde aufschütten, bis sie knapp zwei Hektar groß war (eine weitere Vergrößerung gab es zur Gewerbeausstellung). Als Heinicke plötzlich starb, übernahm sein Schwiegersohn und versuchte sich in der Kaninchenzucht. Weil der finanzielle Erfolg ausblieb, verkaufte er aber bald wieder.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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