Mieter wollen jetzt vor Gericht ziehen
Eigentümerin ignoriert Beschwerden und Mängellisten der Bewohner der Weißen Siedlung
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- Mieter in der Weißen Siedlung bei der jüngsten Kundgebung am 22. Februar.
- Foto: Kiezprojekt
- hochgeladen von Susanne Schilp
Schon seit Monaten protestieren Mieter der Weißen Siedlung gegen die Adler Group, Eigentümerin der Hochhäuser an der Sonnenallee. Am 22. Februar versammelten sie sich unter dem Motto „Mängel beseitigen – Mietrechte verteidigen” erneut zu einer Demonstration und kündigten an, vor Gericht zu ziehen.
Die Kiez-Initiative Weiße Siedlung, zu der sich Bewohner des Hauses Sonnenallee 279 zusammengeschlossen haben, beklagt die „systematische Vernachlässigung“ der 1970er-Jahre-Siedlung. Ein Mieter berichtet beispielsweise, der Aufzug im 16-Geschosser sei ständig kaputt. Sein schwerkranker Vater könne aber nur im Liegen transportiert werden und habe bereits wichtige Termine im Krankenhaus verpasst. „Das ist lebensbedrohlich“, sagt er.
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- Die Mieter sähen es am liebsten, wenn die Weiße Siedlung wieder Eigentum einer kommunalen Wohngesellschaft würde. Sie war es bis 2006.
- Foto: Kiezprojekt
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Neben der Sonnenallee 279 haben weitere Häuser begonnen, sich zu organisieren Eine Mieterin aus der Aronsstraße 73 erzählt von einer ausgebrannten Wohnung, die seit drei Jahren nicht saniert wird – obwohl ein Gericht bereits ein Zwangsgeld gegen die Adler Group verhängt habe. „Dort nisten jetzt Tauben. Das ist eine Gesundheitsgefahr für uns alle“, meint sie. Sie und viele andere wollen es nicht länger hinnehmen, dass sie jeden Monat ihre Miete zahlen, aber die Eigentümerin ihre Pflichten nicht erfüllt. Jetzt wollen Mieter „koordiniert klagen, um lange überfällige Reparaturen zu erwirken“, so ein Sprecher der Kiez-Initiative. Denn vorangegangene Aktionen haben nicht gefruchtet. Schon im Frühjahr vergangenen Jahres unterzeichneten mehr als 1000 Bewohnerinnen und Bewohner einen Brandbrief der Kiez-Initiative. Sie beklagten massive Müllprobleme, defekte Aufzüge und Heizungen, Schimmel, verstopfte Abflüsse und vieles mehr. Im Oktober schickten 25 Mieter aus dem Haus Sonnenallee 279 Mängellisten an die Adler Group. Eine Reaktion blieb aus. Deshalb beschreiten sie nun den gerichtlichen Weg.
Bezirksamt in der Pflicht
Auch das Neuköllner Bezirksamt sehen die Mieter in der Pflicht. Sie hoffen, dass es die Eigentümerin zur Beseitigung von Mängeln zwingt, notfalls per Ersatzvornahme oder Zwangsverwaltung. Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) war am 22. Februar bei der Kundgebung mit dabei. Er sagt, die Zusammenarbeit mit der Initiative funktioniere gut. Seine Mitarbeiter in der Bau- und Wohnungsaufsicht bearbeiteten viele Mängelanzeigen und seien auch immer wieder vor Ort. Es habe durchaus schon Erfolge gegeben, etwa hinsichtlich der Aufzüge. „Das ändert allerdings nichts am erheblichen Instandhaltungsrückstau in der gesamten Siedlung, der endlich angegangen werden muss“, so Biedermann.
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Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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