Bier aus der Treptower Straße
Berliner Berg freut sich, in Neukölln bleiben zu können / Erster Spatenstich am S-Bahn-Ring
Neukölln bekommt wieder eine Brauerei von beachtlicher Größe: Am 23. Juni wurde der erste Spatenstich an der Treptower Straße 39 gefeiert. Hier will das junge Unternehmen „Berliner Berg“ bald bis zu 10 000 Hektoliter Gerstensaft pro Jahr produzieren – eine Million Liter.
Die Bierexperten sind keine Neulinge. Bereits im Jahr 2015 haben sie sich an der Kopfstraße angesiedelt, wo sie auch eine kleine Brauerei mit angeschlossenem Ausschank, dem „Bergschloss“, betrieben. Den Großteil ihrer Getränke mussten sie jedoch auswärts produzieren.
Das wollten sie ändern, außerdem lief ihr Mietvertrag im April aus. Das Team machte sich also auf die Suche nach einem größeren Grundstück. Alles andere als einfach. „Wir haben ganz unglaubliche Sachen erlebt“, berichtet Robin Weber, einer der drei Geschäftsführer. Wild West auf dem Immobilienmarkt.
Nachfolger der Seife
Doch schließlich hatten sie Erfolg. „Wir sind sehr, sehr glücklich, einen ordentlichen Vermieter gefunden zu haben, dem wir vertrauen können“, betont Weber. Der heißt Rainer Fritze und produziert gleich nebenan Industrieverpackungen. Er hat das zukünftige Brauereigrundstück schon vor längerer Zeit gekauft, nachdem hier Mitte der 90er-Jahre die Herstellung von „Puhl’s Feinen Seifen“ eingestellt worden war.
„Mein Sohn sagte irgendwann: Wir brauchen das Grundstück nicht, mach etwas damit“, erzählt Fritze. Über das Unternehmensnetzwerk Neukölln-Südring und das Bezirksamt kam er in Kontakt mit den jungen Bierbrauern. Nun baut er für sie die Halle, die dank Fertigteilen schon schon in einigen Wochen stehen soll. Produktionsbeginn ist voraussichtlich im Herbst.
Weisse und „ehrliches Pils“
Die Berliner-Berg-Mannschaft will deutsche Brautradition mit internationalen Craft Beers (Craft = Handwerk) kombinieren. Deshalb bildet neben Sorten wie Pale Ale und Lager auch die gute alte Berliner Weisse das Rückgrat des Unternehmens. „Wir brauen die Weisse nach altem Rezept. Sie schmeckt einfach phantastisch, auch ohne Sirup – so wurde sie ja auch 300 Jahre lang getrunken“, sagt Geschäftsführerin Michéle Hengst. In wenigen Wochen komme auch ein „ehrliches Pils“ auf den Markt.
Die Brauerei lege nicht nur großen Wert auf gute Zutaten. Damit das Bier seinen ganzen Geschmack entfalten kann, werde es außerdem fünf bis sieben Wochen in den Tanks gelagert – bei herkömmlich hergestellten Gerstensäften seien es nur ein paar Tage, so Hengst. In der zweiten Aufbaustufe planen die jungen Unternehmer auch eine eigene Flaschenabfüllung an der Treptower Straße. „So eine Anlage ist sehr aufwendig und teuer, das lohnt sich erst, wenn wir eine bestimmte Menge produzieren. Es ist aber definitiv vorgesehen. Genug Platz haben wir ja bald.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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