Das lange Warten auf den MEB
Albatros-Schule in der Treskowallee leidet unter dramatischem Platzmangel
„Eine unhaltbare Situation“, sagt Elternvertreterin Johanna Hachtmann, wenn sie über die einzige Förderschule mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Treptow-Köpenick redet. „Die Albatros-Schule platzt aus allen Nähten“, bestätigt auch deren Leiterin Ines Lüdtke. Vor Jahren schon wurde der Schule ein Modularer Ergänzungsbau (MEB) in Aussicht gestellt, doch immer wieder kam etwas dazwischen.
Mängel gibt es in der Albatros-Schule schon seit Langem an allen Ecken und Enden. Aufgrund der Platznot mussten sämtliche Therapie-, Teilungs- und Materialräume zu Klassenräumen umfunktioniert werden. Die Therapieräume wurden wiederum teilweise in kleine Aufenthaltsräume oder Waschräume verschoben. „Die Räume sind für diese Zwecke nicht ausgelegt, zu klein und dunkel. An anderen Stellen wurden die Nasszellen zu Küchen umfunktioniert, die in jedem Klassenzimmer Voraussetzung sind“, listet die Schule in einem Dokument auf.
Während der Unterricht teilweise bereits in den Lehrerzimmern stattfinde, müssten Kinder in den Klassenräumen gewickelt werden, da die Bäder belegt seien. Dies sei eine „drastische Verletzung der Privatsphäre der Kinder“. Des Weiteren gebe es nun keinen Kunst- und auch keinen Religionsraum mehr. Der Pausenraum sei zu klein, Kinder mit Rollstuhl hätten durch die beengten Verhältnisse Probleme, und es seien zu wenig Pflegeliegen vorhanden. Die Liste ließe sich fortführen.
Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Pflegebedarf
Betreut werden in der Albatros-Schule Kinder und Jugendliche, die einen erhöhten Pflegebedarf haben, weil sie beispielsweise mehrfach schwer behindert sind. Ein fester Alltag und feste Strukturen sind für sie enorm wichtig. Manche sitzen im Rollstuhl, manche sind inkontinent, manche auf Medikamentengabe angewiesen. Auch der neunjährige Sohn von Johanna Hachtmann besucht seit vier Jahren die Schule. „Er ist stark körperlich und geistig beeinträchtigt – ohne Diagnose“, berichtet die engagierte Mutter. 145 Schüler sind es aktuell. Hinzu kommen noch zwei ausgelagerte Klassen mit je sechs bis acht Schülern. Schulleiterin Ines Lüdtke musste schon unzählige Male Eltern abweisen, die ihr Kind bei ihr anmelden wollten. Die große Nachfrage kann die Albatros-Schule nicht mal ansatzweise stillen.
Seit Jahren ist der Platzmangel dem Bezirksamt und dem Senat bekannt. Ein spezieller MEB für den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung soll Entlastung bringen. Dieser würde über zwölf allgemeine Klassenräume, dazu acht Teilungs-, zwei Therapie-, zwei Pflege-/ Sanitätsräume, einen Mehrzweck-, einen Kunstraum, eine Ausgabeküche, eine Mensa und einen Stützpunkt für Lehrer und Erzieher verfügen. Ursprünglich sollte er auf dem bestehenden Schulgrundstück errichtet werden. Umweltschutzgründe verhinderten dies. Inzwischen wurde das nördlich angrenzende, in Privatbesitz befindliche Grundstück in der Treskowallee als MEB-Standort ausgemacht. Einem Kauf durch den Bezirk steht laut Schulstadträtin Cornelia Flader (CDU) nichts mehr im Weg.
Schwieriges Gelände
Damit ist jedoch noch nicht die letzte Herausforderung gemeistert. Da es sich um ein ehemaliges Militärgelände handelt, ist der Boden verseucht und muss an einigen Stellen großzügig ausgehoben werden. Außerdem steht der Abriss des Fundaments der früheren Kasernengebäude an. Weil das Land Berlin nur lastenfreie Flächen erwirbt, muss der Eigentümer diese Aufgaben übernehmen. Dafür muss er jedoch erst das Ende der Vegetationsperiode abwarten. Beräumung und Bodensanierung könnten somit erst im Oktober beginnen und bis Ende März 2021 abgeschlossen sein. Bis Ende 2021 sollte dann der Bau des MEB starten, der in der Regel ein halbes Jahr dauert.
Der Bezirk rechnet nach jetzigem Stand mit einer Inbetriebnahme zum Schuljahr 2022/2023. Sechs Millionen Euro sind dafür im Investitionsprogramm des Landes Berlin für die Jahre 2019 bis 2023 vorgesehen. „Ich hätte den MEB gerne schon längst gehabt. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit. Leider dauert es sehr lange, das ist das Unbefriedigende daran“, sagt Cornelia Flader. Eigentlich sei auch der MEB nicht ausreichend, sondern ein zweiter Schulstandort dieser Art müsste her.
Ungeklärt ist auch weiterhin die Frage, ob die Albatros-Schule ein Therapiebad bekommt, wie es sich Johanna Hachtmann wünscht. Auf die Frage, ob dafür ein Umbau der kleinen Schwimmhalle in der Wuhlheide infrage kommt, hat die Stadträtin nach eigener Aussage noch immer keine Antwort der zuständigen Stellen erhalten.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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