Cora Geißler rettete ein architektonisches Kleinod
Das Ufo am Ufer der Spree

Seit 2002 steht das Futuro-Haus auf dem Rundfunkgelände. | Foto: Ralf Drescher
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Wer vom Spreeuferweg am Spreepark auf die andere Seite blickt oder mit dem Dampfer am früheren DDR-Rundfunk an der Nalepastraße vorbei fährt, kann es nicht übersehen. Das „Futuro 13“, ein ungewöhnliches Bauwerk, das wie ein Blick in die Zukunft wirkt.

Die freiberufliche Außenrequisiteurin Cora Geißler hat das ungewöhnliche Bauwerk zum Hobby gemacht. „Irgendwann um 2000 habe ich das Futuro bei einem Besuch im Spreepark entdeckt und mich sofort darin verliebt“, erzählt die 40-Jährige. Das Haus hatte die DDR in Finnland gekauft, es diente im Kulturpark Plänterwald als Station für den Parkfunk. Von hier wurden die Musik eingespielt und verloren gegangene Kinder per Lautsprecherdurchsage gesucht. Spreepark-Betreiber Witte hatte das ungewöhnliche Bauwerk dann als Gerümpellager zweckentfremdet. „Mit ihm bin ich nicht ins Geschäft gekommen, erst vom Insolvenzverwalter konnte ich später das Futuro kaufen“, erklärt Cora Geißler.

Sie brauchte für das gut 4,5 Tonnen schwere Teil dann schnell eine neue Heimat. Für den Hubschraubertransport war es zu schwer, deshalb wurde die leider nicht fliegende Untertasse mittels Kran und Lastkahn zum Rundfunkgelände am anderen Spreeufer gebracht. Seit 2002 erinnert sie hier an Zeiten, in denen auch architektonisch der Blick in die Zukunft gerichtet wurde. „Der finnische Architekt Matti Suuronen hatte die Futuro-Häuser 1968 entwickelt. Sie haben acht Meter Durchmesser, sind vier Meter hoch und bestehen aus glasfaserverstärktem Polyester. Gedacht waren die Futuros unter anderem als Berghütte, Wochenendhaus und Arztpraxis“, erklärt Cora Geißler. Sie hat das Haus in den letzten Jahren selbst und ohne Fördermittel behutsam restauriert und nutzt es zuweilen als Büro. Auch die Einrichtung, Kunststoffstühle aus den Siebzigern, passt zum Bau mit seinen ellipsenförmigen Fenstern. Im Inneren wähnt man sich irgendwo zwischen Apollo 13 auf dem Weg zum Mond und Raumschiff Enterprise.

Gebaut wurden in Finnland 20 Exemplare. Damit war dem Futuro kein großer Erfolg beschieden. „Selbst mit dem für den Kulturpark gekauften Exemplar gab es Ärger. Wie aus Akten des Vergnügungsparks sichtbar wird, wollte das zuständige Treptower Bauamt die Aufstellung nicht genehmigen und stellte ständig neue Forderungen“, erklärt Cora Geißler.

Inzwischen gibt es Überlegungen, das Futuro unter Denkmalschutz zu stellen. Stefan Förster, der Vorsitzende des Bezirksdenkmalrats, war vor Ort. „Wir werden das Thema in unserer nächsten Sitzung behandeln. Mit einer Unterschutzstellung könnte die Eigentümerin vielleicht bei der Erhaltung und bei der Suche nach einem langfristigen und öffentlich zugänglichen Standort unterstützt werden. Wir müssen es Cora Geißler hoch anrechnen, dass sie das Zeugnis der Architektur der Moderne aus der Zeit vor einem halben Jahrhundert bewahrt hat“, erklärt Stefan Förster. Derzeit plant Cora Geißler einen Dokumentarfilm über alle noch vorhandenen Futuro-Häuser, darunter in Florida, Frankfurt/Main, London und Schanghai. Ein interessanter Beitrag von ihr steht unter https://bwurl.de/146f.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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