Baustopp wegen alter Gasanstalt
Arbeiten in der Wilhelminenhofstraße dauern nun bis November

Die Wilhelminenhofstraße bleibt im Bereich der Baustelle weiterhin voll gesperrt. | Foto: Ralf Drescher
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Wer in Berlin im Untergrund buddelt, stößt dabei oft auf ein Stück Geschichte. Und die fällt den Bauleuten gelegentlich auf die Füße, wie jetzt den Berliner Wasserbetrieben.

Das Unternehmen saniert an den Spreehöfen in der Wilhelminenhofstraße seit Monaten einen rund einen Meter dicken Schmutzwasserkanal. Und dabei sind die Arbeiter wohl auf Reste der früheren Gasanstalt Oberspree gestoßen. „Seit Wochen wurde hier nicht mehr gebaut. Dafür konnte man beim Vorbeilaufen an der Baugrube unangenehme Gerüche wahrnehmen. Genau so rochen früher die S-Bahnzüge aus Erkner, die den Geruch des Teerwerks durch die Stadt getragen haben“, berichtet Leser Wolfgang Kuhlmann.

Bei den Berliner Wasserbetrieben bestätigt man das. „Wir hatten dort vom 9. April bis 8. Juni einen Baustillstand. Beim Anlegen der Baugruben für die Kanalsanierung sind wir auf kontaminierten Boden gestoßen. Experten haben dabei sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe festgestellt“, berichtet Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe.

Hinter dem wissenschaftlichen Begriff verbergen sich Verbindungen wie Naphtalin, Pyren oder Heptaphen. Diese Stoffe sind Bestandteil von Kohle und Erdöl. Sie werden unter anderem bei der Verkokung von Steinkohle frei.

Und damit ist die Herkunft klar. Im Bereich der Baustelle befand sich die 1898 errichtete Gasanstalt Oberspree, die Stadtgas für Ober- und Niederschöneweide, Karlshorst und Friedrichsfelde erzeugte. Die Gaserzeugung wurde 1927 eingestellt. Der Gasbehälter an der Wilhelminenhofstraße wurde noch bis 1974 genutzt. „Die Geruchsentwicklung vor Ort entsteht durch das Ausgasen des belasteten Bodens. In unserem Auftrag hat ein Sicherheitsunternehmen ein Entsorgungskonzept erstellt. Die Werte am Rand der Baugrube werden mit Gasdetektoren überwacht. Bei einem Grenzwert unterhalb gesundheitsschädlicher Konzentrationen würden sie Alarm auslösen, dann würden wir die Arbeiten einstellen und die Baugrube abdecken“, informiert Pressesprecher Stephan Natz. Wie das im Auftrag der Wasserbetriebe für die Absicherung der Arbeiten zuständige Ingenieurbüro festgestellt hat, sind Anwohner durch die Altlasten nicht in Gefahr. Allerdings müssen Anwohner Gewerbetreibende und Kunden nun noch länger mit Einschränkungen durch die Vollsperrung der Wilhelminenhofstraße in diesem Bereich rechnen. Die Spreehöfe können weiterhin nur von der Edisonstraße aus angefahren werden. Die Fertigstellung der Arbeiten an der Schmutzwasserleitung ist jetzt für November geplant.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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