Erinnerung an „Fräulein“ Waltraud Krause durch Straßenbenennung

Waltraud Krause 2004 in der Heimatstube.
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Oberschöneweide. Vor fünf Jahren starb Waltraud Krause, die langjährige Ortschronistin von Oberschöneweide. Jetzt hat der Bezirk Treptow-Köpenick sie mit einem Straßenschild geehrt.

Diese Ehrung könnte ihr gefallen haben. Bescheiden wie sie war, wäre eine breite Allee oder ein großer Platz mit ihrem Namen nicht ihr Ding gewesen. Jetzt trägt der neu gebaute Verbindungsweg zwischen Siemensstraße und Wilhelminenhofstraße ihren Namen.

Der Weg führt an einem Spielplatz und einer kleinen Grünanlage vorbei und bietet auf mehreren Bänken Platz zum Verweilen. Dort können dann viele ihrer früheren Schüler mit dem Blick auf das Straßenschild ihrer Lehrerin gedenken. Denn Waltraud Krause, aus einem christlichen Oberschöneweider Elternhaus stammend, war seit dem Ende der NS-Diktatur Grundschullehrerin in der Fritz-Gäbler-Oberschule in der Plönzeile.

Dort hat sie bis zum verdienten Ruhestand Deutsch und Heimatkunde unterrichtet und dabei die große Politik der von ihr nicht geliebten DDR außen vorgelassen. Ihre ganze Liebe galt ihren Schülern, denen sie ab 1965 in einer Arbeitsgemeinschaft die Heimatgeschichte von Oberschöneweide näher gebracht hat. Über 50 Jahre alte Farbdias, die Waltraud Krause selbst aufgenommen hat, belegen Exkursionen zum Schrankenwärter am Bahnhof Wuhlheide, zum Licht- und Luftbad und zur Industriebahn „Bulle“, die bis zum Ende der DDR den Ortsteil prägte.

Besonders erwähnenswert aus heutiger Sicht war ihre bürgerliche Einstellung. Frühere Schüler berichten immer wieder, dass sich ihre Lehrerin als kinderlose und alleinstehende Dame traditionell als Fräulein Krause ansprechen ließ. "Und viele Mitglieder ihrer Kirchengemeinde haben erzählt, dass Waltraud Krause eine Ausbildung zur Laienpredigerin gemacht und dann bei Gottesdiensten in der Christuskirche selbst auf der Kanzel gestanden hat“, erzählt Stefan Förster vom Heimatverein Köpenick. Der Verein, dem auch Historiker, Bezirkspolitiker und Journalisten angehören, hatte nach dem Tod Waltraud Krauses einen Teil ihres Archivs übernommen, darunter auch zahlreiche Fotos.

Waltraud Krause war sozusagen ein Stehaufmännchen. Als in der Wendezeit nach 1989 die an ihrer Schule angelegte heimatkundliche Sammlung verschwand, baute sie ein neues Archiv auf. Mehrere Jahre hielt sie dann ihre Heimatstube in der Schule an der Plönzeile für Besucher offen, mit festen Öffnungszeiten. Bereits zu Lebzeiten wurde sie mit der Bürgermedaille des Bezirks und dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Jetzt, fünf Jahre nach ihrem Tod, folgte der Name auf einem Straßenschild. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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