Masken und mehr aus Oberschöneweide
Oberschöneweide. Auf dem Gelände an der Spree werden seit einem Vierteljahrhundert keine Transformatoren mehr hergestellt. Trotzdem herrscht in einem Teil der alten Backsteinbauten an der Wilhelminenhofstraße Hochbetrieb. Denn in wenigen Tagen ist Rosenmontag, der Höhepunkt des Karnevals.
Metamorph GmbH steht an der Tür, dahinter befinden sich in der alten Trafohalle Hochregallager, Packstationen und Büroräume. Vor hier aus gehen Faschingsmasken nach ganz Europa, gelegentlich auch nach Übersee. Mitarbeiter laufen durch die Gänge und stellen Postsendungen zusammen. Ist die Bestellliste abgearbeitet, wird alles verpackt und kommt dann zu Stefan Nowak. Der arbeitet in der Logistik und sortiert die Sendungen für die verschiedenen Postdienstleister.
„In der Hochsaison, vor allem in den Wochen vor Halloween oder Karneval, verlassen bis zu 10 000 Pakete täglich unser Unternehmen“, erzählt Anett van Buer. Sie ist in der Firma für die Pressearbeit zuständig. Metamorph wurde 1999 von zwei Köpenickern gegründet, Roman Matthesius und Georg Dittrich. „Sie hatten beim Bummel über einen Künstlermarkt gruselige Latexschaummasken entdeckt und dann selbst einen Vertrieb für solche Masken aufgebaut. Sie verkauften sie auf Märkten und in einem kleinen Laden in der Oranienburger Straße“, erzählt Anett van Buer.
Inzwischen hat das Unternehmen 120 Mitarbeiter. In der Faschingssaison kommen bis zu 400 Zeitkräfte dazu. Viele der 12 000 verschiedenen Artikel werden an der Wilhelminenhofstraße selbst hergestellt, darunter Monsterohren, falsche Bärte – aus echtem Haar – riesige Nasen und sogar künstliche Wunden für den Gruseleffekt. Die berühmten Masken für den venezianischen Karneval werden allerdings in der Nähe des Canale Grande gefertigt und dann nach Berlin geschickt.
Seit Kurzem stehen auch Ledermasken hoch im Kurs. Dafür wurde extra eine Werkstatt eingerichtet. Hier sitzt gerade Marena Mehlig an einem neuen Entwurf. Die Masken entstehen aus Rindslederhäuten, von denen ein ganzer Stapel im Vorratsregal liegt. „Das Leder wird angefeuchtet und dann in Form gebracht, das wiederhole ich unzählige Male“, erzählt die junge Frau, die sich in der Ausbildung zur Sattlerin befindet. Die Masken, die über das Internet quer durch Europa gehandelt werden, sind auch gefragt, wenn die Faschinszeit vorbei ist. „Dann beliefern wir Fans von Actionspielen, Mittelalterpartys und Junggesellenabschieden“, erzählt Anett van Buer. Neben Masken und Kostümen ist auch Zubehör im Angebot. Fehlen darf natürlich nicht das berüchtigte Filmblut, mit dem riesige Narben „verziert“ werden oder mittels Blutkapseln sogar Blut gespuckt werden kann. Auch Maskenbildner von Film- und Theaterproduktionen werden aus den alten Fabrikhallen in Schöneweide beliefert.
Gelegentlich maskieren sich die Mitarbeiter sogar selbst. Zu Halloween soll angeblich kaum ein normaler Mensch durch die Gänge laufen, hört man. Und viele Mitarbeiter haben es auch schon in die Kataloge ihres Arbeitgebers geschafft. „Maskiert natürlich“, sagt Anett van Buer. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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