Gesobau verschiebt energetische Sanierung wegen Mieterprotest

Die Gesobau plant, das Haus in der Kavalierstraße 19/19A zu modernisieren. | Foto: BW
  • Die Gesobau plant, das Haus in der Kavalierstraße 19/19A zu modernisieren.
  • Foto: BW
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Pankow. Fällt der Stuck der Sanierung zum Opfer? Das Wohnhaus in der Kavalierstraße 19/19A soll schonend saniert werden. Dafür setzt sich der Verein "Denk mal an Berlin" ein.

Er engagiert sich für die Denkmalpflege in der Stadt. Immer wieder rückt er besondere Bauwerke in den Fokus, erklärt sie zum "Besonderen Denkmal". Dass sich der Verein jetzt für ein Wohnhaus engagiert, dass offiziell noch gar kein Baudenkmal ist, hat seinen Grund.

Die Eigentümerin, die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau, plant die Modernisierung des Hauses, das im Jahr 1913 erbaut wurde. Die 16 Mietparteien erhielten eine Modernisierungsankündigung. Diese ließ sie aufschrecken. Das Haus wird nämlich energetisch saniert. Das heißt: Die Fassade soll gedämmt und die bisherigen Holzkastendoppelfenster sollen gegen PVC-Fenster ausgetauscht werden. Außerdem sollen die gusseisernen Heizkörper aus dem alten Haus verschwinden. Damit würde sich unter anderem die Fassade des Hauses komplett verändern. Bisherige Stuckelemente würden verschwinden, und auch die Fenster sehen nach der Modernisierung ganz anders aus. Es würde nach Meinung des Vereins "Denk mal an Berlin" eine glattgeschliffene Fassade geschaffen werden, die nichts mehr mit der ursprünglichen zu tun hätte.

Gegen diese Form der Modernisierung wehren sich die Mieter. Bislang habe keiner die Modernisierungsvereinbarung unterschrieben, berichtet Matthias Weinhold. Er und andere Mieter gründeten inzwischen den "Verein zur Bewahrung historisch-wohnkulturell bedeutender Gebäude in der Kavalierstraße, Berlin-Pankow".

Dass der Verein "Denk mal an Berlin" die Mieter in ihrem Bestreben nach einer behutsamen Modernisierung des Hauses unterstützt, hat seinen Grund. Immer häufiger werden Fassaden historischer Wohnhäuser, die es (noch) nicht auf die Denkmalliste schafften, so gedämmt und geglättet, dass man sie nicht mehr wiedererkennt, bedauert Dr. Agnete von Specht, die Geschäftsführerin des Vereins.

Doch nicht nur aus historischer Sicht sollte die geplante Modernisierung des Hauses in der Kavalierstraße noch einmal überdacht werden, sondern auch mit Blick auf die Kosten, meint der Professor für Volkswirtschafslehre an der HWTK Leipzig, Dr. Harald Simons. Er errechnete, dass in diesem Haus einer Energiekosteneinsparung von 0,56 Euro je Quadratmeter und Monat nach der Modernisierung umlagefähige Investitionskosten von 2,20 Euro pro Quadratmeter im Monat gegenüberstehen. Das ist nach Auffassung des Wissenschaftlers völlig unwirtschaftlich.

Weil es in der Stadt immer mehr Häuser gibt, deren historische Fassaden im Zuge energetischer Sanierungen zerstört werden, hat sich inzwischen auch eine Initiative "Gegen die Zerstörung historischer Fassaden durch Außendämmung" gegründet. Diese berichtet über ihre Aktivitäten gegen die Zerstörung weiterer Fassaden und über bereits zerstörte Fassaden auf http://fassadenretter.de/.

Das Problem am Haus in der Kavalierstraße 19/19A ist, dass es nicht unter Denkmalschutz steht. Deshalb versuchen Denkmalschützer, Mieter und weitere Initiativen die Öffentlichkeit auf die Folgen der Fassadendämmung an diesem Haus aufmerksam zu machen. Die Gesobau hat bislang kein Interesse an Gesprächen mit Vereinen und Initiativen, die sich für eine behutsame Sanierung des Hauses einsetzen, berichtet Agnete von Specht. Die Einladung zu einem Gespräch im Haus sei von der Gesobau nicht angenommen worden.

Das Wohnungsunternehmen teilte inzwischen allerdings mit: "Vor wenigen Tagen entschied sich die Gesobau AG für eine Verschiebung der Modernisierung des Wohnhauses in der Kavalierstraße 19/19A um ein Jahr auf 2016. Grund hierfür ist die Ablehnung der Modernisierungsmaßnahme durch die Mieter des Hauses."

Die Gesobau erklärt, dass ihr Modernisierungskonzept das Ergebnis eines intensiven Austauschs mit dem Bezirksamt Pankow sei. Es beruhe auf einer fachplanerischen Ausarbeitung unter Beachtung der Energieeinsparverordnung. Weiterhin erklärt die Wohnungsbaugesellschaft, dass es sich beim Wohnhaus in der Kavalierstraße zwar um kein denkmalgeschütztes Gebäude handele. Sie werde es bei der Modernisierung aber weitestgehend als solches behandeln.

Wie es mit der geplanten Modernisierung des Wohnhauses weitergehen wird, werden nun wohl weitere Gespräche zwischen allen Beteiligten zeigen.

Weitere Informationen gibt es auf www.kavalierstrasse.de.
Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 361× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 665× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 638× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.052× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.