Direktor lädt ins Abendgymnasium zu den Tagen der offenen Türen
Prenzlauer Berg. Das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg zu erlangen: Diese Möglichkeit bietet das Abendgymnasium Prenzlauer Berg erwachsenen Berufstätigen. Nun können Interessierte einen Blick in die Räume werfen.
Dieser Tage feiert die Schule ihren 25. Geburtstag. Anlass genug, mal wieder einen Tag der offenen Tür für alle Interessierten zu veranstalten. „Wir öffnen vom 30. Mai bis zum 2. Juni zu den Unterrichtszeiten von 17.30 bis 21.35 Uhr unser Schulhaus. Alle Interessierten haben die Möglichkeit, den Unterricht zu verfolgen“, sagt Schulleiter Lothar Grimm. „Außerdem werden alle Fragen rund um das Abendgymnasium beantwortet, es stehen Flyer zur Verfügung, und Führungen durch das Haus finden statt.“ Am 3. Juni von 18 bis 22 Uhr wird der Schulgeburtstag mit einem Fest auf dem Schulhof an der Driesener Straße 22 gefeiert. Hier können frühere und heutige Hörer des Abendgymnasiums sowie die Festgäste ins Gespräch kommen. Auch an diesem Abend finden Führungen durch das Haus statt.
Dass es diese Schule gibt, ist der Umstrukturierung der Berliner Schullandschaft Anfang der 1990er Jahre zu verdanken. Nicht nur im Westteil der Stadt, auch in Ost-Berlin konnten Erwachsene ihr Abitur im sogenannten zweiten Bildungsweg erlangen. Dafür gab es an den Volkshochschulen eine eigene Abteilung.
Mit der Schulreform 1991 wurde allerdings festgelegt, dass an den Ost-Berliner Volkshochschulen, so wie im Westteil der Stadt üblich, keine Abiturlehrgänge mehr angeboten werden dürfen. Die Schüler, die seinerzeit gerade solch einen Lehrgang absolvierten, sollten sich beim West-Berliner Peter-A.-Silbermann-Abendgymnasium in Charlottenburg anmelden.
Diese Abendschule wäre mit den Schülern aus allen Ost-Berliner Bezirken aber total überlastet gewesen. Man hätte weder genug Raum noch Lehrer gehabt. „Hinzu kommt, dass die Schüler möglichst kurze Wege von der Arbeit zur Schule und dann nach Hause haben sollten“, erklärt Lothar Grimmer. Deshalb stimmte der Senat der Gründung eines Abendgymnasiums im Ostteil der Stadt zu. Gemeinsam mit früheren VHS-Kollegen gründete Dr. Gerhard Tenner die neue Bildungseinrichtung. Ihre Heimat fand sie in Prenzlauer Berg.
Zunächst war sie in einem Schulgebäude an der Pasteurstraße zuhause. Seit etwa sieben Jahren werden die Abend-Schüler im Schulhaus an der Driesener Straße 22 unterrichtet. Zum 25. Schulgeburtstag kann Lothar Grimmer, der heutige Leiter des Abendgymnasiums, eine positive Bilanz ziehen. Im vergangenen Vierteljahrhundert erhielten Hunderte Erwachsene ihr Abiturzeugnis. Wie viele es genau waren, dazu gibt es leider keine Statistik.
Das Durchschnittsalter der Abiturienten lag bei 27 Jahren. Der älteste Schüler des aktuellen Abiturjahrgangs ist übrigens bereits sechzig Jahre alt. Er wollte sich beweisen, dass er das Abi schaffen kann. „Aber er lässt sich auch noch offen, ob er noch ein paar Semester studieren wird“, berichtet der Schulleiter.
„Aus Befragungen wissen wir, dass es unterschiedliche Motivationen gibt, auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur zu machen“, sagt Lothar Grimmer. Einige wollen noch ein Hochschulstudium beginnen. Dazu zählen zum Beispiel Krankenschwestern oder Pflegekräfte, die Medizin studieren möchten. Andere hoffen, ihre Chancen im Job zu verbessern. Wieder andere fühlen sich in ihrer Berufstätigkeit unterfordert und wollen einfach sehen, ob sie diese große Herausforderung meistern. „Auf jeden Fall hat bei uns jeder Hörer die Chance, einen höheren Bildungsabschluss zu erhalten, als er vorher hatte.“ Zurzeit hat das Abendgymnasium etwa 280 Schüler. Die meisten kommen aus dem Bezirk Pankow sowie angrenzenden Ortsteilen. Alle sind berufstätig. Nach ihrer Arbeitszeit beginnen sie um 17.30 Uhr mit dem Unterricht, der in der Regel bis 21.35 Uhr geht – und das jeden Werktag. Grimmer: „Da braucht man schon Durchhaltevermögen. Viele lernen dabei auch, ihren Alltag besser zu strukturieren.“BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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