Gegen Depressionen
Martin Schultz organisiert spezielle Bewegungsangebote
Unter dem Motto „Selbsthilfe bewegt“ ist in der Pankower Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) ein neues Projekt gestartet.
Bei KIS im Stadtteilzentrum an der Schönholzer Straße 10 treffen sich Gruppen, deren Mitglieder ganz unterschiedliche gesundheitliche, soziale oder Sucht-Probleme haben. In einer Gruppe kommen regelmäßig Menschen zusammen, die an Depression erkrankt sind. Martin Schultz, aktives Mitglied der Gruppe, hat nun ein ungewöhnliches Projekt gestartet. Er ist durchtrainiert, und das sieht man ihm auch an. Martin Schultz steht dazu, dass er an Depression erkrankt ist und weiß aus eigener Erfahrung, dass jeder etwas dagegen tun kann. „Ich bewege mich sehr viel“, sagt er, „fahre viel Rad, laufe im Freien, klettere. Das hilft mir sehr.“ Seit 2012 trifft er sich mit anderen Erkrankten in der Pankower KIS.
„Ich überlegte mir: Wenn Bewegung mir hilft, warum soll sie dann nicht auch anderen helfen“, erzählt Schultz. So entwickelte er das Projekt „Selbsthilfe bewegt“. Seine Idee: Er bietet unterschiedliche Bewegungs-Aktivitäten an. Mal lädt er zum Bogenschießen auf der Anlage eines Pankower Sportvereins ein, mal geht es zum Klettern an eine Kletterwand. Teilnehmer konnten sich bereits in der Sportart Parkour und auch im Standup-Paddeln versuchen.
„Willkommen sind zu diesen Aktionen nicht nur Menschen mit Depression, sondern auch mit anderen psychischen Erkrankungen“, sagt Martin Schultz. „Denn mit der Bewegung wird zugleich ein Stück weit das Selbstbewusstsein gestärkt.“ Neben den Bewegungsangeboten bietet er auch eine „Hunderunde“ an. Mit dabei ist stets sein eigener Husky Bahar. „Den habe ich aus einem Tierheim adoptiert“, sagt er, streichelt über dessen weiches Fell und lächelt. „Wir haben festgestellt, dass wir uns gegenseitig brauchen.“ In der „Hunderunde“ begeben sich die Teilnehmer auf einen zweistündigen Spaziergang durch die Natur mit Huskys aus dem Tierheim „Nordische in Not“. Neben der Bewegung kommen sie über die Hunde miteinander ins Gespräch und tauschen sich aus. Mensch und Tier fühlen sich danach wohler.
Einer, der bereits mehrere „Selbsthilfe bewegt“-Aktionen mitmachte, ist Ingo. Er wohnt in der Nähe des Bürgerparks. „Meine Erkrankung hat viel mit Stress und Anspannung zu tun“, sagt er. „Ich merke immer wieder, wie ich durch Bewegung und Sport innere Unruhe abbauen kann. Das ist eine gute Ergänzung zur Therapie. Zwar mache ich auch regelmäßig Workout. Aber das ist etwas anderes. Wenn ich mich mit anderen gemeinsam bewege, gibt mir allein schon das Gemeinschaftserlebnis sehr viel. Da kann ich die Anspannung richtig runterfahren“, sagt Ingo.
Um seine Projektidee „Selbsthilfe bewegt“ umsetzen zu können, suchte sich Martin Schultz mehrere Partner. Neben der KIS, deren Träger der Humanistische Verband Deutschland ist, unterstützt ihn auch die AOK Gesundheitskasse. Das ermöglicht ihm, immer neue Aktionen zu initiieren. So hat er zum Beispiel für den 14. Oktober während der Berliner Woche der Seelischen Gesundheit erstmals eine Tour zu einem Waldhochseilgarten organisiert. Mehr Infos auf https://humanistisch.de/selbsthilfe-bewegt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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