Klar Schiff gemacht
Auszubildende der Firma Gegenbauer machen das Café Treffpunkt
Vor wenigen Tagen war das Café Treffpunkt der Heilsarmee in der Kuglerstraße 11 im wahrsten Sinne des Wortes wie leergefegt.
Tische und Stühle waren herausgeräumt, der Fußboden spiegelblank. Und Einrichtungsleiter Siegfried Fischer freute sich: „Das ist doch mal eine ungewöhnliche Spendenaktion.“ Denn im Café wurde von drei jungen Leuten von der Facility-Management-Firma Gegenbauer gemeinsam mit ihrem Ausbilder klar Schiff gemacht, Fußboden, Fenster, Fassadensockel und sogar das Leuchtschild einer Grundreinigung unterzogen.
„Für solch eine Grundreinigung haben wir gar kein Geld“, sagt Fischer. „Unsere Einrichtung finanziert sich aus Spenden und Zuwendungen aus dem Bezirksamt.“ Was zur Verfügung stehe, fließe komplett in die Arbeit mit Obdachlosen und anderen Bedürftigen. Aber wenn bis zu 70 Menschen jeden Tag die Einrichtung besuchen, hinterlassen sie natürlich ihre Spuren. Zwar wird täglich saubergemacht, aber irgendwann ist auch mal eine professionelle Reinigung nötig.
Die stieß der Vorsitzende des Beraterkreises der Heilsarmee Prenzlauer Berg an. Reinhard Kraetzer, früherer Sozialstadtrat und SPD-Bürgermeister von Prenzlauer Berg, wandte sich an die Firma Gegenbauer. Diese hat in der Paul-Robeson-Straße eine Geschäftsstelle. Kraetzer sprach Ausbildungsleiter Dirk Block an, ob man nicht helfen könne. „Das wollte ich auf jeden Fall, denn ich bin der Heilsarmee sehr zugetan“, sagt Block. „Als junger Mann arbeitete ich in der Kältehilfe der Heilsarmee, unterstützte im Winter die Ausgabe von heißer Suppe an Obdachlose.“ Block wiederum fragte den Ausbilder John Plöger, ob dieser nicht mit drei Auszubildenden einen Praxis-Tag in der Kuglerstraße 11 verbringen könnte, und so kam die Sache ins Rollen.
John Plöger klopfte eines Morgens mit Nico Jaab aus dem dritten Lehrjahr sowie Hamed Behbudi aus Afghanistan und Robel Habtom aus Eritrea, beide begannen gerade im September bei Gegenbauer ihre Vorausbildung, an die Tür des Cafés. „Sie machten sich sofort ans Werk“, sagt Fischer. „Das war von den Arbeiten her abwechslungsreich, und ich habe weitere praktische Erfahrungen sammeln können“, sagt Nico Jaab. „Außerdem haben wir hier wirklich helfen können. Das ist ein gutes Gefühl.“ Gegen 15 Uhr waren alle Arbeiten erledigt, und nach zwei Tagen Schließzeit konnte der Café-Betrieb weitergehen.
Das Café Treffpunkt gibt es bereits seit 1991. Es soll nicht nur ein Treffpunkt für „Menschen am Rande der Gesellschaft“ sein, sondern allen offen stehen, die Gesprächspartner suchen. „Der eine ist nur einsam, andere haben Suchtprobleme, keine Arbeit oder keine Wohnung. Hilfe brauchen fast alle, die zu uns kommen“, sagt Fischer. Vor allem jetzt, wo die kalte Jahreszeit beginnt, nimmt die Zahl der Besucher wieder stetig zu. Und auch warme Kleidung ist wieder gefragt. Deshalb sind Kleidungs- und Schuhspenden dort immer gern gesehen.
Weitere Informationen zum Café Treffpunkt gibt es auf www.heilsarmee.de/prenzlauerberg.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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