"Wir sind keine Revolutionäre"
Freifunker Richard Hebstreit setzt sich für offene und kostenlose Netzwerke für alle ein

Funker zu werden war der Jugendtraum von Richard Hebstreit. Nun ist er Teil eines freien Funknetzwerks. | Foto: Michael Vogt
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„Der Wunsch, Funker zu werden, zog sich durch meine ganze Jugendzeit“ sagt Richard Hebstreit (72). Ein Beruf wurde daraus jedoch nicht. Seinen Jugendtraum hat er sich stattdessen als Freifunker im Förderverein Freie Netzwerke erfüllt.

Richard Hebstreit ist Freifunker der ersten Stunde und seit 2005 dabei. Was es heißt, Freifunker zu sein, bringt er so auf den Punkt: „Wir wollen für alle einen freien und kostenlosen Zugang zu unabhängigen Netzwerkstrukturen. Dafür braucht es viele Gleichgesinnte, die ihre Router für die Allgemeinheit freigeben und sich mit anderen verbinden.“

Ein Blick auf die digitale Berlinkarte von freifunk.net zeigt Punkte, die verteilt über die Stadt mit Linien verbunden sind – das aktuelle Freifunknetz. Im Hochhaus von Richard Hebstreit am Anhalter Bahnhof gibt es bereits fünf Knotenpunkte und damit für fast alle Mieter ein unbeschränktes drahtloses lokales Netzwerk. Es reicht bis an den Askanischen Platz. Bei Bedarf auch weiter. Richard Hebstreit: „Ende 2015 wurde in der Nähe ein Hotel zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmet. Wir konnten den Leuten innerhalb weniger Tage mittels mehrerer Router vom Platz bis zur Unterkunft freien Netzwerkzugang und damit kostenlose Gespräche in ihre Heimat ermöglichen.“

Bei der Verbreitung eignen sich besonders exponierte Standorte wie obere Etagen in Hochhäusern, Balkone oder Dächer. Der Einstieg in die Welt der Freifunker ist dabei denkbar einfach: Der Verein hilft mit Informationen auf seiner Webseite oder bei seinen regelmäßigen Treffen. Hier werden zum Beispiel technische Fragen wie die Auswahl, Installation und Konfiguration von Routern sowie Fragen zur Vernetzung geklärt.

Richard Hebstreit: „Man muss kein Techniker sein. Ich selbst verstehe bis heute nicht genau, wie der Router mit Software bestückt wird.“ Mittlerweile gibt es rund 100 privat betriebene Knotenpunkte in Berlin, zusätzlich zu den rund 3500 öffentlichen WLAN-Spots. Das Freifunknetz wachse stetig, aber langsam und je nach der Sozialstruktur eines Ortsteil durchaus unterschiedlich, so Richard Hebstreit. Das zeigt die Berliner Freifunk-Netzkarte deutlich: So gibt es am Kurfürstendamm kaum Knotenpunkte, ganz anders dagegen sieht es in den Neuköllner oder Friedrichshainer Kiezen aus. Dass die Idee eines nicht-kommerziellen, hierarchielosen, freien Funknetzes dem Geschäftsmodell der großen Netzbetreiber zuwider läuft, liegt auf der Hand.

Gleichwohl verstehen sich Freifunker wie Richard Hebstreit nicht als Revolutionäre: „Freifunker machen nichts Illegales, sind einfach demokratisch und solidarisch, so auch in der digitalen Welt. Wo immer man in Berlin die WLAN-Verbindung „berlin.freifunk.net“ findet, kommt man mit einem Klick kostenlos ins Internet. Ohne Anmeldung und ohne Passwort!"

Möglichkeiten, bei Freifunk mitzumachen, gibt es viele, zum Beispiel als Netzwerker, Software-Programmierer, Autor, Designer oder Ideenpromoter. Die Berliner Freifunk-Community trifft sich mittwochs im c-base, Rungestraße 20, in Mitte (Nähe S- und U-Bahnhof Jannowitzbrücke). Hier erfährt man alles, was man zum Freifunk braucht, wie man sich an laufenden Projekten beteiligen oder ein eigenes Projekt starten kann.

Weitere Informationen über den Förderverein Freie Netzwerke gibt es im Internet unter https://berlin.freifunk.net/.

Funker zu werden war der Jugendtraum von Richard Hebstreit. Nun ist er Teil eines freien Funknetzwerks. | Foto: Michael Vogt
Richard Hebstreit ist ein überzeugter Freifunker der ersten Stunde.  | Foto: Michael Vogt
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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