Erfolgsgeschichte in alten Gemäuern
Die alte Königstadtbrauerei wurde seit 2003 zu einem Vorzeige-Gewerbehof entwickelt

Christoph Andres und Klaus Lemmnitz auf dem Dach der Kantine des Gewerbehofs an der Saarbrücker Straße. Nach 15 Jahren Bauarbeiten auf dem Gelände wird erst einmal eine Bau-Pause eingelegt. | Foto: Bernd Wähner
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  • Christoph Andres und Klaus Lemmnitz auf dem Dach der Kantine des Gewerbehofs an der Saarbrücker Straße. Nach 15 Jahren Bauarbeiten auf dem Gelände wird erst einmal eine Bau-Pause eingelegt.
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Die Gewerbehofgenossenschaft Saarbrücker Straße erwarb vor 15 Jahren die frühere Königstadtbrauerei. Und in diesem Jahr konnten endlich die Bauarbeiten auf dem gesamten Gelände abgeschlossen werden.

Bereits seit einigen Jahren gilt der Gewerbehof in der alten Königstadt in der Saarbrücker Straße 24 bundesweit als gelungenes Beispiel für die Gewerbehofentwicklung in einer Innenstadt. Während ringsum nicht nur die Mieten für Wohnungen, sondern auch die für Gewerberäume in die Höhe schnellen, halten sich die Mieten auf dem einstigen Brauereigelände auf angenehm niedrigem Niveau. Das hängt vor allem mit dem Konzept der Genossenschaft zusammen.

Die Königstadtbrauerei an der Saarbrücker Straße wurde vor über 160 Jahren errichtet. Nachdem sie in den 1930er-Jahren schloss, gab es unterschiedliche Nutzungen. Zum Beispiel standen dort die Autos der Fahrbereitschaft des Ost-Berliner Magistrats. In den Tiefkellern züchtete man Champignons. Anfang der 1990er-Jahre gab es noch 30 Betriebe auf dem Gelände, aber dann wurden gleich sieben Restitutionsanträge für die Brauerei gestellt. Nach und nach sank die Zahl der Gewerbebetriebe auf dem Hof.

„Wir Verbliebenen überlegten, wie wir den Gewerbestandort erhalten können“, erinnert sich erinnert sich der heutige Ehrenvorsitzende der Genossenschaft, Klaus Lemmnitz. „1995 entschlossen wir uns, eine Genossenschaft der Gewerbetreibenden zu gründen.“ Anfang des Jahrtausends schrieb der damalige Liegenschaftsfonds des Landes die alten Gemäuer zum Verkauf aus. Die Genossenschaft entwickelte ein Konzept und gewann mit der Berliner Volksbank einen zuverlässigen Finanzierungspartner. Und 2003 setzte sich die Genossenschaft in einem Bieterverfahren durch. „Ein Grund dafür, dass wir erfolgreich mitbieten konnten, war sicherlich, dass die Immobilienpreise seinerzeit im Keller waren“, meint Lemmnitz.

Gemeinsam mit dem Architekt Stefan Klinkenberg konnte danach die Sanierung der alten Gebäude, der Kellergewölbe und der Hofflächen angegangen werden. Die Genossenschaft ging dabei Schritt für Schritt vor. Immerhin sollten die heimischen Betriebe auch während der Bauarbeiten weiterarbeiten können. Und nach und nach zogen in die sanierten Gebäude neue Unternehmen ein. „Pro Jahr wurden immer im Schnitt eine Million Euro investiert“, so Christoph Andres. Er ist seit 2012 geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft.

In den fünf alten Hauptgebäuden auf dem Gewerbehof siedelten sich inzwischen über 40 Firmen unterschiedlicher Größe an. Die Bandbreite reicht von Handwerksbetrieben über Medienunternehmen bis zu Ateliers. Etwa 400 Menschen arbeiten mittlerweile auf dem Gewerbehof.

Das einzige Haus auf dem Hof, das die Genossenschaft nicht selbst baute, ist der Neubau „Haus F“ in der Straßburger Straße 55. „Hier entschlossen wir uns, einen anderen Weg zu gehen“, so Andres. Das Grundstück wurde an eine nach genossenschaftlichen Grundsätzen aufgebaute Kommanditgesellschaft per Erbbaurechtsvertrag übergeben. In diesen Neubau zog zum Beispiel die Stadterneuerungsgesellschaft Stern und die Velokonzept Saade GmbH ein. Und im Erdgeschoss fand die interfilm Berlin Management GmbH ihre neuen Geschäftsräume. Außerdem eröffnet dort demnächst das „Kino in der Königstadt“, ein kleines Programmkino mit 61 Plätzen.

Nach 15 Jahren Bauarbeiten ist der Gewerbehof rundum erneuert. „Wir wollen jetzt erst einmal verschnaufen“, sagt Christoph Andres. „Aber in etwa vier Jahren werden wir uns das Haus C vornehmen müssen, mit dem die Sanierung des Geländes einst begann.“ Das Gebäude wurde seinerzeit nur teilsaniert. Außerdem wolle man in den nächsten Jahren die Energie- und Stoffkreisläufe auf dem Hof analysieren. „Unser Ziel ist es, unseren energetischen Fußabdruck weiter zu verkleinern“, so Andres. „Deshalb werden wir zum Beispiel über ein effizienteres Abfallmanagement nachdenken.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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