An jedem Stück hängt eine Erinnerung
Streichholzschachteln, Schreibmaschinen, Buddybären – die Vielfalt an Sammlungen ist enorm

Walter Weimert mit einer seiner Jagdtrophäen.  | Foto:  Privat
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  • Walter Weimert mit einer seiner Jagdtrophäen.
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Unser Aufruf an Sammler, sich bei uns zu melden, ist in Reinickendorf auf große Resonanz gestoßen. Die Vielfalt der Sammelleidenschaften ist riesig. Hier einige Beispiele:

Erinnerung an Lebensstationen. Corinna Quelle aus Frohnau sammelt Streichholzschachteln und -Streichholzmäppchen aus aller Welt. Aufbewahrt werden sie in einer großen „Feuersäule“. Alle ungeöffnet. „Das ist eine wichtige Bedingung für meine Sammlung“, sagt sie.

Bereits vor etwa 20 Jahren hätten sich darin etwa 1300 Exemplare befunden, erzählte sie. Viel mehr sind es seither nicht geworden. „Zum einen ist die Säule voll. Vor allem aber finden sich heute, im Gegensatz zu früher, kaum noch irgendwo Streichholzschachteln.“ Als sie in den 1980er-Jahren begann, die Schachteln zu sammeln, sei das noch ganz anders gewesen.

Die verpackten Zündhölzer habe es in unter anderem in Gaststätten, Hotels, Geschäften und Autohäusern gegeben – weltweit. Weil ihr Mann im diplomatischen Dienst tätig war, hat Corinna Quelle in den USA, Afrika und Lateinamerika gelebt. Andere Staaten hat sie bereist und stets Streichholzschachteln mitgenommen. Mit ihnen verknüpft sie viele Erinnerungen an bestimmte Lebensstationen.

Die Karten am Auto. Was viele Menschen nervt, ist für Andrea Mochmann aus Waidmannslust zum Sammelobjekt geworden: Visitenkarten, die an Autos hinterlassen werden und Kaufinteresse für das Fahrzeug anzeigen. Seit 2004 hat sie ein Kartensortiment mit ungefähr 1400 Exemplaren aufgebaut. Auslöser für die besondere Sammlung sei ihr damals dreijähriger Sohn gewesen, berichtet sie. Er habe die ersten Karten auf einem Parkplatz vom Boden aufgelesen und begeistert „Auto, Auto“ gerufen. „Seitdem halte ich Ausschau nach möglichst wenig zerknitterten Karten mit neuen farbigen Motiven“. Bei jedem Stück aus ihrem Fundus handle es sich um ein Unikat. „Alle unterscheiden sich zumindest in einer Kleinigkeit untereinander“.

Besondere Briefmarken. Briefmarkensammler sind wahrscheinlich die größte Gruppe der Sammler. Besonders wird diese Sammelleidenschaft vor allem dann, wenn dabei ein besonderes Sammelgebiet im Mittelpunkt steht. So wie bei Ann Schreiter aus dem Märkischen Viertel. Sie sammelte ausschließlich Briefmarken aus Afrika. Und zwar nur solche, mit denen Briefe frankiert waren, die sie von dort erhalten hat. Menschen aus der Partnerschaft mit einem Kirchenkreis in Südafrika. Asylbewerber, die sie in Deutschland kennengelernt hat und mit denen es auch nach ihrer Rückkehr oder Abschiebung weiter Verbindung gab. Briefe von Freunden, denen sie teilweise bei Reisen auf dem Kontinent das erste Mal begegnet ist. Insgesamt besteht ihre Sammlung aus rund 380 Briefmarken aus 17 Ländern.

Ihre Sammlung sei nicht groß und sie wachse auch nicht mehr, so Ann Schreiter. Aber jede Briefmarke stehe für eine Person und ihre Geschichte. „Hin und wieder blättere ich das Album durch und erinnere mich an die Menschen“. Die Gedanken an sie „machen mir immer noch Freude“.

Schreibmaschinen-Geschichten. Lucia aus Tegel sammelt Schreibmaschinen. Die Leidenschaft für diese Geräte entstand während der Coronazeit, berichtet sie. Ihr Sortiment umfasst zehn Exemplare, die meisten hat sie über Ebay gekauft. Was sie besonders interessiere, sind die Geschichten hinter der Schreibmaschine. Wem hatte sie einst gehört, was waren das für Menschen? Die frühere Besitzerin ihrer ersten Maschine sei eine Geigerin gewesen. „Sie hatte am gleichen Tag Geburtstag wie ich und ist an diesem Tag auch gestorben“. Auch sie schreibe heute nicht mehr allein mit der Schreibmaschine, sagt Lucia. Sie zu nutzen, bedeute aber eine andere Art des Schreibens. Mittlerweile gibt es auch einige Schreibmaschinenbrieffreundschaften. Der Kontakt untereinander erfolgt überwiegend durch Maschinen geschriebene Nachrichten, die dann mit der Post verschickt werden.

Der Bären-Jäger. Er ist inzwischen der wahrscheinlich wichtigste Werbeträger Berlins: der Buddy-Bär. Die 2001 von Eva und Klaus Herlitz erdachte Figur findet sich mittlerweile rund um den Globus. „Bis heute stehen circa 2170 Buddy-Bären irgendwo auf der ganzen Welt an vielen spannenden Orten, die ich aufspüren, jagen und fotografieren möchte“. So beschreibt Walter Weimert aus Hermsdorf seine Sammelleidenschaft. Etwa 1500 davon sind inzwischen mit der Kamera „geschossen“ worden und wurden in mittlerweile zehn Fotobüchern mit insgesamt rund 7000 Aufnahmen festgehalten. Außer vom Bärenjäger stammen die Bilder auch von manchen Gehilfen, Freunden oder Bekannten, die auf Reisen einen Buddy entdeckten und auf den Auslöser drückten. Auch deshalb finden sich selbst Orte wie Hongkong oder Kuala Lumpur in seinem Bärenfotosortiment.

In Berlin gebe es mindestens 700 Exemplare, die er selbstredend schon fast alle erwischt hat, teilt Walter Weimert mit. Außerdem stehe er inzwischen in Kontakt mit der Firma Buddy Bear GmbH. Sie gebe ihm ab und zu einen Tipp, wo ein neuer Bär aufgestellt worden ist. „Das erleichtert meine Pirschgänge enorm“.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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