Das "Kastanienwäldchen" gibt es nicht mehr
Kult-Kneipe in der Residenzstraße musste zum 31. Dezember schließen
Schon Mitte Dezember 2023 endete der Betrieb, da zum Jahresende die Räume „besenrein“ übergeben werden mussten: Die Gaststätte das Kastanienwäldchen gibt es nicht mehr.
Die Kneipe in der Residenzstraße, direkt am Franz-Neumann-Platz, war eine Institution im Kiez und darüber hinaus. Bekanntheit erlangte sie auch durch Tanz- und Partyveranstaltungen. Betrieben wurde das Lokal seit rund 30 Jahren von Norbert Raeder, der als parteiloser Mitglied in der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Reinickendorf ist.
Im vergangenen Sommer sei das Mietverhältnis von der Hausverwaltung per Post gekündigt worden, teilte er mit. Was ihn schon deshalb verwunderte, weil er einen der Eigentümer eigentlich als seinen Freund angesehen hatte. Aber der, so wurde deutlich, tat nichts, um die Entscheidung rückgängig zu machen.
Nur durch eine weitaus höhere Miete wäre die Kündigung und damit das Ende der Kiezkneipe noch möglich gewesen. Für Norbert Raeder war das nicht machbar, schon im Interesse der Kundschaft. Auch nach der Corona-Pandemie erhöhte er die Preise nicht. Denn er weiß, dass viele, die sein Lokal aufsuchten, kaum mehr bezahlen können.
Norbert Raeder engagiert sich für Kinder, Jugendliche und Senioren. Er hilft Armen, Obdachlosen und Suchtkranken. Zahlreiche Organisationen und Aktionen wurden von ihm gegründet und unterstützt. Das Kastanienwäldchen diente als Anlaufstelle. „Da hingen viele Menschen dran“, sagt Raeder.
Wie seine Zukunft aussehe, wisse er noch nicht, so Norbert Raeder einige Tage vor dem Ende der Kneipe. Noch könne er sich darüber keine Gedanken machen. Dazu sei er noch nicht fähig. Gefreut habe ihn aber, dass er schon mehrere Angebote bekommen habe, unter anderem auch solche, einen Gastronomiebetrieb an anderer Stelle zu übernehmen.
Dass seine bisherige Arbeit gewürdigt wird, hat er bei der Verleihung der Reinickendorfer Ehrenpreise erfahren. Norbert Raeder wurde mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Seine Würdigung sei der „emotionale Höhepunkt“ des Abends gewesen, erklärte das Bezirksamt. Nobert Raeders Mahnung bei diesem Anlass lautete: „Vergesst nicht die, denen es noch schlechter geht“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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